Der HSC 2000 Coburg kämpft sich immer wieder zurück, schafft aber gegen TuSEM Essen nie den Umschwung und muss sich mit 24:25 geschlagen geben. Die vielen Ballverluste kosten Coburg wieder das Spiel.

Kämpferisch ist dem HSC 2000 Coburg kein Vorwurf zu machen. Denn obwohl die Oberfranken am Samstagabend gegen TuSEM Essen nie in Front lagen, hatten sie es zweieinhalb Minuten vor dem Abpfiff in der Hand, die Halle doch noch als Sieger zu verlassen. Doch einmal mehr beendete ein Fehlpass die Hoffnungen auf einen erfolgreichen Abschluss. Im Gegenzug gab es einen langen Angriff der Gäste, die mit einem Abpraller nach einem parierten Ball auch Glück hatten und schließlich per Strafwurf den 25:24-Siegtreffer markierten. „Es war ein Ping-Pong-Spiel mit einem dreckigen Sieg, das wir auch hätten verlieren können. Zum Glück haben Coburg die ständigen Aufholjagden viel Kraft gekostet“, analysierte der Essener Coach Jamal Naji die insbesondere in der zweiten Halbzeit stets enge Partie.

Ein klares Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine und für Frieden setzten vor dem Spiel  beide Teams, das Schiedsrichtergespann und die fast 1000 Zuschauer in der HUK-Arena. Die Hallensprecher Thomas Apfel und Tim Pechauf gedachten  mit einfühlsamen, gleichzeitig deutlichen Worten der Menschen in der Ukraine. 

2. Bundesliga: HSC 2000 Coburg – TuSEM Essen 24:25 (12:14)

Aus Coburger Sicht begann das Spiel die gegen eine wendige Essener Abwehr mit zwei Fehlpässen ungünstig. HSC-Trainer Brian Ankersen nestelte bereits nach sechs Minuten nach der Auszeitkarte am Spielfeldrand. Zwei Minuten später rief er seine Spieler bei einem 1:4-Rückstand früh an die Seitenlinie. Denn die Führung der Gäste resultierte aus den Ungenauigkeiten der Coburger. Für Andreas Schröder kam Tobias Varvne im Angriff, Tumi Steinn Runarsson rückte auf die Mittelposition, versuchte es zunächst zwei Mal ohne Erfolg mit Hüftwürfen. Coburg war nun besser im Spiel, hatte aber weiter zu viele Fehlversuche.

Erstes Tor für Jan Kulhanek

Dafür erzielte Jan Kulhanek im 223. Spiel seinen ersten Treffer überhaupt für den HSC, als er in Überzahl ins verwaiste TuSEM-Tor traf. Sein Team kam auf einen Treffer heran. Doch nur vier Minuten später lief Coburg wieder vier Toren hinterher. Den quirligen Eloy Morante musste die HSC-Abwehr immer wieder ziehen lassen. Erfolgreich waren die Gastgeber vorne am ehesten, wenn der schnelle Abschluss gesucht wurde. Hatte sich die Essener Abwehr erst einmal formiert, war ein Durchkommen schwer. Die Außenspieler wurden kaum in Szene gesetzt und wenn, wurden die Einwurfoptionen oft vergeben.

Essen zeigte Mitte der ersten Halbzeit sehenswerte Spielzüge, die allerdings nicht von Erfolg gekrönt waren, weil Kulhanek – auch mit dem nötigen Quäntchen Glück – zur Stelle war. Erst bediente Lucas Firnhaber per Rückhandanspiel Markus Dangers am Kreis, dann war es Morante, der Beyer auf der Außenposition per „Kempa“ in Szene setzte.

Beim HSC, in dieser Phase mit dem siebten Feldspieler, wirkte alles zäher. Aufgrund der liegen gelassenen Essener Chancen hatten die Coburger dennoch mehrere Möglichkeiten, nach dem 7:9 zum Ausgleich zu kommen, ließen die allerdings auch ungenutzt. Das wurde prompt bestraft: Essen zog erneut auf vier Treffer davon. Coburg musste abermals einen Anlauf nehmen und tat dies weiter mit dem zusätzlichen Feldspieler. So schufen sich die Hausherren Räume auf der linken Seite am Kreis und auf der Außenposition.

Ausgleich ja, Führung nein

Zwei Minuten nach Wiederbeginn gelang dem HSC dann wirklich zum ersten Mal der Ausgleich. Zur Führung reicht es aber nicht. Es war vor allem die Achse um Dangers am Kreis, Firnhaber, Morante und Dennis Szczesny im Rückraum, die die Akzente bei TuSEM setzte. Coburg ließ sich zwar nicht abhängen, blieb aber weiter knapp im Rückstand. „Zur Pause konnten wir glücklich sein, nur mit zwei Toren hinten zu liegen. Dann waren wir dominant, hatten den Kopf aber nicht frei, um das Spiel zu drehen. Irgendwann werden wir uns selbst belohnen“, lobte ein enttäuschter HSC-Coach Ankersen die Einstellung seiner Mannschaft, die aber über den gesamten Spielverlauf für die Essener Abwehr zu selten Überraschungsmomente parat hatte. Als Milos Grozdanic eine Riesenchance frei von außen zum 20:20 liegen ließ, schlug Essen erneut eiskalt zu und zog nach längerer Zeit wieder mit drei Treffern davon. Coburg biss aber weiter. Sinnbildlich dafür stand Kapitän Schröder, der sichtbar Probleme im linken Bein hatte und unrund über das Spielfeld lief, doch mit seinem Treffer zum 22:23 den Ausgleichstreffer durch Varvne kurze Zeit später erst ermöglichte.

Eine symptomatische Schlussphase

Doch das 24:24 von Schröder fast acht Minuten vor dem Abpfiff sollte der letzte Coburger Treffer gewesen sein. Ankersen nahm die Auszeit, doch erst scheiterte Runarsson, dann unterlief Merlin Fuß ein Stürmerfoul. Den Gegenzug konnte Schröder, der zurückgeeilt war, gerade noch stoppen. Doch das Momentum blieb auf Essener Seite. Coburg vergab den „Big Point“ mit einem Fehlpass und schaffte es im finalen Angriff nicht, den Essener Abwehrriegel zu knacken. Schröder musste unter Druck eines Zeitspiels abschließen.

In der Hinrunde war die Niederlage in Essen Ausgangspunkt für vier Niederlagen in Folge. Das dürfen sich die Coburger diesmal nicht erlauben, sollten in den bevorstehenden Spielen in Hüttenberg, Dresden und Hamm sowie gegen Nordhorn-Lingen unbedingt punkten.

Die Statistik

HSC 2000 Coburg: Kulhanek (1 Tor, 10 Paraden), Jochens (1 Parade) – Preller, Runarsson (1), Fuß (1), Toom, Billek (1), Mubenzem, Juskenas, Knauer (1), Varvne (6), Schäffer (2), Kurch, Grozdanic (4/3), Schröder (5), Bauer (2)

TuSEM Essen: Diedrich, Bliß (14 Paraden) – Beyer (4/3), Ellwanger (1), Glatthard (2), Kämper, Reidegeld (1), Dangers (1), Bercher (1), Ignatow, Szczesny (5), Firnhaber (5), Seidel, Morante (5), Klingler

Schiedsrichter: Blümel / Loppaschewski

Zeitstrafen: 4 (Grozdanic, Schäffer) – 10 (Dangers, Morante 2, Glatthard, Firnhaber)

Siebenmeter: 3/3 (Grozdanic trifft alle Versuche) – 3/3 (Beyer trifft alle Versuche)

Spielfilm: 0:1 (3.), 1:4 (7.), 3:4 (10.), 4:8 (14.), 7:9 (18.), 7:10 (22.), 7:11 (23.), 9:11 (25.), 10:11 (27.), 12:14 – 13:14 (31.), 14:14 (32.), 14:16 (34.), 15:16 (36.), 16:17 (37.), 17:18 (39.), 19:20 (42.), 19:22 (46.), 22:23 (50.), 23:23 (51.), 24:24 (53.), 24:25

Zuschauer: 998

Beste Spieler: Varvne, Schröder, Kulhanek – Morante, Szczesny, Bliß

Bericht von inFranken

Bild von Svenja Stache