Was für ein irres Saison-Finale: Der Handball-Zweitligist HSC 2000 Coburg hat das letzte Heimspiel gegen den ThSV Eisenach knapp mit 25:26 (14:11) verloren. Vor der Saison-Rekordkulisse von 3054 Fans entwickelte sich von Beginn an ein hitziges Spiel, in dem der HSC lange Zeit den Partycrasher spielte und zeitweise mit sechs Toren führte.

In der letzten Viertelstunde drehten die Wartburgstädter aber das Spiel und machten den Aufstieg n die Bundesliga perfekt. Für den ThSV ist es nach 1991, 1997, 2013 und 2015 der fünfte Aufstieg in die Bundesliga. 2019 war der Traditionsverein sogar in die Drittklassigkeit abgestiegen, vier Jahre später sind die Eisenacher zurück im deutschen Oberhaus.

Nach dem Spiel verabschiedete sich der HSC von Kapitän Andreas Schröder (Bregenz), Jan Jochens (Hildesheim), Jan Kulhanek (Karriereende), Julius Siegler (Rostock), Noah Mund (beruflich nach München) – und überraschend Max Preller.

Der Vertrag mit dem Lichtenfelser wurde am Dienstagabend aufgelöst. Der 22-Jährige wechselt zum Drittligisten SG Leutershausen. Der überwiegend auf Linksaußen eingesetzte Preller möchte sich im Rückraum beweisen. Diese Möglichkeit kann ihm der HSC nicht bieten, dafür aber der Traditionsverein aus Leutershausen.

2. Bundesliga: HSC 2000 Coburg – ThSV Eisenach 25:26 (14:11)

Schon weit vor Anwurf füllte sich die HUK-COBURG arena, die diesmal nach langer Zeit wieder einem Hexenkessel glich. Und das lag auch an den zahlreich mitgereisten Eisenacher Fans, die für einen großen blau-weißen Fanblock sorgten und ihre Mannschaft weit vor Anpfiff feierten – und auf den Aufstieg hofften.

Dass die Coburger dem ThSV den letzten Schritt aber so schwer wie möglichen würden, war von Beginn an klar. Mit einem Doppelschlag stellte Linksaußen Max Jaeger auf 4:2, dann legte Rechtsaußen Florian Billek das 5:3 nach. Billeks Jubel in Richtung Eisenacher Fans zeigte: „Ihr bekommt hier nichts geschenkt.“

Gegen die offensive und antizipativ verteidigende 3:2:1-Deckung der Gäste hatten die Hausherren aber zunehmend Probleme, Lösungen zu finden. Es häuften sich die Fehler – und die nutzte Eisenach eiskalt auf. Mit einem 4:0-Lauf stellte Eisenach 7:5 (11.). „Heimspiel in Coburg“, skandierten daraufhin die Eisenacher Anhänger.

HSC-Trainer Jan Gorr reagierte und brachte Arkadiusz Ossowski für Tumi Steinn Runarsson auf der Spielmacherposition, dessen Stärke im Eins-gegen-eins gegen die offene Deckung entscheidende Vorteile bringen sollte. Ein Pfosten-Kracher von Alexander Saul leitete Bileks Konter zum 8:8 (14.) ein – und der zündete die Arena wieder an.

Merlin Fuß und Jan Schäffer stellten darauf wieder auf plus zwei für die Coburger (10:8, 17.). Nach einer Parade des gut aufgelegten Jan Jochens erhöhte Fuß gar auf 11:8 (18.) und Billek legte das 12:8 (19.9 nach. Zu dieser Zeit führte Dessau-Roßlau in Ludwigshafen mit vier Toren (11:7) – die Eisenacher waren zu diesem Zeitpunkt nicht aufgestiegen.

ThSV-Trainer Misha Kaufman reagierte auf den Coburger Lauf mit einer Auszeit. Fynn Hangstein, der überragende Eisenacher Torschütze der Saison, beendete die torlose Phase per Siebenmeter (9:12, 20.). Einen weiteren Rückschlag im Aufstiegskampf bekamen die Gäste nach 22 Minuten – und der war farbiger Natur. Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer kassierte nach einer rüden Attacke gegen Fuß die Rote Karte.

Die gleiche Sanktion forderten die Eisenacher Fans, als Ossowski den Rechtsaußen Ante Tokic vor dem Abschluss foulte. Die fränkischen Schiedsrichter Thomas Hörath und Timo Hofmann beließen es bei einer Zeitstrafe. Für ähnliche Vergehen gab es in der Vergangenheit aber auch schon mal Rot. Dem ThSV ging offenbar die Düse, denn Linksaußen Ivan Snajder legte in doppelter Überzahl den Ball am langen Pfosten vorbei.

Kurz vor der Halbzeitpause blieb Ossowski angeschlagen liegen: Nach einem Unterarmwurf bekam er den Arm von Duje Miljak ins Gesicht. Der Eisenacher flog mit einer Zeitstrafe vom Feld, Runarsson kehrte auf das Feld zurück. Jakob Knauer stellte kurz darauf auf 14:10 (29.). Nach dem Treffer von Tokic ging der HSC mit einer 14:11-Führung in die Halbzeitpause.

Die ersten 30 Minuten verliefen gar nicht nach dem Geschmack der Eisenacher. Sie lagen gegen motivierte und leidenschaftliche Coburger nicht nur in Rückstand, sondern parallel führte der DRHV zur Halbzeitpause mit 17:14 bei den Eulen Ludwigshafen. Nach dem ersten Durchgang war Dessau-Roßlau auf Erstligakurs.

Unmittelbar nach Wiederbeginn wurde Eisenachs Weg in die Bundesliga noch ein wenig länger, denn Knauer, Billek und Herzig stellten auf 17:11 (34.). Der ThSV hatte eine Mammutaufgabe vor sich, denn die von der Kulisse angestachelten Coburger dachten nicht daran, nachzulassen. Just als das Spiel in Richtung Coburg zu kippen drohte, war der ThSV mit einem 3:0-Lauf wieder auf 14:17 dran (36.). Mit einem Konter stellte Billek wieder auf plus vier (18:14, 38.).

Wenig später hatte Schäffer Glück, dass sein übermotiviertes Einsteigen gegen Marko Grgic nur mit einer Zeitstrafe bestraft wurde (40.). Das Spiel war nun wieder völlig offen, weil der HSC wieder Probleme hatte, die 3:2:1-Deckung des ThSV auseinander zu spielen. Vor allem Runarsson leistete sich zu viele Fehler.

Nach einer Parade des starken Jochens gegen Saul und dem Treffer von Max Jaeger zum 20:16 hatte der HSC wieder auf vier Treffer zwischen sich und Eisenach gebracht (45.). Im Parallelspiel führte zu diesem Zeitpunkt Dessau-Roßlau nur noch mit einem Tor in Ludwigshafen (24:23). Eisenach musste nun vor allem auf eine Wende der Eulen hoffen – und verkürzte mit zwei schnellen Treffern selbst wieder auf 18:20 (46.).

Bierbecher flogen durch den Eisenacher Block, als Snajder auf 19:20 verkürzte. Der HSC hatte seine Sechs-Tore-Führung beinahe verspielt und Gorr reagierte mit einer Auszeit (47.). Kühlen Kopf im Coburger Hexenkessel behielt Billek, als er Gorobtschuk aus sieben Metern per Heber überlistete (21:19, 49.). Keine Minute war der Dauerbrenner kaum noch einzufangen, als er von Rechtsaußen auf 22:20 stellte (50.).

Mit einem Kracher aus dem Rückraum besorgte Grgric erst den 22:22-Ausgleich (51.), dann traf Saul zur Führung (23:22, 53.). Nun war Eisenach wieder auf Bundesliga-Kurs – und die HUK-COBURG arena drohte, ob des ohrenbetäubenden Lärms ihr Hallendach zu verlieren. Die Stimmung hatte ihren Siedepunkt längst überschritten und das Spiel steuerte auf eine irre Schlussphase zu.

Halten die Eisenacher Nerven oder crasht der HSC die Eisenacher Party? Beim HSC stand nun Fabian Apfel im Tor, aber Hangstein erhöhte auf 24:22, ehe Knauer umgehend antwortete. Nach 56 Minuten kassierte Fuß nach Foulspiel gegen Grgic eine Zeitstrafe. Nun waren die Eisenacher wieder im Vorteil, aber Hangstein knallte den Siebenmeter an die Latte.

In Ludwigshafen stand derweil das Endergebnis fest: Dessau-Roßlau gewann mit 32:29 – und musste darauf hoffen, dass Eisenach nicht gewinnt. Aber Grgic stellte mit dem 25:23 die Weichen auf Aufstieg (58.). Vor dem Fanblock des ThSV positionieren sich Ordner und Polizisten, um den erwarteten Sturm auf das Spielfeld in geordnete Bahnen zu lenken.

Anderthalb Minuten vor Schluss nahm Eisenachs Trainer Kaufmann seine letzte Auszeit. Seine Mannschaft führte weiterhin mit zwei Toren und stand mit anderthalb Beinen in der Bundesliga. Dass der HSC noch auf Unentschieden stellen würde, schien fraglich. Oder ging da noch was? Kapitän Andreas Schröder verkürzte auf 24:25 (60.).

Erst traf Donker, dann Billek – doch der Ausgleich gelang nicht mehr. Eisenach gewann mit 26:25 und stieg in die Bundesliga auf. Der Platzsturm der Fans war nicht zu verhindern. Die HUK-COBURG arena versank in einer blau-weißen Partymeile.

Die Statistik:

HSC 2000 Coburg: Jochens, Apfel – Preller, Runarsson (1), M. Jaeger (3), Dettenthaler, Bis (1), Fuß (2), Siegler, Ossowski, Billek (9/1), Herzig (3), Krone, Knauer, Schäffer (2), Schröder (3)

ThSV Eisenach: Gorobstchuk, Brustmann – Reichmuth (1), Hübke, Hangstein (6/2), Ulshöfer, Miljak, Grigc (6), Hideg, Tokic (2), Mota Sousa, Meyer, Donker (2), Snajder (3), Weyhrauch (1), Saul (5)

Schiedsrichter: Hörath (Zirndorf) / Hofmann (Bamberg)

Zuschauer: 3054

Zeitstrafen: 6 (Bis, Fuß, Ossowski, Knauer, Schäffer, Schröder) – 2 (Miljak, Snajder)

Rote Karte: Meyer (Eisenach, 22., Foulspiel)

Siebenmeter: 1/1 (Billek trifft) – 2/3 (Hangstein verwirft einmal)

Spielfilm: 1:1 (2.), 4:2 (5.), 5:7 (11.), 10:8 (17.), 12:8 (19.), 13:9 (22.), 14:11 (30.), 17:11 (33.), 17:14 (37.), 18:16 (41.), 20:16 (45.), 20:19 (47.), 22:23 (53.), 23:25 (58.), 25:26 (60.)

Beste Spieler: Jochens, Billek – Grgic, Saul

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Svenja Stache