Die Feier zum 20-jährigen Bestehen musste 2020 aufgrund der Corona-Pandemie wie so vieles andere ausfallen. Darum feiern wir jetzt ein Wochenende lang, vom 22.Juli bis 24. Juli, 22 Jahre HSC 2000 Coburg zusammen mit Ihnen, unseren Partnern und Unterstützern, und unseren Fans. Vorstandssprecher Stefan Apfel und Geschäftsführer Jan Gorr blicken im Interview auf vergangene Zeiten zurück und wagen einen Blick in die Zukunft.

Jan, wenn Du aus Deiner heutigen Sicht als Geschäftsführer an die Gründungsjahre des HSC 2000 Coburg denkst – wie viel Mut war aus Deiner Sicht nötig, dass verschiedene Vereine ihre individuelle Identität hinten angestellt und den Handball in den Mittelpunkt gestellt haben?

Jan: Dazu gehört eine ganze Menge. Letztlich mussten die Gründungsvereine jeweils ein Stück ihrer eigenen Tradition, ihrer eigenen Strukturen und Identität aufgeben, um etwas aus heutiger Sicht Größeres und Zukunftsgerichtetes zu schaffen. Viele vergleichbare Projekte sind gescheitert. Im Hinblick auf die Entwicklung und den Stellenwert des Handballs in Coburg in den letzten Jahren, muss man aber definitiv sagen, dass der Zusammenschluss eine gute Entscheidung war. In diesem Zusammenhang kann man den Menschen, die sich damals darum bemüht haben, und den Gründungsvereinen nur den höchsten Respekt für ihre Leistung entgegenbringen.

Eine eigene Identität zu entwickeln, ist nicht einfach – der HSC Coburg hat dies schnell geschafft. Wie wichtig war, insbesondere in den Anfangsjahren, die Atmosphäre in der Angerhalle dafür?

Stefan: Die Atmosphäre war sehr wichtig. Rückblickend betrachtet war das Ganze auch  irgendwie eine Art Selbstläufer, die Zuschauer der Gründungsvereine mit zum HSC in die Angerhalle zu nehmen. Wir hatten immer eine volle Angerhalle, vor allem in den Anfangsjahren, und es war natürlich extrem wichtig, dass die Zuschauer das mitgetragen haben.

Jan: Vor allem wenn so eine Begeisterung entsteht, davon lebt so etwas auch. Ich bekomme heute noch unzählige Geschichten über die Atmosphäre in der Angerhalle erzählt und ich glaube, dass diese Zeit den HSC enorm geprägt hat.

Jan, wann hast Du persönlich eigentlich das erste Mal vom HSC 2000 Coburg gehört?

Jan: Das war tatsächlich aus der Außensicht als Trainer des TV Hüttenberg. Wir waren zu einigen Gastspielen in der Angerhalle. Es war immer etwas Besonderes in Coburg zu spielen. Die vielen Helfer, die in Vereinsfarben gekleideten Fans und die bereits mehrfach angesprochene, wahnsinnige Atmosphäre sind mir enorm in Erinnerung geblieben. Verloren haben wir mit Hüttenberg in Coburg tatsächlich nie, aber die Hexenkesselatmosphäre hat uns immer einen enormen Respekt abgerungen.

Du hast es bereits anklingen lassen Jan: viele Vereine hatten in der Vergangenheit wenig Lust auf ein Gastspiel in Coburg aufgrund der lautstarken Unterstützung des HSC durch die Coburger Fans. Wann denkt ihr erleben wir das nächste Mal eine ausverkaufte HUK-COBURG arena?

Stefan: Das ist schwierig zu sagen, weil das vielen Einflussfaktoren unterliegt, die wir nur bedingt beeinflussen können. Ich würde mich jetzt aber etwas aus der Deckung wagen und sagen, dass, wenn wir nächste Saison so spielen, wie wir es uns vorstellen, wir dann auch bald wieder eine ausverkaufte HUK-COBURG arena erleben werden.

Jan: Ich glaube Corona war eine absolute Zäsur. Wir sind bereits wieder auf einem guten Weg zurück. Wenn ich die Mannschaft und die Trainer höre, wie sie von der Stimmung von 1.700 Zuschauern schwärmen und welchen Respekt unsere Gegner davor haben, dann macht das unglaubliche Lust auf mehr. Und das treibt uns auch an, in der nächsten Saison wieder alles dafür zu geben, um wieder eine ausverkaufte Halle zu haben.

Der HSC ist damals bereits in seiner zweiten Saison in die Regionalliga aufgestiegen, fünf Jahre später ging es dann in die 2. Bundesliga. Anfangs ist also vieles nahezu optimal gelaufen. Danach folgte eine Durststrecke, die mit dem Abstieg aus der 2. Liga endete. Wie gefährlich ist so eine Situation für einen Verein?

Stefan: Wir hatten gegen den VFB Forchheim damals unser erstes entscheidendes Aufstiegsspiel, bei dem unbeschreibliche 1.400 bis 1.500 Fans in der Angerhalle waren. Ab da ging es in den Folgejahren dauerhaft aufwärts bis zum Aufstieg in die zweite Liga 2007. Das irgendwann eine Stagnation oder ein Rückschritt eintritt, war abzusehen. Jedoch muss ebenso gesagt werden, dass damals eine Vielzahl an Fehlentscheidungen getroffen wurden. Wir haben das aber genutzt, um uns nochmal neu zu strukturieren und uns weiterzuentwickeln In dieser „zweiten Ära“ ging es mit dem Wiederaufstieg in die Zweite Liga nach 3 Jahren wieder ziemlich schnell zurück in die Erfolgsspur.

Innerhalb von 16 Jahren nach der Gründung hat man es trotz der Rückschläge und kritischer Situationen in die „beste Liga der Welt“ geschafft. Das ist durchaus eine beachtliche Leistung. Was zeichnet diese Stadt und diesen Verein aus, sodass eine solche Leistung vollbracht werden konnte?

Stefan: Nach der Zäsur mit dem Abstieg aus der zweiten Liga haben wir von unserer Seite aus angefangen, unser Handeln konzeptioneller auszurichten, was im sportlichen Bereich vor allem auch durch Jan Gorr vorangetrieben wurde. Hinzu kommt über die Jahre ein verlässlich unterstützendes wirtschaftliches Umfeld in Coburg. Zum einen haben wir mit der HUK-COBURG einen langjährigen Hauptsponsor, zum anderen haben wir daneben eine Vielzahl an treuen Sponsoren und Partnern, die es uns überhaupt ermöglichen, auf diesem Niveau Handball zu spielen. Ein weiteres Thema war der Bau der HUK-COBURG arena, mit der wir vor allem für unsere Fans ganz andere Möglichkeiten schaffen konnten.

Jan: Es ist schon etwas Besonderes, dass wir uns zwischenzeitlich mit Vereinen wie Berlin, Kiel oder Hamburg duellieren konnten. Deshalb kann Coburg definitiv als handballverrückte Stadt bezeichnet werden, die enorm viel leisten und auf die Beine stellen kann. Wir stehen aktuell aber auch vor der Herausforderung, im wirtschaftlichen Bereich mit zu wachsen. Das was vor 10 Jahren vielleicht ein Wettbewerbsvorteil war ist es heute schon nicht mehr.

Über die Jahre gibt es viele Spieler, die sich einen besonderen Status bei den Fans erspielt haben. Beim Jubiläum möchtet ihr möglichst viele davon wieder nach Coburg holen. Wie wichtig ist Euch Tradition für den HSC?

Jan: Total wichtig. Wir sind aus mehreren Vereinen entstanden, die alle ihre eigenen Traditionen mitgebracht und mit in den HSC eingebracht haben. Unser Vereinsjubiläum sollte auch unter dem Blickwinkel „Traditionen schaffen“ stehen. Deswegen ist es eine tolle Sache, wenn alle, die den Verein geprägt haben und die dafür gesorgt haben, dass er auf diese Art und Weise entstehen konnte, zufrieden auf alles Erreichte zurückblicken können. Und dann gemeinsam auch einen Blick in die Zukunft wagen, wohin es noch gehen kann. Alle Coburger können auf ihren HSC wahnsinnig stolz sein. Das soll diese Jubiläumsfeier in den Mittelpunkt rücken.

Stefan: Grundsätzlich muss man festhalten, dass Handball in Coburg schon immer eine große Rolle gespielt hat. Bereits vor Gründung des HSC gab es eine große Tradition, die wir auf größerer Ebene weitergeführt haben und erfolgreich fortsetzen wollen.

Du hast selbst für den Verein gespielt Stefan und bist mittlerweile seit einigen Jahren Vorstandsvorsitzender des Vereins. Was hat dich in den doch durchaus ereignisreichen ersten Jahren so geprägt, dass du beschlossen hast, in anderer Position wieder für den Verein tätig zu werden?

Stefan: Handball hat mir enorm viel gegeben. Da muss ich bis in meine Kindheit zurückgehen. Sport, vor allem Teamsport, lehrt einem enorm viel für das Leben. Man feiert zusammen, aber hilft sich ebenso in schwierigen Lebenslagen. Ich hatte das Glück, in den Anfangsjahren dabei gewesen zu sein, zum Teil als Kapitän. Aufgrund dessen, dass Handball mir so viel gegeben hat, wollte ich aber nach meiner Karriere etwas zurückgeben. Zuerst habe ich 2008/2009 das Amt des Schriftführers übernommen und anschließend die Krisenjahre des HSC mitgemacht. Trotzdem wollte ich dem Verein in egal welcher Position treu bleiben, denn man braucht Leute, die mit Herzblut bei der Sache sind, denn ansonsten kann man nichts bewegen.

Ihr beide seid mittlerweile seit einigen Jahren beim HSC 2000 Coburg habt schon vieles mit dem Verein durchlebt. Was war euer bisher größter Gänsehautmoment und was wollt ihr beide unbedingt noch einmal miterleben?

Jan: Mir sind besonders die Finalspiele in Erinnerung geblieben. Da war das Spiel gegen Pforzheim um den Aufstieg in die 2. Liga. Oder an was ich mich, als wäre es gestern gewesen, gerne erinnere, ist das Aufstiegsspiel in Springe, wo wir mit so vielen Fanbussen vor Ort waren, dass schon vor dem Anpfiff Heimspielatmosphäre in der Halle war. Danach sind wir mit allen Fans gemeinsam heimgefahren, wurden im Steinweg empfangen und haben die Nacht zum Tage gemacht. Solche Erlebnisse treiben uns an, immer weiter zu machen, um das noch einmal zu erleben.

Stefan: Dem kann ich mir nur anschließen. Wir hatten einen Aufstieg in die erste Liga mit allem was dazugehört und den Zweiten in der Corona-Zeit. Wir wollen definitiv nochmal einen Aufstieg wie beim ersten Mal erleben. Zudem wollen wir unsere Jugendarbeit weiterentwickeln und auf ein neues Niveau heben.

Jan, ursprünglich als Trainer zum HSC Coburg gekommen, bist du mittlerweile seit insgesamt 9 Jahren bei den Vestestädtern und hast seit 2 Spielzeiten die Position des Geschäftsführers inne. Im schnelllebigen Sportgeschäft sind solche langfristigen Engagements heutzutage nicht an der Tagesordnung. Was hat dich dazu bewegt, so lange bei den Coburgern zu bleiben? 

Jan: Grundsätzlich verfolgen wir nach wie vor die gleichen Ziele und es gibt hier enorm viele Menschen, die mit einem Höchstmaß an Einsatz und Identifikation vorangehen und das finde ich herausragend. Das macht den Verein auch so besonders. Zudem arbeite ich sehr gerne auf konzeptioneller Ebene und glaube, dass man spätere Erfolge mit einem guten Konzept planen und zumindest wahrscheinlicher machen kann. Schlussendlich macht es mir noch jeden Tag aufs Neue enormen Spaß, mit dem gesamten Team zusammenzuarbeiten, auch in meiner neuen Position.