Der HSC 2000 Coburg hat den Heim-Nimbus des ASV Hamm-Westfalen gebrochen: Am Freitagabend hat der Handball-Zweitligist das Auswärtsspiel beim ASV mit 31:27 (14:12) gewonnen und fügte dem Tabellendritten die erste Heim-Niederlage der Saison zu. Der Coburger Sieg war hochverdient, denn die Oberfranken schafften es, die Offensivwucht des Bundesliga-Absteigers in Schach zu halten.

2. Bundesliga ASV Hamm-Westfalen – HSC 2000 Coburg 27:31 (12:14)

Die Hammer Fans mussten lange stehen und klatschen. Ähnlich wie in der Coburger HUK-COBURG arena bleiben die ASV-Anhänger nach Spielbeginn so lange stehen, bis das erste Tor der Gastgeber gefallen ist. Am Freitagabend dauerte das ungewöhnlich lange, denn erst nach fünf Minuten erzielte Spielmacher Björn Zintel den ersten Treffer der Westfalen.

Am anderen Ende des Feldes hatten die Gäste zuvor bereits dreimal getroffen und einen optimalen Start in das Spiel beim Tabellendritten gefunden. „Wir müssen das Tempospiel in den Griff bekommen und im Angriff brauchen wir eine gewisse Variation“, sagte Gorr vor dem Spiel am Dyn-Mikrofon über die Herangehensweise seiner Mannschaft – und die hielt sich an die Marschroute.

In der Offensive spielten die Oberfranken geduldig und waren aus unterschiedlichen Positionen gefährlich. Aus dem Rückraum trafen die starken Tumi Steinn Runarsson sowie Merlin Fuß und auf den Flügeln wurde immer wieder erfolgreich Max Jaeger auf Linksaußen gesucht. Mit einem schönen Heber traf der Coburger Kapitän zum 7:5 (12.).

Gegen Hamms starke Individualisten war nicht alles zu verteidigen, die HSC-Abwehr stand aber stabil und auch Torwart Kristian van der Merwe war von Beginn an auf Betriebstemperatur. Nach zehn Minuten kam der Däne bereits auf drei Paraden. Bis zur Halbzeitpause legte van der Merwe drei weitere nach und kam auf eine Quote von 35 Prozent. Sein Gegenüber Marcos Colodeti, der zuletzt gegen Vinnhorst auf unglaubliche 21 Paraden gekommen war, stand dem Coburger aber in nichts nach.

Defensive ackert

Die Abwehr vor van der Merwe betrieb einen hohen Aufwand. Ein Beleg: Abwehrchef Jan Schäffer eilte aus dem Mittelblock auf Rechtsaußen, um dort eine Lücke zu stopfen – und das erfolgreich, weshalb der Routinier zu Recht Szenenapplaus seiner Mannschaftskollegen bekam.

Nach 21 Minuten schaffte der ASV erstmals den Ausgleich, als Rechtsaußen Jakub Sterba in Überzahl zum 9:9 traf. Zuvor kassierte Coburgs Bartlomiej Bis bereits seine zweite Zeitstrafe und war zu einem frühen Zeitpunkt vorbelastet.

Obwohl der HSC die Offensivwucht der Westfalen im Griff hatte und nach 20 Minuten nur neun Gegentore kassierte, war Gorr nicht ganz zufrieden. „Das ist mir nicht genug Disziplin in der Abwehr. Wir dürfen nicht überrascht sein von den schnellen Pässen und dem Außen so viel Platz geben“, kritisierte der HSC-Trainer während einer Auszeit.

Die Maßnahme fruchtete, denn der HSC kassierte bis zur Halbzeitpause nur drei Gegentore. Und im Angriff setzte der eingewechselte Pavels Valkovskis wichtige Akzente und brachte Coburg zweimal mit zwei Treffern in Front. Florian Billek besorgte dann per Siebenmeter die 13:10-Führung (29.). Kurz vor Ende der ersten Halbzeit markierte Bis den 14:12-Halbzeitendstand.

Kurz nach der Pause war die Partie für Bis gelaufen. Zum dritten Mal binnen weniger Minuten ging Jan von Boenigk gegen den polnischen Nationalspieler ins Eins-gegen-eins. Zweimal war von Boenigk erfolgreich, dann griff ihm Bis ins Gesicht und sah nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte. Fortan bildeten Schäffer und Viktor Glatthard den Abwehrmittelblock.

Im rechten Rückraum fand von Boenigk immer wieder eine Lücke und brachte den ASV nach 40 Minuten zum ersten Mal an diesem Abend in Führung (18:17, 40.). Das Spiel wurde nun wilder und hitziger, aber Coburg ließ sich davon nicht beirren. Felix Jaeger brachte den HSC aus dem Rückraum wieder in Führung (21:20, 44.).

Wie schnell es im Handball geht, wurde wenig später deutlich: Erst stellten Billek und Felix auf plus drei (23:20, 47.), dann war Hamm wieder dran (22:23, 48.). „Hey, Jungs, wir sind die Mannschaft in dieser Liga, die knappe Spiele gewinnt – und wir werden dieses Spiel gewinnen“, schwor ASV-Trainer Michael Lerscht auf die Crunchtime an.

Er sollte sich aber täuschen, denn die Schlussphase gehörte dem HSC. Billek brachte Coburg wieder mit drei Treffern in Front (27:24, 55.) und als Runarsson auf 29:25 (58.) erhöhte, stand der Coburger Auswärtssieg fest.

Die Statistik

ASV Hamm-Westfalen: Colodeti (8 Paraden), Hertlein (0 Paraden) – Huesmann (3/3), Fuchs, Schöttle (6), Scheerer (2), Artmeier, Schulze, Sterba (4), Jungemann, Zintel (3), Haunold (1), Bornemann (1), Stüber (2), von Boenigk (5).

HSC 2000 Coburg: van der Merwe (13 Paraden), Apfel (0 Paraden) – Runarsson (5), M. Jaeger (4), Dettenthaler, Bis (1), Glatthard, Fuß (5), Obranovic, Billek (7/2), Krone, Helmersson, P. Valkovskis (2), Schäffer (3), F. Jaeger (3).

Schiedsrichter: Bona (Remscheid) / Frank (Radevormwald)

Zeitstrafen: 3 (2x Jungemann, Schöttle) – 7 (3x Bis, Obranovic, Helmersson, P. Valkovskis, Schäffer)

Rote Karte: Bis (HSC, 34., dritte Zeitstrafe)

Siebenmeter: 3/3 (Huesmann trifft alle Versuche) – 2/2 (Billek trifft alle Versuche)

Spielfilm: 0:3 (4.), 3:4 (7.), 4:6 (10.), 7:8 (16.), 9:9 (21.), 9:11 (26.), 10:13 (30.), 12:14 (30.), 14:14 (32.), 16:17 (38.), 18:17 (40.), 20:23 (47.), 23:24 (50.), 24:26 (53.), 24:27 (55.), 25:29 (58.), 27:31 (60.)

Zuschauer: 2310

Beste Spieler: Schöttle, von Boenigk – van der Merwe, Fuß

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Svenja Stache