2. Handball-Bundesliga – Der ersatzgeschwächte HSC 2000 hatte gegen den ASV Hamm-Westfalen nicht den Hauch einer Siegchance.

HSC 2000 Coburg – ASV Hamm-Westfalen 22:28 (12:14).

Coburg – „Mit diesem gelungenen Abend wird es bestimmt eine lustige Rückfahrt.“ Allein dieser Satz vom Trainer des ASV Hamm-Westfalen, Kay Rothenpieler, sagt fast alles aus über den Auftritt des HSC 2000 Coburg gegen dessen Team. Denn langsam aber sicher verliert der HSC sein Mindest-Saisonziel, Platz Vier, aus den Augen. Der Kontakt zu den Aufstiegsplätzen ist völlig abgerissen und mit der am Samstag gezeigten Leistung hat der HSC dort nichts verloren. Die 22:28-Niederlage gegen Hamm war klar, auch völlig verdient und fiel gefühlt deutlicher höher aus. Im dritten Heimspiel in Folge blieben die Coburger ohne Sieg. Da halfen auch zahlreiche Paraden von Oliver Krechel nichts, ohne die tatsächlich eine zweistellige Niederlage gedroht hätte. Im Angriffsspiel herrschte über weite Strecken Ladehemmung. Während die Konkurrenten im oberen Tabellendrittel in den Samstagsspielen ihre Gegner in eigener Halle in Grund und Boden spielten, musste Coburg auch seinen Ausfällen Tribut zollen.

„Dreizehn von sechzehn möglichen Plätzen sind besetzt.“ Mit bittersüßer Miene kommentierte HSC-Trainer Jan Gorr schon vor der Partie den Ausfall von Marko Neloski. Fast als hätte er es geahnt, weil gerade dort ihm die Alternativen fehlten und Romas Kirveliavicius an einem vor allem für ihn rabenschwarzen Tag bei acht Versuchen kein einziges Mal traf. „Ohne linken und rechten Rückraum kannst du keine Spiele gewinnen. Da erwarte ich mehr Verantwortung und das muss qualitativ besser gelöst werden“, so Gorr. Doch der Coburger Trainer sieht einen Lichtstreif am Horizont, denn spätestens sechs Wochen sollten sich die HSC-Reihen mit den derzeit Verletzten wieder füllen, was nach der Partie dringender denn je erscheint. Einer der derzeit Verletzten, Torwart Jan Kulhanek nahm trotzdem auf der Bank Platz, als vierter Offizieller der Coburger nach Jan Gorr, Ralf Baucke und Dr. Gerolf Bergenthal. Doch Kulhanek wurde noch am wenigsten vermisst, was an seinem Vertreter Krechel lag.

Nicht zum ersten Mal musste der HSC einem Rückstand in eigener Halle hinterherlaufen, hatte dies jedoch schnell egalisiert, doch das war nicht lange von Bestand. Hamm zeigte gleich, warum gegen Balingen und Bietigheim klar gewonnen wurde. Die Gäste agierten variantenreich, mit enormem Tempo und mit unglaublich viel Übersicht im Angriff. Blind das Verständnis des Rückraums mit dem bulligen Kreisläufer Jan Brosch, der in der Abwehr zusammen mit Markus Fuchs einen hervorragenden Mittelblock stellte.

Im Vergleich dazu wirkte das Ganze beim HSC alles andere als dynamisch, über den gesamten Spielverlauf fast statisch, hinzu kamen Fehler und Ballverluste, das Auslassen von klaren Chancen, was sich nach neunzehn Minuten auch im Vier-Tore-Rückstand ausdrückte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der HSC meilenweit von den guten und erfolgreichen Auftritten gegen Balingen und Bietigheim entfernt, Hamm in allen Belangen überlegen. Längst Zeit für Gorr zur Auszeit.

Aber Coburg schaffte es auch danach nicht, den Abwehrriegel der Gäste zu knacken, die sich oft aber auch nur durch den Kreis zu helfen wussten, mit der Konsequenz von sechs Strafwürfen allein im ersten Durchgang. Doch das zeigte auch die Beweglichkeit mit denen die HSCler dauerhaft vor Probleme gestellt wurden. Eine erneute Schrecksekunde gab es nach 23 Minuten als Petr Linhart nach einem Zusammenprall mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb, sich das Knie hielt und nicht mehr zurückkehrte. Mit einem Zwischenspurt kam der HSC auf zwei Treffer heran, mehr war aus der ersten Halbzeit nicht mehr herauszuholen. „Die erben heute keinen Blumentopf“, waren zur Pause noch die harmloseren Kommentare der enttäuschten HSC-Fans.

Die nach dem Wechsel in ihrer Meinung bestätigt wurden, denn neben eklatanten Fehlpässen vergaben die Coburger beste Einwurfmöglichkeiten und lagen schnell wieder mit fünf Treffern in Rückstand, bekamen auf die Partie keinen Zugriff. Hamm spielte seine Angriffe sehr lange und geduldig aus, zeigte sich mit allen Wassern gewaschen. Selbst unter größter Bedrängnis kam der Ball noch zu Brosch am Kreis. Ganz anders die Coburger, die immer verunsicherter wurden, je länger das Spiel dauerte und die Verantwortung am liebsten zum Nebenmann weiterschoben. Buhh-Rufe und ein Pfeifkonzert begleiteten die Spieler zur Auszeit nach 51 Minuten bei einem Sieben-Tore-Rückstand. Zu diesem Zeitpunkt war die Partie entschieden und die ersten Fans verließen maßlos enttäuscht, teilweise sogar richtig verärgert die Halle, weil sich die Serie der schwachen Auftritte auf eigenem Terrain nahtlos fortsetzte und einen negativen Höhepunkt erreichte. Trotzdem hätte sich Gorr, wie er in der Pressekonferenz verlautete, für sein Team mehr Unterstützung von den Rängen gewünscht. Doch selbst in Spielerkreisen machte das Wort „Kollektivversagen“ die Runde, wie Tim Pechauf in der Pressekonferenz verriet. Spielführer Till Riehn analysierte völlig zu Recht: „Heute hat nichts geklappt, wir haben es nicht geschafft, das zu zeigen, was wir können. Wir wissen auch, wie das nach außen aussieht“.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Wir müssen zwei Dinge unterscheiden, unsere heutige Spielleistung und unsere aktuelle Situation. Da fehlen uns fünf Spieler und dann müssen wir noch Linhart ersetzen. Das macht uns extrem angreifbar und in dieser Konstellation ist der Aufstieg für uns kein Thema, weil wir in unseren Möglichkeiten limitiert sind. Aber unser heutige Auftritt macht mich sauer, weil er einfach nur schlecht war, ohne Leistung und Emotionalität.“

ASV-Trainer Kay Rothenpieler: „Der Auftritt meiner Mannschaft war sehr souverän und seriös, sie hat sich an die Vorgaben gehalten und der Plan ist aufgegangen. Es ist wichtig gewesen, nach der Pause gleich wieder nachgelegt zu haben. Wir haben mit diesem Auftritt unsere Balingen-Leistung bestätigt.

HSC-Spielführer Till Riehn: „Wir verlieren es wieder vorne, die Angriffsleistung war nicht ausreichend die Partie zu gewinnen. Es ist eigenartig, dass wir zum dritten Mal in der Saison nach zwei Scheiß-Spielen uns selbst gegen Saarlouis rausziehen und es heute in 60 Minuten nicht auf die Kette kriegen, effektiver zu spielen.

HSC-Geschäftsführer Steffen Ramer: „Es ist schwer nach so einem Spiel Worte zu finden. Es war ein rabenschwarzer Tag für uns. In der Abwehr haben wir keinen Ball rausblocken können, vorne sind wir nicht konsequent im Abschluss. Balingen schlagen wir mit neun, heute verlieren wir gefühlt mit neun. Da hat diesmal nichts zusammengepasst.“

Statistik

HSC 2000 Coburg: Patryk Foluszny (1 Gegentor/0 Paraden), Oliver Krechel (27 Gegentore, 14 Paraden); Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig (1), Felix Sproß (4), Dominic Kelm (1), Petr Linhart, Sebastian Weber (1), Stefan Lex (2), Florian Billek (9/5), Till Riehn (2), Tobias Varvne (1), Romas Kirveliavicius. Trainer: Jan Gorr.

ASV Hamm-Westfalen: Felix Storbeck (22 Gegentore, 15 Paraden), Gregor Lorger (n.e.); Lukas Blohme (4), Jan Brosch (2), Markus Fuchs (2), Fannar Fridgeirsson, Jakob Schwabe (1), Julian Krieg (6), Lars Gudat, Kim Voss-Fels (1), Vyron Papadopoulos (7/6), Vincent Saalmann, Björn Zintel (1), Julian Possehl (1), Christoph Neuhold (3). Trainer: Kay Rothenpieler.

SR: Michael Kilp / Christoph Maier

Zuschauer: 2.021 in der HUK-COBURG arena

Bericht von Coburger Tageblatt (http://www.infranken.de/)

Bilder von Henning Rosenbusch (http://www.henning-rosenbusch.net/)