Gegen angriffsstarken Gegner soll der Heimabschluss gelingen. Der Anwurf ist aufgrund der Parallelität aller Spiele bereits um 18:30 Uhr.

Coburg – Die letzten drei Heimspiele verliefen für den HSC 2000 Coburg recht zäh, zwei davon gingen verloren. Auch deswegen hat sich die Mannschaft von Jan Gorr für das letzte Heimspiel der Saison 2017/2018 vorgenommen, noch einmal alles in die Waagschale zu werfen um sich gebührend von den Fans zu verabschieden. Anwurf ist bereits um 18.30 Uhr, da alle Partien parallel angepfiffen werden und mit dem TV Emsdetten kommt einer der Lieblingsgegner. Noch nie wurde eine Partie verloren und vor zwei Jahren legte Coburg zum gleichen Zeitpunkt der Saison mit einem 30:21-Erfolg den letzten Grundstein für den Erstligaaufstieg.

Emsdetten kommt zudem als Tabellenführer. Sie beenden in der nächsten Woche ihre 24. Spielzeit in der zweiten Liga, führen die ewige Tabelle unangefochten an, spielten nur ein Jahr (2013/2014) in der ersten Liga. Sie wissen also aus dem Eff-Eff wie zweite Liga geht. Das Hinspiel, das 27:27 endete, war deren 1.000 Spiel in Liga Zwei. Prunkstück bei Emsdetten ist das schnelle Spiel nach vorne. Da muss die Coburger Abwehr gehörig aufpassen. Nach den beiden Aufsteigern aus Bietigheim und dem Bergischen HC verfügt Emsdetten über den torgefährlichsten Angriff der Liga. „Merten Krings, Jasper Adams und Georg Pöhle sind die starken Individualisten einer extrem angriffsorientierten Mannschaft“, hat auch Gorr festgestellt.

Sie haben sich im Laufe der Saison schon verbessert, wurden aber auch durch Verletzungen zurückgeworfen. Das lässt sein gegenüber aber nicht zählen: „Das geht jeder Mannschaft in dieser Liga so. Wir hatten trotz unserer Verletzen zahlreiche Möglichkeiten mehr Punkte einzufahren. Das darf keine Ausrede sein.“ TVE-Trainer Daniel Kubes versuchte immer wieder seinem kleinen Kader zu trotzen, will unbedingt den einstelligen Tabellenplatz behaupten. Auch in seinem vierten Jahr hadert Kubes, in seiner aktiven Zeit Abwehrchef beim THW Kiel, noch mit seiner Deckung: „Das geht noch besser“, was sein Team dann im 25. Zweiligajahr zeigen soll.

„Wir wollen die Runde zu Hause erfolgreich abschließen“, gibt Gorr eine recht einfache Devise aus, steht doch auch Tabellenplatz Vier zur Diskussion, denn dahinter lauern die Konkurrenten Balingen, Rimpar und Hamm. Und schließlich geht es nächste Woche noch zum Meister Bergsicher HC. Also muss irgendwie noch ein Erfolg her, denn sonst könnte der HSC sogar noch bis auf Platz sieben abrutschen. „Wir werden wie schon so oft gegen diesen Gegner aber nichts geschenkt bekommen, das wird alles andere als einfach diesen Saisonabschied in eigener Halle für uns zu entscheiden“, gibt sich Gorr kämpferisch.

Mit ausschlaggebend dürfte sein, wie sicher der Ball durch die gelichteten Coburger Reihen wandert und so die schnellen Gegenstöße des Gegners verhindert werden. Denn hinter dem Einsatz von Stefan Lex und Lukas Wucherpfennig stehen neben den vielen Langzeitverletzten große Fragezeichen. Doch auch für Gorr ist das keine Ausrede.

Abschied ist zudem das große Thema nach der Partie. Nicht weniger als zehn Akteure werden aus den Reihen der ersten Mannschaft verabschiedet. Dominic Kelm, Till Riehn und Girts Lilienfelds bleiben in anderer Funktion im Verein. Auf Oliver Krechel, Stefan Lex, Benedikt Kellner, Romas Kirveliavicius, Tom Wetzel, Marko Neloski und Patryk Foluszny könnten die Coburger früher oder später noch einmal in anderen Teams treffen.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Oliver Krechel, Tim Titze, Patryk Foluszny; Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (?), Felix Sproß, Dominic Kelm, Sebastian Weber, Stefan Lex (?), Benedikt Kellner, Florian Billek, Till Riehn, Jakob Knauer, Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius. Trainer: Jan Gorr.

TV Emsdetten: Mark Ferjan, Konstantin Madert; Merten Krings, Marten Franke, Yannik Terhaer, Jan Hübner, Malte Schröder, Paul Kolk, Yannik Dräger, Dirk Holzner, Sven Wesseling, Jasper Adams, Andre Kropp, Georg Pöhle. Trainer: Daniel Kubes.

SR: Nils Blümel / Lars Loppaschewski

Die Lage in der Liga

Bis auf den vierten Absteiger sind alle Entscheidungen gefallen. Der Bergische HC (bei den HC Rhein Vikings) und die SG BBM Bietigheim (beim Dessau-Roßlauer HV) kehren in die erste Liga zurück. Die HG Saarlouis (gegen den Wilhelmshavener HV) hat es nach jahrelangen erfolgreichen Abstiegskämpfen diesmal erwischt. Als einziger Aufsteiger muss Eintracht Hildesheim (gegen den EHV Aue) wieder nach unten in die dritte Liga, die HSG Konstanz (bei TUSEM Essen) überstand das zweite Zweitligajahr nicht.

Tiefste Trauer dürfte nach dem vorletzten Spieltag beim ThSV Eisenach herrschen. Die haben vier Zähler Abstand auf das rettende Ufer und somit selbst im Falle eines eigenen Sieges beim ASV Hamm-Westfalen kaum noch Chancen auf den Ligaverbleib, sind abhängig von den Ergebnissen von Aue und Wilhelmshaven, die in den verbleibenden beiden Spielen nicht punkten dürfen. Für Eisenach wäre es der „Worst Case“, der erste Abstieg in die dritte Liga seit Aufnahme des Spielbetriebes 1954.

Notizen am Rande

Junge Wilde – Emsdetten bringt immer wieder Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den Zweitligakader. Yannik Terhaer, Tim Weischer, Paul Kolk und Sven Wesseling stammen aus der eigenen Schmiede. Komplettiert werden die „jungen Wilden“ durch Jan Hübner (kam aus Magdeburg) und TW Mark Ferjan (aus Berlin).

Aufstiege – Bietigheims Trainer Hartmut Mayerhoffer, der den Verein nach fünf Jahren verlässt, hat etwas Kurioses geschafft. Gleich in seinem ersten Trainerjahr führte er sein Team in die erste Liga. Nach dem sofortigen Wiederabstieg hatte die SG BBM Anlaufprobleme in der zweiten Liga, verpasste dann letztes Jahr den Sprung in Liga Eins knapp. Ausgerechnet in Mayerhoffers Abschiedssaison gelang jetzt er erneute Aufstieg. Da konnten auch zwei Niederlagen gegen den HSC nicht daran rütteln.

Walking Dead – Klare Worte hat der Trainer der HSG Wetzlar, Kai Wandschneider, in einem FAZ-Interview für die Überbelastung speziell der Nationalspieler gefunden: „Die Sommerpause ist auf drei Wochen zusammengeschmolzen. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die elfte Staffel von „The Walking Dead“ in der Bundesliga gedreht wird. Das Geschäftsfeld im Handball überlagert das Spielfeld.“

Bericht von Ralph Bilek

Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)