Nach 13 Partien steht der HSC 2000 Coburg in der laufenden Saison erstmals dort, wo er nach 34 Spieltagen auch stehen möchte: in den Top 7 der 2. Handball-Bundesliga. Nach dem souveränen 30:25-Heimerfolg über den Dessau-Roßlauer HV platzieren sich die Coburger sogar vorläufig auf Rang 5.

2. Bundesliga HSC 2000 Coburg – Dessau-Roßlauer HV 30:25 (13:10)

Dass die Mannschaft des HSC am Dienstagabend vor 1516 Zuschauern ihren mittlerweile vierten Sieg in Serie feierte, hängt natürlich auch mit der mittlerweile entspannteren Personalsituation zusammen. Lediglich Pavels Valkovskis (Rückenprobleme) stand Jan Gorr nicht zur Verfügung. Ansonsten durfte der Coburger Trainer aus dem Vollen schöpfen und machte sich seinen tiefen Kader auch zunutze.

Die Gäste aus Sachsen-Anhalt müssen aktuell mehr improvisieren, so fehlten Coach Uwe Jungandreas unter anderem Linksaußen Jakub Hrstka und Kreisläufer Patrick Gempp. Den vor der Partie formulierten Vorsatz von Toptorschütze Timo Löser, von der ersten Minute an Handball zu spielen, setzte Dessau-Roßlau nicht um. Die Gäste verschliefen den Start komplett und verloren zwei Bälle, die Max Jaeger und Krone per Tempogegenstoß in einfache Tore ummünzten (3:0, 3.).

Eine frühe Hypothek, der Dessau über die restlichen 57 Minuten hinterherlief. Der HSC verstand es, das Tempospiel der Gäste durch guten Rückzug zu unterbinden. Im gebundenen Spiel ging die Hauptgefahr von Mittelmann Vincent Sohmann aus, der einige Male die Lücke fand und seine Kreisläufer bediente.

Aber: Kristian van der Merwe ist in diesen Tagen und Wochen keine Parade zu schwierig. Allein gegen Tim Hertzfeld, der mehrmals frei am Kreis zum Abschluss kam, war der Däne dreimal zur Stelle. Van der Merwe spielte 60 Minuten durch, wohl auch weil Fabian Apfel nach Krankheit zuletzt noch etwas geschwächt war. 19 Paraden und drei Assists standen für den 29-Jährigen am Ende seines Arbeitstages zu Buche. Vorne war Coburg um Kontrolle und gute Abschlüsse bemüht, wollte das Tempo gegen die zuweilen mit Hochgeschwindigkeit agierenden Dessauer diktieren. Und das gelang.

Merlin Fuß brachte den HSC Mitte der ersten Halbzeit mit viel Wucht erstmals mit vier Treffern in Front (8:4). Trotzdem hätten die Gastgeber auch höher führen können, doch insbesondere die Außenspieler ließen einige gute Möglichkeiten liegen. Krone und Max Jaeger trafen in zwei aufeinanderfolgenden Angriffen nur die Latte.

Dem Coburger Spiel gingen nun die Überraschungsmomente verloren, Dessau-Roßlau stand nun gut, zwang Coburg zu unvorbereiteten Würfen und war plötzlich auf 8:9 dran. Fuß musste nach zwei Fehlern Jakob Knauer weichen, und mit der Einwechslung des Eigengewächses kam kurz vor der Halbzeitpause ein neues Element ins HSC-Spiel. Knauer traf dreimal binnen kürzester Zeit aus Eins-gegen-eins-Situationen und sorgte fast im Alleingang dafür, dass Coburg mit drei Treffern Vorsprung in die Kabine ging.

X-Faktor Nummer 1 van der Merwe, X-Faktor Nummer 2 Knauer und X-Faktor Nummer 3? Florian Billek. Der Routinier wurde in der ersten Halbzeit geschont, war lediglich am Siebenmeterstrich aktiv. In der zweiten Spielhälfte ließ Gorr den 35-Jährigen von der Leine – und wurde nicht enttäuscht. Den spektakulärsten Billek-Treffer gab es bereits nach knapp vier Minuten zu bestaunen, als van der Merwe einmal mehr das Spiel mit einem langen Ball schnell machte und der Rechtsaußen den Ball aus der Luft aufnahm und ins leere Tor traf – 17:12.

Der Widerstand der kriselnden Dessauer schwand mehr und mehr. Doch wer die bisherige Saison aufmerksam verfolgt, weiß: Mit deutlichen Führungen vor heimischer Kulisse haben es die Coburger nicht so. Und auch am Dienstagabend kamen die 1516 Fans zumindest kurzzeitig ins Schwitzen. Nachdem Viktor Glatthard zwölf Minuten vor Spielende zum 23:16 von der Mittellinie ins leere Tor getroffen hatte, schien nicht mehr viel anzubrennen.

Doch mit dem Mute der Verzweiflung und dem siebten Feldspieler kam Dessau-Roßlau plötzlich wieder näher heran. Timo Löser nahm das Heft nun in die Hand und führte sein Team mit drei Treffern auf 20:24 (51.) heran. Letztlich blieb es aber maximal bei einem Coburger Nervenflattern. Denn Fuß traf im Gegenzug ansatzlos, van der Merwe hielt im Anschluss gegen den durchgebrochenen Löser und leitete einen Tempogegenstoß ein, den Max Jaeger zum vorentscheidenden 26:20 abschloss. Der vierte Sieg in Folge war perfekt.

Aber was macht den HSC aktuell so gut? „Ein Geheimrezept haben wir nicht. Wir haben einfach viel aus der letzten Zeit gelernt. Und dann musst du den Schwung, den du manchmal entwickelst, einfach mitnehmen. Vor eigenen Publikum ist das immer bisschen einfacher“, sagte Krone und ergänzte: „Und was wir in den letzten fünf Spielen in der Abwehr durchgelassen haben, hat Kristian alles weggenommen.“

Die Statistik

HSC 2000 Coburg: Van der Merwe (19 Paraden), Apfel – Runarsson (2), M. Jaeger (4), Dettenthaler, Bis (1), Glatthard (1), Fuß (2), Obranovic, Ossowski (1), Billek (10/4), Herzig (1), Krone (4), Knauer (4), Schäffer, F. Jaeger

Dessau-Roßlauer HV: Patzwaldt, Ambrosius – Bones, Löser (9), Haake (4), Sohmann (4/2), Mitrovic (3), Baumgart (1), Misovych, O. Emanuel, Danneberg (1/1), Hertzfeld (2), Pust (1)

Schiedsrichter: Jan Lier / Manuel Lier

Zeitstrafen: 0 – 3 (Baumgart, O. Emanuel, Hertzfeld)

Siebenmeter: 4/4 – 3/4 (Danneberg scheitert an van der Merwe)

Spielfilm: 3:0 (3.), 3:2 (6.), 6:3 (9.), 9:5 (16.), 9:8 (19.), 11:10 (26.), 13:10 – 17:12 (34.), 19:14 (40.), 22:15 (48.), 24:20 (51.), 26:20 (53.), 29:22 (56.), 30:25

Zuschauer: 1516

Beste Spieler: Knauer, Billek, van der Merwe – Löser, Sohmann

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Svenja Stache