Die ersatzgeschwächte Coburger Mannschaft schafft nach fast dauerhaftem Rückstand nach der Pause doch wieder die Wende.

25:40 – so lautete das Ergebnis beim letzten Gastspiel des HSC 2000 Coburg beim VfL Eintracht Hagen. Auch die weiteren beiden Vergleiche waren eine klare Sache. Davon waren die Coburger diesmal meilenweit entfernt. Doch nach dem hart erkämpften 28:27-Sieg zum 18. Geburtstag brachte es HSC-Coach Jan Gorr auf den Punkt: „Da ist es mir egal ob es schön oder nicht schön war, wichtig ist die Punktlandung und darauf können wir stolz sein.“

VfL Eintracht Hagen – HSC 2000 Coburg 27:28 (12:13)

Der scheidende HSC-TW Oliver Krechel stellte in der Nähe seiner Geburtsstadt Menden die Weichen für den doppelten Punktgewinn. Zunächst parierte er, erst kurz zuvor für Jan Kulhanek eingewechselt, beim Stand von 25:26 einen Ball frei vom Kreis, und dann folgte sein „Kopfball“ bei einem Strafwurf zehn Sekunden vor dem Abpfiff. Der Hagener wollte den Ball über den Scheitel von Krechel ziehen. Doch der HSC-TW machte sich ganz groß und köpfte den Ball über die Latte. Till Riehn war schon davor ganz entspannt: „Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Übers Tor habe geköpft habe ich Oli zwar noch keinen Ball halten sehen, aber ich kenne Oli schon ein paar Jahre und das war nicht der erste Strafwurf den er in der Schlusssekunde hält.“

Aber die Voraussetzungen waren auch nicht dafür gemacht. Denn mit Tobias Varvne und Florian Billek fehlten die beiden erfolgreichsten HSC-Torschützen dieser Saison. 277 der vor dem Spiel 664 Tore gingen bislang auf deren Konto – wieder einmal ein schmerzlicher Ausfall zur „falschen“ Zeit. Denn auch andere Spieler kämpften unter der Woche mit grippalen Infekten, von einer „fitten“ Truppe konnte nicht gesprochen werden. Immerhin kehrte Jakob Knauer nach überstandenem Infekt und Spielführer Till Riehn nach seiner Schambeinentzündung zurück.

Den Part auf der Mittelposition übernahm zunächst Benedikt Kellner. Mit einer aufmerksamen Abwehr und einem gut parierenden Jan Kulhanek dahinter schaffte es der HSC die Anfangsminuten zu bestimmen. Stefan Lex probierte es zwar zwei Mal mit Hüftwürfen, die am Tor vorbeizischten, auf der anderen Halbposition verfehlte ein Wurf von Kellner das Gehäuse. Aber im schnellen Spiel nach vorne ausgehend von erfolgreichen Abwehraktionen machte der HSC das wieder erfolgreich wett. Sehenswert war beim Stand von 5:3 das Rückhandanspiel von Benedikt Kellner auf Felix Sproß, der dann aber scheiterte und der direkte Gegenzug zum Anschlusstreffer führte. Überhaupt nicht einverstanden war Jan Gorr wenig später mit der Zeitstrafe gegen „Kiwi“, vor allem vor dem Aspekt, dass der im Angriff zuvor einen Schlag ins Gesicht bekommen hatte, was nur mit Freiwurf geahndet wurde.

Als er zurückkam gab es die fällige Zeitstrafe gegen seinen Gegenspieler, aber mit zwei Fehlpässen in Serie machte sich der HSC das Leben jetzt selbst schwer. Hagen, selbst nicht fehlerlos, nutzte das aus, kam zum Ausgleich. Beide Teams spielten in dieser Phase viel über die Außenpositionen, Coburg zudem erfolgreich über den Kreis gegen eine Gastgeber-Abwehr, die sehr weit vorgezogen agierte. Ausgeglichen blieb die Partie, weil auf beiden Seiten klare Einwurfchancen vergeben wurde. Aus Coburger Sicht war dabei der Heber von Wucherpfennig nachdem er von Till Riehn freigespielt wurde keine gute Entscheidung, der Ball senkte sich zu spät. TW Mahnke hatte eigentlich das kurze Eck freigemacht. Trotzdem schafften es die Coburger vor der Pause, nicht in Rückstand zu geraten, weil wenn mal nichts mehr ging, auch eine Einzelaktion zum Erfolg führte, so wie der Hüftwurf von Till Riehn zum Pausenstand.

Die große Frage zu diesem Zeitpunkt war, wie würde das dezimierte HSC Team den Kräfteverschleiß verkraften. Nach dem Wechsel übertrafen sich die Teams mit Ballverlusten, was der Gegner jeweils rigoros bestrafte. Zudem schlichen sich verstärkt Unkonzentriertheiten ins Coburger Spiel. Da wurde der Ball, als „Kiwi“ seine zweite Zeitstrafe verbüßte der zusätzliche Feldspieler gebracht, doch das Wechseln nach einem Ballverlust versäumt. Der Wurf ins leere Coburger Tor war die erste Führung der Hagener. Die agierten mit immer wieder wechselnden Abwehrformationen, auf die Jan Gorr mit einem Spiel mit zwei Kreisläufern reagierte. Jetzt war es aber genau anders wie in Durchgang Eins, als Coburg immer vorlegen konnte. Auch Gegner agierte alles andere als fehlerfrei, doch in der Abwehr bekam der HSC nicht mehr den Zugriff wie noch in Durchgang Eins, kam zu oft den berühmten Schritt zu spät. Zudem war das Spiel nach vorne einfach zu riskant. Konter wären zwar wichtig für die HSC-Torbilanz gewesen, doch so mancher Pass in die Spitze war einfach zu optimistisch. Die Partie blieb dadurch für beide Seiten völlig offen. Als der HSC nach 48 Minuten in Führung ging, konterte Hagen dies erneut. Aber die Coburger bissen, allen voran Till Riehn, der sich mehrfach an die Leiste griff, schon mal humpelnd auf die Bank kam, wenn das möglich war, ansonsten aber im Sprint, wenn gewechselt werden musste. Mit diesem Willen schaffte es der HSC tatsächlich erneut, zwei Tore zwischen sich und den Gegner zu legen. Die reichten letztlich in diesem Abnutzungskampf.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Nach der Woche, wo viele hätten gar nicht spielen sollen, muss ich vor der Mannschaft meinen Hut ziehen. Das Engagement war klasse. Es war alles andere als einfach und am Ende stehen trotzdem die zwei Punkte.“

HSC-Spielführer Till Riehn: „Schon in der ganzen Saison fehlen immer wieder welche. Wir haben uns das heute mit einer kleinen Truppe und einer sehr spannenden Trainingswoche nicht ganz einfach gemacht, aber die Punkte verdient mitgenommen.“

Statistik

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin (4), Lukas Wucherpfennig (6/2), Felix Sproß (5), Dominic Kelm (1), Sebastian Weber (3), Stefan Lex, Benedikt Kellner (2), Till Riehn (2), Jakob Knauer (1), Romas Kirveliavicius (4). Trainer: Jan Gorr.

VfL Eintracht Hagen: Tobias Mahncke, Dragan Jerkovic; Sören Kress (8/3), Dragan Tubic (5), Tilman Pröhl (4), Sebastian Schneider, Jannis Fauteck, Julian Renninger (2), Bartosz Konitz (1), Jan König, Jan Roskosch, Pavel Prokopec, Andreas Bornemann (1), Daniel Mestrum (2), Jan van Boenigk (4). Trainer: Nils Pfannenschmidt.

SR: Manuel Borchardt / Lukas Grude

Spielfilm: 1:3 (6.), 2:4 (10.), 2:5 (11.), 4:6 (15.), 5:7 (18.), 7:7 (20.), 9:9 (23.), 10:12 (26.), 12:12 (29.), 12:13 – 13:13 (31.), 16:16 (36.), 17:18 (38.), 19:17 (40.), 19:18 (42.), 20:20 (45.), 21:21 (47.), 21:22 (48.), 23:22 (50.), 24:24 (52.), 25:26 (55.), 25:27 (57.), 26:28 (58.), 27:28.

Zuschauer: 561 in der ENERVIE Arena

Strafminuten: 6 (Renninger, Pröhl, Konitz) – 6 (Kirveliavicius 4, Kelm)

Beste Spieler: Kress, Tubic  – Wucherpfennig, Sproß, Hagelin.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)