2190 Fans sahen am Samstagabend zwei grundverschiedene Halbzeiten im thüringisch-fränkischen Derby der 2. Handball-Bundesliga zwischen dem Aufstiegsaspiranten ThSV Eisenach und dem HSC 2000 Coburg. Nach tollem ersten Durchgang hatten die Coburger in den zweiten 30 Minuten wenig entgegenzusetzen. Der 32:26-Erfolg der Thüringer fiel am Ende etwas zu hoch aus, war aufgrund der Leistungssteigerung der Gastgeber aber verdient.

„Wir spielen eine erste Halbzeit mit nur einem technischen Fehler. Das war überragend, vor allem wie wir die 5:1-Deckung auf den Punkt gespielt haben“, lobte HSC-Coach Brian Ankersen sein Team für den Auftritt im ersten Durchgang.  „Dann verlieren wir den Faden, erholen uns von den vielen Fehlern nicht mehr. Dafür war Eisenach zu gut.“ Mit 22:13 gingen die zweiten 30 Minuten an die Gastgeber gegen eine Eisenacher Mannschaft, die sich „ein bisschen in einen Rausch gespielt hat“, so Goalgetter Fynn Hangstein.

2. Bundesliga ThSV Eisenach – HSC 2000 Coburg 32:26 (10:13)

Nach nicht einmal zwei Minuten humpelte Viktor Glatthard schon auf die Bank und machte sich mit Physio Sebastian Weiß auf den Weg in die Kabine. Fortan musste Schröder sogar am Kreis aushelfen. Auch WM-Fahrer Bartlomiej Bis musste zeitig ran, da Jan Schäffer genauso am Kreis fehlte wie Fabian Apfel im Tor. Auch Jannes Krone und Felix Jaeger waren nicht mit von der Partie.

Auffällig in der ausgeglichenen Anfangsphase war die sehr offensiv ausgerichtete 6:0-Deckung der Coburger, die oft zwischen acht und neun Meter agierte. Auf die, wie es Ankersen bezeichnete, „ungewöhnliche“ 5:1-Deckung der Gastgeber, die immer wieder situativ einen zweiten Abwehrspieler offensiv nach vorne zogen, zeigte sich Coburg gut vorbereitet.

Immer wieder suchten Fynn Herzig und Tumi Steinn Runarsson die sich auftuenden Lücken und gingen ins Eins-gegen-eins. So erspielte sich Coburg nach einer Viertelstunde eine Vier-Tore-Führung, an der auch Torwart Jan Kulhanek im Tor maßgeblichen Anteil hatte.

Die Gastgeber fanden nun besser in die Partie, die Freiräume für den HSC wurden vorne kleiner. Doch die Coburger Deckung präsentierte sich weiter als Bollwerk, ließ nach 20 Minuten nur sechs Gegentreffer zu. Aus der ersten Überzahl machte Coburg dann zu wenig, hielt Eisenach aber weiter knapp auf Distanz.

Mit zwei Zeitstrafen vor der Pause waren die heimischen Fans überhaupt nicht einverstanden, „Schieber“-Rufe machten die Runde. Doch es blieb bei einem Abstand von drei Toren, auch weil ein Betreten des Spielfeldes von Ankersen von den Schiedsrichtern geahndet wurde. In der engen Halle in Eisenach gar nicht so einfach, außerhalb der Spielfläche zu bleiben. Kurz zuvor hatte Ankersen erstmals den „Auszeit-Buzzer“ betätigt, der ab sofort auch in der 2. Liga obligatorisch ist. Mit drei Toren Vorsprung ging Coburg in die Kabine. 

 „Wir haben Eisenach an seine Grenzen gebracht“, sagte Billek über Halbzeit 1, musste am Ende aber feststellen: „Dann sind wir aufgrund unserer personellen Situation müde geworden.“ ThSV-Coach Kaufmann widersprach in der Pressekonferenz jedoch Billek und Ankersen: „Wir wurden nicht auseinandergespielt, wir haben uns vor der Pause einfach selbst zu viel Druck gemacht. Die zweite Halbzeit lief bei uns mit mehr Tempo und dadurch viel besser.“

Blieb der HSC vor dem Wechsel fast komplett ohne Ballverluste, nutzte Eisenach zwei Coburger Fehler in den ersten fünf Minuten nach dem Wechsel zum 14:15 aus.  Als Runarsson wenig später mit einem Strafwurf an Jepsen im ThSV-Tor scheiterte, kam Eisenach erstmals seit der Anfangsphase zum Ausgleich. Nach einem weiteren Fehlwurf von Max Jaeger von der Außenposition wechselte die Führung. Der einstige Vier-Tore-Vorsprung war durch Ungenauigkeiten im Coburger Spiel dahin. Nachdem Kulhanek sich nun nicht mehr auszeichnen konnte, brachte Ankersen Jan Jochens und probierte es gleichzeitig mit dem siebten Feldspieler.

Doch sein Team produzierte jetzt weiter zu viele Fehler: erst ein technischer Fehler von Arkadiusz Ossowski, dann ein Fehlwurf von Bis und das Spiel war endgültig gekippt. Eisenach führte erstmals mit zwei Toren.  Nach 15 Minuten in der zweiten Halbzeit hatten die Gastgeber bereits genauso viele Tore erzielt wie im gesamten ersten Durchgang. Besonders Jannis Schneibel bekam Coburg jetzt überhaupt nicht mehr in den Griff.

War Kulhanek in der Anfangsphase der Faktor, lief Jepsen auf der Gegenseite zur Hochform auf. Nach 18 Minuten der zweiten Halbzeit standen erst schwache fünf HSC-Treffer zu Buche. Von einem 4:0-Lauf der Wartburgstädter zum 21:18 erholte sich Coburg nicht mehr. Im Vergleich zur konzentrierten ersten Halbzeit stand gefühlt ein anderes Team auf der Platte. Die Abwehr harmonierte nicht mehr, Eisenach brauchte nur auf Lücken zu warten.

Die Hausherren agierten zwischenzeitlich sogar mit einer offensiven 3:3-Abwehr, gegen die den Coburgern nicht viel einfiel. Locker spielte Eisenach die letzten zehn Minuten runter und geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, im Gegenteil, sie bauten den Vorsprung weiter aus.

Die Statistik:

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Jepsen (12 Paraden) – Reichmuth (2), Hübke, Hangstein (7/3), Ulshöfer (2), Walz (4), Grgic (1), Hideg, Tokic (1), Meyer, Donker, Schneibel (8), Snajder (2), Weyrauch (4), Saul (1)

HSC 2000 Coburg: Kulhanek (7 Paraden), Jochens (4 Paraden) – Preller, Runarsson (4/2), M. Jaeger (6), Dettenthaler, Bis (4), Glatthard, Fuß, Ossowski (2/1), Billek (3), Herzig (4), Knauer (2), Schröder (1)

Schiedsrichter: Jan Lier / Manuel Lier

Zeitstrafen: 4 (Hangstein, Meyer 4, Snajder) – 2 (Bis, Schröder)

Siebenmeter: 3/4 (Hangstein scheitert an Kulhanek) – 3/5 (Runarsson scheitert beide Male an Jepsen)

Spielfilm: 2:1 (5.), 2:4 (9.), 3:7 (13.), 6:8 (18.), 7:10 (24.), 7:11 (26.), 9:13 (28.), 10:13 – 11:14 (33.), 14:15 (35.), 16:16 (37.), 17:16 (39.), 17:18 (42.), 21:18 (48.), 24:21 (52.), 27:23 (55.), 29:24 (58.), 32:26.

Zuschauer: 2.190

Beste Spieler: Schneibel, Hangstein, Jepsen – Bis, Jaeger

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt

 

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Iris Bilek