VfL Lübeck – Schwartau

Die Handballer des VfL Bad Schwartau können auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken, die von einigen Höhen und Tiefen geprägt ist. Als 1966 im deutschen Hallenhandball die (damals noch zweigeteilte) Bundesliga eingeführt wurde, war auch der VfL mit von der Partie. Bis 1976 konnte man sich (mit einer Ausnahme) in der höchsten Spielklasse behaupten. Es folgten einige magere Jahre, in denen man zeitweise sogar bis in die Oberliga abrutschte. Doch ab Mitte der achtziger Jahre ging es für die Marmeladenstädter wieder spürbar aufwärts. 1986 war man wieder in der 2. Bundesliga angekommen. 1990 gelang zum ersten Mal der Aufstieg in Liga 1, der man dann (mit Unterbrechungen) bis zum Jahre 2002 angehörte. Der größte Vereinserfolg war der Gewinn des DHB – Pokals in der Saison 2000/01.

Doch nur ein Jahr später schien die Zukunft des Bad Schwartauer Handballs fraglicher denn je. Mannschaft, Management und zahlreiche Sponsoren wechselten geschlossen zum neu geschaffenen HSV Hamburg, der auch Schwartaus Bundesligalizenz übernahm. Doch dem VfL gelang der erhoffte Neuaufbau: 2008 kehrte das Team wieder in die 2. Bundesliga zurück und schaffte 2011 auch problemlos die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga. Die bislang beste Platzierung gelang schließlich in der vergangenen Saison, in der das Team erstmals auch unter dem neuem Namen VfL Lübeck – Schwartau auflief und am Ende Rang 3 belegte.

Starker Kader mit großen Verletzungsproblemen    

Als „Best of the Rest“ hinter den beiden Aufsteigern mussten sich die Norddeutschen natürlich auch für die neue Spielzeit zum erweiterten Favoritenkreis zählen lassen, zumal man auch personell einiges zu bieten hat. „Wir haben einen qualitativ hochwertigen Kader. Da werden Nuancen entscheiden, wer spielt. Da muss jeder Gas geben“, freute sich Trainer Torge Greve vor der Saison noch über die vermeintlich komfortable Situation. Zwischen den Pfosten ist Dennis Klockmann die unangefochtene Nummer 1. Der 2,10 m große Keeper spielte unter anderem bereits für den THW Kiel, die MT Melsungen, den TuS N – Lübbecke sowie Eintracht Hildesheim und wurde in der Saison 2016/17 von den Managern und Trainern zum „besten Torhüter der Liga“ gewählt.  Sein Vertreter ist auch in dieser Spielzeit VfL – Eigengewächs und U21 – Nationalspieler Marino Mallwitz.

Die Qual der Wahl schien der Trainer dagegen im Rückraum zu haben. Mit Shooter Jan Schult und Neuzugang Pawel Genda verfügt der VfL auf der linken Aufbauposition nominell über zwei extrem torgefährliche Akteure. Allerdings zog sich der polnische Nationalspieler bei einem Testspiel gegen Deutschland kurz vor Weihnachten einen Kreuzbandriss zu und fällt für den Rest der Saison aus. Zwar steht mit Abwehrchef Martin Waschul eine weitere Option auf dieser Position parat. Dennoch sah man beim VfL in der WM – Pause Handlungsbedarf und verpflichtete Jonas Ottsen vom Drittligisten TSV Altenholz bis zum Saisonende nach. Stark besetzt sind die Norddeutschen auch im rechten Rückraum. Der 22jährige „Rohdiamant“ Antonio Metzner, 2015 vom Handball – Internat des TV Großwallstadt gekommen, schaffte beim VfL den Sprung in die Junioren – Nationalmannschaft und gilt längst als eines der größten deutschen Talente auf dieser Position. Dagegen musste sich Publikumsliebling Toni Podpolinski, der nach seiner schweren Krankheit längst wieder zu alter Stärke zurückgefunden hatte, in dieser Saison immer wieder mit gesundheitlichen Problemen herumplagen. Verletzungssorgen hatten die Norddeutschen auch auf zentralen Aufbauposition. Hier steht mit dem gelernten Linksaußen Markus Hansen aktuell nur ein etatmäßiger Spielmacher zur Verfügung. Der vor der Saison aus Balingen gekommene und als Top – Transfer gefeierte isländische Nationalspieler Sigtryggur Daði Rúnarsson steht nach seiner Knie – OP im Moment ebenso wenig zur Verfügung wie Eigengewächs Tim Claasen.

Verzichten muss der VfL weiterhin auch auf Linksaußen Sebastian Damm, der noch an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls laboriert. Allerdings steht hier mit dem Ex – Magdeburger Thees Glabisch zuverlässiger Vertreter bereit. Die neue Nummer 1 auf Rechtsaußen ist Rückkehrer Finn Kretschmer, der zuletzt vier Jahre lang beim Erstligisten TVB Stuttgart aktiv war. Die Einsatzzeiten am Kreis teilen sich Steffen Köhler, der Ex – Kieler Fynn Ranke sowie Neuzugang Marcel Möller.

Saisonziel sind die TOP 5  

Sich nachhaltig unter den TOP 5 zu etablieren, war das erklärte Saisonziel des VfL. Und die neue Spielzeit begann auch recht hoffnungsvoll. Mit 8:2 Punkten aus den ersten fünf Spielen fand man sich zwischenzeitlich auf Platz 3 wieder. Es folgte eine kleinere Schwächephase, ehe der VfL Ende des Jahres 2018 wieder in die Erfolgsspur zurückfand. Auch der unerwartete Trainerwechsel zu Jahresbeginn brachte das Team nicht aus der Spur. Torge Greve, der den VfL sieben Jahre lange betreute, hatte seinen Vertrag zum Saisonende gekündigt und ist inzwischen zum Erstligisten VfL Gummersbach gewechselt. Seine Nachfolge bei den Nordlichtern trat Anfang März das Trainer – Gespann Gerrit Claasen und Jörg Engelhardt an. Auch unter ihrer Ägide hielt die Erfolgsserie des VfL zunächst weiter an. Zuletzt gab es jedoch zwei eher unerwartete Niederlagen in Dormagen und zu Hause gegen den TV Hüttenberg.

Bericht von Gerd Nußpickel