2. Handball-Bundesliga – Der HSC setzte sich Mitte der ersten Halbzeit ab und ließ den starken Gegner kaum noch näher kommen. Prakapenia entpuppte sich als vollwertiger Varvne-Ersatz.

Nach den Spielausgängen der Freitagsspiele ging es am Samstagabend in der HUK-Coburg arena nicht um mehr oder weniger als den ersten Tabellenplatz. Das hat nach dem dritten Spieltag zwar wenig Aussagekraft. Doch das Duell zwischen dem HSC 2000 Coburg und der HSG Nordhorn-Lingen, das die Coburger sicher mit 29:25 gewannen, brachte Zweitligaspitzenhandball auf hohem Niveau mit um jeden Zentimeter kämpfenden Abwehrreihen. Umso bemerkenswerter ist es, dass es nur zwei Zeitstrafen gab, es die Mannschaft von Jan Gorr schaffte, über die gesamte Spielzeit ohne diese auszukommen. Der zeigte sich zufrieden: „Wir haben viele Dinge gut gemacht, sind gegen die starke Abwehr von Nordhorn ordentlich zurecht gekommen.“ Vor allem die Spielübersicht im Angriff muss neben der Deckungsarbeit hervorgehoben werden. Hier spielte Anton Prakapenia einen ausgezeichneten Part als Ersatz für Spielgestalter Tobias Varvne.

Wie fast zu befürchten war, musste Coburg verletzungsbedingt auf ihn verzichten, der im Vorjahr noch der Matchwinner gegen Nordhorn-Lingen war. Aber auch die Gäste hatten Ausfälle zu verzeichnen, traten nur mit zehn Feldspielern an. Nicht nur in der frühen Phase gingen beide Teams hohes Tempo, wenn die Option dafür da war. Die Option zum 5:2 war für den HSC da, doch ein zu klebriger Ball verhinderte das, da zwei erkämpfte Bälle in kurzer Folge doch wieder beim Gegner landeten. Da hätte etwas mehr Ruhe und Ballsicherung gut getan. Statt drei vorne für Coburg, auch weil die HSG-Abwehr einen Kempa von Billek auf Jaeger „gerochen“ hatte, lagen die Gäste doch etwas unerwartet vorne.

Doch zwei Konter wendeten das Blatt in einem hochinteressanten Spiel erneut. Wiederum versäumte es der HSC zunächst, drei Tore zwischen sich und den Gegner zu legen. Aber der Rückraum funktionierte genauso gut wie die Abwehr, obwohl die Gäste im Angriff ebenfalls mächtig Dampf machten und ihre Positionen oft wechselten, das Spiel mehrmals fast nur auf eine Seite verlagerten. Dann packte Prakapenia seinen „Hammer“ aus, auf der anderen Seite „doubelte“ Miedema dessen Wurf. Drei Tore fielen in einer Minute. HSG-Coach Heiner Bültmann holte beim Stand von 11:8 seine Jungs zur Auszeit, für Prakapenia gab es eine Verschnaufpause und Felix Sproß übernahm die zentrale Position, gegen die nun mit einer 5:1-Abwehr agierenden Nordhorner. Sproß‘ Nebenleute agierten mit einem unglaublichen Zug zum Tor, setzen sich auf fünf Treffer ab, vergaben jedoch mehr. Für fast sechs Minuten vernagelte Jan Kulhanek sein Tor, dann parierte Konstantin Poltrum einen Strafwurf. Erst nach einem klaren Foul an Christoph Neuhold, das nicht geahndet wurde, beendete Nordhorn-Lingen mit dem Konter seine siebeneinhalbminütige Torflaute. Trotzdem ging Coburg wie im letztjährigen Vergleich mit plus fünf in die Pause.

Doch die Gäste kamen deutlich effektiver aus der Kabine, Coburg fand zunächst keine Lücke im nun wieder etwas defensiver agierenden Deckungsverband des Gegners, der auf zwei Tore herankam. Und dann Glück hatte, dass bei einem Ellbogencheck von de Boer gegen Prakapenia das Spiel weiterlief und die Szene unbestraft blieb. Coburg nutzte dies immerhin um den alten Abstand wieder herzustellen. Mehr und mehr entwickelte sich die Partie zum Abnutzungskampf zweier starker Abwehrreihen, in der die Unparteiischen zwei Stürmerfouls in kurzer Folge zu Ungunsten des HSC auslegten. Noch war der Vorsprung der Gastgeber beruhigend, aber es bedurfte schon zweier Kulhanek-Paraden der frei vor ihm auftauchenden Possehl und Miedema, dass es dabei blieb. Überhaupt war der HSC-Torhüter der Fels hinter der stark agierenden Abwehr

Nach einer Auszeit agierte Nordhorn jetzt erneut mit dem vorgezogenen Mittelmann, deckte auch auf den Halbpositionen offensiver, doch die Übersicht von Prakapenia, der den völlig freien Jaeger bediente, brachte Coburg abermals fünf Tore in Front. Als Florian Billek sechs Minuten vor dem Abpfiff erst einen Strafwurf sicher verwandelte und Sekunden später sich einen „Steal“ holte und den Konter versenkte, war die Partie endgültig gelaufen. Was dann folgte war ein munteres Scheibenschiessen, was die Bilanz des bestens aufgelegten Kulhanek etwas verhagelte.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Mit der Startphase war ich nicht zufrieden, da haben wir zu viel zugelassen. Doch danach haben wir viele Dinge, die zunächst noch auf der Kippe standen, besser gemacht, viel Einsatz und Energie in die Partie gelegt.“

HSG-Trainer Heiner Bültmann: „Unsere Deckung stand von Beginn an nicht kompakt, war zu passiv. Coburg hat gut getroffen, hatte ein klares Plus auf der Torhüterposition und auch aufgrund ihrer hohen Intensität in der Deckung verdient gewonnen.“

HSC-Rechtsaußen Florian Billek: „Wir sind jetzt tiefer besetzt und da wo wir jetzt stehen, will ich auch am Ende stehen. Ich glaube die bisherigen beiden Heimspiele waren besser als alle in der letzten Saison. Mit diesem attraktiven Handball wollen wir auch wieder mehr Fans in die Halle bekommen.“

HSC-Spielführer Sebastian Weber: „Heute haben wir den Ausfall Tobi Vavne besser kompensiert. Gegen einen körperlich sehr präsenten Gegner, der ja toll in die Saison gestartet und schwer zu spielen ist, haben wir oft die richtigen Lösungen gefunden. Neben der guten Abwehrarbeit mit Jan im Tor war unsere Chancenverwertung sehr gut“.

 

Statistik

HSC 2000 Coburg – HSG Nordhorn-Lingen                                                                                         29:25 (14:9).

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (25 Gegentore, 14 Paraden), Konstantin Poltrum (0 Gegentore, 1 Parade); Markus Hagelin, Maximilian Jaeger (4), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber (3), Anton Prakapenia (3), Florian Billek (8/3), Marcel Timm, Jakob Knauer, Pontus Zettermann (7), Christoph Neuhold (4). Trainer: Jan Gorr.

HSG Nordhorn-Lingen: Björn Buhrmester (15 Gegentore, 6 Paraden), Bart Ravensbergen (14 Gegentore, 4 Paraden); Nicky Verjans (1), Lutz Heiny (2), Toon Leenders (1), Pavel Mickal (6/1), Patrick Miedema (5), Luca de Boer (2), Alec Smit, Lasse Seidel (3/1), Julian Possehl (2), Georg Pöhle (3). Trainer: Heiner Bültmann.

SR: Jan Lier / Manuel Lier

Spielfilm: 2:1 (5.), 3:2 (5.), 4:2 (6.), 4:5 (9.), 7:5 (12.), 8:6 (14.), 10:7(20.), 11:8 (20.), 13:8 (22.), 13:9 (27.), 14:9 – 14:12 (35.), 17:12 (37.), 18:13 (40.), 18:15 (43.), 21:16 (47.), 22:18 (50.), 26:19 (55.), 29:25.

Zuschauer: 1.642 in der HUK Coburg arena

Siebenmeter: 3/3 – 1/2 (Seidel scheitert an Poltrum)

Strafminuten: 0 – 4 (Leenders, Pöhle)

Beste Spieler: Prakapenia, Billek, Zettermann – Miedema, Mickal

 

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)