Dormagen verlangt phasenweise unkonzentrierten Coburgern bis zur Schlusssekunde alles ab. Billek und Toom ragen beim knappen 28:27 heraus.

Dass die Heimserie in der 2. Handball-Bundesliga nicht einfach zu verteidigen ist, bekam der HSC 2000 Coburg schon am dritten Spieltag zu spüren. Denn bevor der 28:27-Erfolg über den TSV Bayer Dormagen feststand, hatten die Coburger Schwerstarbeit zu leisten. Der Sieg stand bis in die letzten Sekunden auf der Kippe – und es hätte durchaus auch anders enden können. Von der Wiederholung des höchsten Zweitliga-Heimsieges (37:21) gegen den gleichen Gegner vor fast genau drei Jahren am 22. September 2018 war Coburg weit entfernt, aber danach fragt angesichts der zwei Punkte am Ende wohl niemand mehr.

“Nach der Niederlage in Rostock war es für uns keine einfache Ausgangsposition”, sagte HSC-Coach Alois Mraz nach der Partie. “Natürlich bin ich glücklich, dass es mit beiden Punkten geklappt hat. Es war aber auch kein Vergleich mit Rostock. Die Jungs haben es stark gemacht, gerade in der Schlussphase, gut gekämpft.”

2. Bundesliga: HSC 2000 Coburg – TSV Bayer Dormagen 28:27 (17:14)

Die Hiobsbotschaften ereilten die Coburger bereits vor dem Spiel. Milos Grozdanic und Tobias Varvne mussten verletzt passen. Gerade auf der Spielmacherposition, der verletzlichsten Stelle beim HSC, da es keinen echten Back-up gibt, wog der Ausfall schwer. Der Varvne-Ausfall war immer wieder zu bemerken, wurde aber durch bedingungslosen Einsatz auch ein Stück weit kompensiert. Kapitän Andreas Schröder zog stellvertretend die Fäden. Allerdings begann Coburg mit zwei Fehlpässen ins Aus, ein Fehlpass von Merlin Fuß folgte. Ein gelungener Auftakt sieht anders aus, aber der HSC biss sich ins Spiel. Auch ein Verdienst von Jan Kulhanek im Tor, der einige Bälle entschärfte. Nach einem Treffer ins leere Tor der Gäste lag Coburg erstmals drei Tore vorn. Aber es haperte weiter an der Konzentration. Der x-te Fehlpass brachte nicht einmal zwei Minuten nach der Drei-Tore-Führung den dritten Dormagener Treffer in Folge zum 6:6. Zeit für die erste Auszeit von Mraz.

Coburg bekommt Duo nicht in den Griff

Doch nun blieb es eng, denn die HSC-Abwehr konnte die Wirkungskreise von Patryk Biernacki und Ian Hüter nicht entscheidend einschränken. Das Duo war bis zur 20. Minute für neun der zehn TSV-Treffer verantwortlich. Die Coburger waren am erfolgreichsten, wenn es schnell nach vorne ging. Gegen eine massive, kompromisslose Dormagener Deckung taten sie sich schwer. Ab und an hatte der HSC aber dann doch Überraschungsmomente parat, wie Fuß mit einem nahezu ansatzlosen Hüftwurf zur abermaligen Drei-Tore-Führung (23.). Die hatte zwar noch zum Seitenwechsel bestand, doch über ein knapperes Ergebnis hätte sich der HSC auch nicht beschweren dürfen.

Diebisch freute sich Florian Billek nach dem ersten Treffer des zweiten Durchgangs, denn nach einer Parade von Martin Juzbasic im TSV-Tor gegen Preller stand er am Kreis in für ihn ungewohnter halblinker Position goldrichtig und hämmerte den Ball mit seinem sechsten Treffer ins Tor. Doch das war schon die gelungenste Aktion der ersten acht Minuten nach der Pause, sieht man vom am Kreis freigespielten Schröder nach gelungenem Doppelpass ab, der den Ball aber nicht im Tor unterbringen konnte. Auf der anderen Seite vergab Dormagen ebenfalls frei am Kreis die Option auf den Ausgleich. Jan Jochens, für Kulhanek ins Tor gekommen, hatte bereits kurz zuvor einen Strafwurf pariert. Doch Sicherheit brachte das nicht ins Coburger Spiel, da nutzte auch eine weitere Auszeit von Mraz wenig. Mit einem sehenswerten Kempa schaffte Dormagen nicht nur den 20:20-Ausgleich, sondern ging wenig später erstmals nach der Anfangsphase wieder selbst in Führung. Coburg konterte das mit drei Treffern in Folge, ein Verdienst vor allem von Karl Toom und der Übersicht von Schröder, der allerdings gerade jetzt frei am Kreis scheiterte. Das passierte Patrick Hüter auch auf der anderen Seite.

Krimi in der Schlussphase

So ging es mit einer knappen HSC-Führung in die Crunchtime. Die hatte Spannung pur zu bieten. Erst fiel sechseinhalb Minuten kein Treffer, das Spiel schien gefühlt zu kippen. Doch ein verwandelter Strafwurf von Billek und nicht einmal eine Minute später ein ins Tor “genagelter” Konter von ihm nach einer Glanztat von Jochens im HSC-Tor brachte den Gastgebern ein Zwei-Tore-Polster. Doch Dormagen reagierte blitzschnell, schaffte wieder den Anschluss – aber eben nicht mehr. Da war die dritte Auszeit von Mraz, die zu einem unglücklichen Zeitpunkte erfolgte, da ein HSCler nach einem Zweikampf freien Weg zum Tor hatte, zu verkraften. Trotz der knappen Niederlage war Dormagens Trainer Dusko Bilanovic mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden. “Höchstes Lob an meine Mannschaft, die mindestens einen Punkt verdient gehabt hätte. Nur sechs technische Fehler sprechen für höchste Konzentration. Wir haben die Partie 60 Minuten offen gehalten. So wie es ausgegangen ist tut mit mein Team richtig leid.”

Die Statistik

HSC 2000 Coburg: Kulhanek (5 Paraden), Jochens (4 Paraden), Apfel – Preller, Fuß (5), Siegler, Toom (8), Billek (10/3), Mubenzem (1), Schäffer (2), Schikora, Dettenthaler, Kurch, Schröder (2), Bauer.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic (9 Paraden), Simonsen; Meuser (3), Leitz (2/2), Biernacki (8/1), I. Hüter (8), P. Hüter (1), Johannmeyer, Sterba (3), Seesing (1), Steinhaus, Mast (1).

Schiedsrichter: Kauth / Kolb

Zeitstrafen: 2 (Schäffer, 25.) – 4 (Sterba, 9., P. Hüter 14.)

Siebenmeter: 3/3 – 3/4 (Biernacki scheitert an Jochens)

Spielfilm: 1:2 (5.), 3:2 (7.), 6:3 (11.), 6:6 (13.), 9:7 (16.), 9:9 (19.), 13:10 (23.), 17:14 – 18:14 (31.), 19:18 (38.), 20:21 (43.), 23:21 (47.), 23:23 (48.), 24:24 (55.), 28:26 (59.), 28:27.

Zuschauer: 1046

Beste Spieler: Billek, Toom – I. Hüter, Biernacki

 

Bericht von inFranken

Bild von Svenja Stache