„Jeder Handballer will einmal in Deutschland spielen.“

Anton Prakapenia, geboren und aufgewachsen in Gomel in Weißrussland, begann erst im Alter von 12 Jahren mit dem Handball. Nach einigen Stationen in seiner Heimat wechselte er 2013 für eine Saison nach Polen und anschließend für vier Jahre zum österreichischen Erstligisten Sparkasse Schwaz Handball Tirol. Seit dieser Saison spielt der wurfstarke Rückraumakteur nunmehr für den HSC 2000 Coburg.

Als der HSC 2000 Coburg im März letzten Jahres die Verpflichtung von Anton Prakapenia bekannt gab, war dieser Name eigentlich nur echten Kennern der Szene ein Begriff. Schließlich hatte der Rückraumspieler seine bisherige Laufbahn außerhalb Deutschlands verbracht. Geboren und aufgewachsen ist der inzwischen 30-jährige in Gomel, der zweitgrößten Stadt in Weißrussland und unweit der Grenze zur Ukraine gelegen. Handball war im Hause Prakapenia schon immer ein wichtiges Thema, denn Antons Mutter war selbst Profi – Handballerin. Dennoch versuchte sich der Junior zunächst im Fußballtor, ehe er im Alter von 12 Jahren dann doch zum Handball wechselte. Sein Talent blieb nicht lange verborgen und schon bald bekundete der weißrussische Spitzenklub HC Brest Interesse am Rückraum – Shooter. Mit 17 wechselte er an das dortige Sportinternat und schaffte beim HC Brest schon bald den Sprung von der zweiten in die erste Mannschaft. Den ersten Titel mit dem Verein folgten auch die ersten Berufungen in die weißrussische Junioren – Auswahl. Höhepunkt war zweifellos die Teilnahme an der U21 – Weltmeisterschaft 2009 in Ägypten. In jenem Jahr musste Anton Prakapenia auch seinen Militärdienst ableisten und wechselte in dieser Zeit für eine Saison zum HC Dinamo Minsk, mit dem er sogar das Double gewann. 2010 führte ihn der Weg wieder zurück nach Brest. Und auch wenn er mit dem Verein in den Folgejahren weitere Erfolge feiern konnte und auch die ersten Berufungen in die Nationalmannschaft Weißrusslands erhielt, reiften bei Anton Prakapenia allmählich ernsthafte Wechselabsichten.

„Ich wollte einfach mehr spielen.“

2013 entschloss er sich schließlich, den HC Brest zu verlassen und zum polnischen Erstligisten SPR Chrobry Głogów zu wechseln. „Ich hatte wenig Spielzeit und ich wollte einfach mehr spielen und das war ein richtiger Schritt nach vorne.“ Den Weg seines Ex – Vereins, der heute längst zu den Spitzenklubs in Europa gehört und in den letzten vier Spielzeiten stets das Achtelfinale in der Champions League erreichte, verfolgt Anton Prakapenia aber bis heute weiter. „Ich habe viele Freunde dort. Ich wohne auch in Brest, weil meine Frau aus Brest ist. Raul Alonso, er war später mein Trainer in Österreich, ist dort jetzt Trainer. Ich verfolge es immer. Ich bin immer in Kontakt mit Spielern und mit vielen habe ich zusammen bei der Nationalmannschaft und bei Dinamo Minsk gespielt.“ Nach nur einer Spielzeit entschied sich der Shooter dann jedoch, sein Gastspiel in der polnischen Liga wieder zu beenden. „Mein Verein hat viele Probleme mit dem Geld gehabt. Das war immer so, dass wir z. B. drei, vier Gehälter bekamen und dann mussten wir drei oder vier Monate auf das Geld warten. Und ich war damals schon verheiratet und wollte ein bisschen Sicherheit haben.“ Die sollte er dann auch bei seinem nächsten Verein finden. Immerhin vier Jahre lang trug er fortan das Trikot des österreichischen Erstligisten Sparkasse Schwaz Handball Tirol. Und vor allem auch sportlich wurde es für Anton Prakapenia eine sehr erfolgreiche Zeit. Er avancierte zu einem der besten Torjäger der Liga, brachte es in den vier Jahren auf insgesamt 538 Tore für seinen Verein und wurde in der Saison 2016/17 als bester Spieler im linken Rückraum in das All Star Team der Liga gewählt. Bei der Europameisterschaft 2016 in Polen stand er im Kader der weißrussischen Nationalmannschaft. Insgesamt stehen bislang 32 Länderspiel für ihn zu Buche. Und gegen einen erneuten Anruf von Auswahltrainer Juri Schewzow hätte er durchaus nichts einzuwenden.

Deutschland war schon immer das Ziel

Eines seiner größten sportlichen Ziele hat Anton Prakapenia indes bereits erreicht: „Jeder Handballer will in Deutschland spielen. Es gibt so viele gute Mannschaften hier, die Champions League spielen oder EHF – Cup, viele Nationalspieler, viele Superstars. Wenn du z. B. in Berlin spielst, in Kiel oder Flensburg, da ist so eine geile Stimmung und Atmosphäre. Alle lieben Handball. Es ist einfach geil, so wie die die NBA im Basketball. Jedes Spiel im Fernsehen. Es macht richtig Spaß, Handball zu spielen in Deutschland. Es ist die stärkste Liga der Welt.“  Die Chance hierfür bot sich, als der HSC 2000 Coburg Interesse am wurfstarken Rückraumspieler bekundete. „Anton hat uns von der sportlichen, aber auch von der persönlichen Seite bei seinem mehrtägigen Aufenthalt in Coburg zum Probetraining überzeugt. Neben einem guten Wurf und damit verbundener Durchschlagskraft aus der 2. Reihe verfügt er auch über ein gutes Auge für die Mitspieler“, begründete Jan Gorr dann die zeitnahe Verpflichtung des Weißrussen. Und der hat sich längst zum erhofften Leistungsträger entwickelt und ist aktuell sowohl in der Defensive als auch im Angriff aus dem Coburger Spiel nur schwer wegzudenken. Und wenn einmal kein Training oder Spiel auf dem Programm steht, verbringt er die freie Zeit am liebsten mit der Familie. Erst recht, seit diese vor sechs Monaten Zuwachs in Person von Söhnchen Dominik bekommen hat. „Wenn wir ein paar Tage frei haben, fahren wir nach Prag oder Österreich. Wir haben noch viele Freunde in Österreich, wir fahren gerne dahin. Ich verbringe meine Zeit gerne mit der Familie.“

Bericht von Gerd Nußpickel 

Bild von Henning Rosenbusch