Noch nie haben die Coburger beim VfL Lübeck-Schwartau gewonnen. Im sechsten Anlauf soll es am Freitag endlich klappen. .

Zum fünften Mal gastiert der HSC 2000 Coburg am heutigen Freitagabend, Anwurf um 19.30 Uhr, in der Hansehalle in Lübeck. Ein Sieg dort für Coburg – Fehlanzeige, also höchste Zeit das zu ändern um den Spitzenplatz zu verteidigen. Die Lübecker hinken ihren eigenen Erwartungen etwas hinterher, liegen mit 11:17 Punkten auf Platz 13 der Liga. Sie hätten sich nicht so weit unten gesehen, nachdem in den Vorjahren immer ein Platz im Spitzenfeld der Liga herausgesprungen war, sie 2018 knapp vor dem Erstligaaufstieg standen, der nun bis spätestens 2022 angepeilt wird.

Coburg ist vom Jäger zum Gejagten geworden, stand letztmalig vor der Niederlage in Dresden am 2. Weihnachtsfeiertag 2018 an der Tabellenspitze. „Das ist eine herausragende Zwischenbilanz, das wollen wir verteidigen, den Weg so weitergehen“, fordert Coburgs Coach Jan Gorr für die restlichen vier Partien im Jahr 2019 nochmals volle Konzentration. Doch das Programm in Lübeck, Essen, und Emsdetten, sowie dem Heimderby gegen Rimpar darf durchaus als knackig bezeichnet werden. Da bedarf es schon Bestleistungen um als Spitzenreiter ins neue Jahr zu gehen, nun gleich in Lübeck.

„Dort ist die Deckung deren größter Trumpf, die werden gegen uns heiß laufen“, ist sich Gorr sicher, der mit seiner Mannschaft bereits am Donnerstag anreist. Waschul und Köhler bilden dort einen Mittelblock, den es zu überwinden gilt oder sich andere Optionen zu suchen. Das Konterspiel war zuletzt ausgezeichnet, beide Außenspieler zeichneten sich aus, Jaeger hat gegen Hamburg alle vier von vier gemacht, Billek ein Dutzend Mal getroffen. Obwohl den Gastgebern mit Genda ein wichtiger Akteur fehlt, „haben sie im linken Rückraum mit Schult einen Dauerbrenner und sind mit Raguse dreifach auf dieser Position besetzt.“ Aber Gorr hat eigene Sorgen. „Das Training zu Beginn der Woche war sehr schwierig Ein halbes Dutzend Spieler fehlte krankheitsbedingt oder angeschlagen. Mein Training war dadurch sehr limitiert.“ Varvne, Sproß, Billek, Wucherpfennig, Lilienfelds und Zeman mussten passen. Trotzdem hatte er sein Team auch auf den siebten Feldspieler einzustellen, den Lübeck gerne bringt.

Auch wenn sie es in dieser Saison noch nicht oft unter Beweis stellen konnten, nach dem Trainerwechsel nicht richtig in Tritt gekommen sind, verfügen sie gerade in eigener Halle über genügend Qualität, jeden Gegner geschlagen nach Hause zu schicken. „Auf der Mitte machen der technisch äußerst versierte Runarsson, Classen und Hansen Betrieb“, den Gorr einschränken möchte. Ein weiterer wichtiger Baustein wird sein, Dennis Klockmann im gegnerischen Tor nicht zu warm zu werfen. Denn dann kann der schon mal ein Spiel alleine entscheiden, wenn die „Hanse-Hölle“ so richtig bebt. Coburg hat das ja bereits öfters leidvoll erfahren müssen. Nicht nur an der Ostsee.

Ganz bitter in Erinnerung ist noch das letzte Aufeinandertreffen im April in Coburg. Da hätte der HSC zum Sprung in die erste Liga ansetzen können, verlor deutlich mit 23:28, was letztlich der Anfang vom Ende der Aufstiegsträume war. Doch vielleicht gerade deswegen gelingt es diesmal an der Ostsee, den Spieß aus Coburger Sicht auch einem umzudrehen und mit dem ersten Auswärtserfolg von dort zurückzukehren. Umso wichtiger kamen am Donnerstagmittag die Entwarnungsmeldungen von Gorr: „Bei Varvne sieht es richtig gut, die anderen sind durch ihre Infekte noch gehandicapt, aber einsatzfähig. Verzichten müssen wir auf Lilienfelds.“

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Max Preller, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Marcel Timm, Jakob Knauer (verletzt), Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds (verletzt), Tobias Varvne, Stepan Zeman, Andreas Schröder, Christoph Neuhold. Trainer: Jan Gorr.

VfL Lübeck-Schwartau: Marino Mallwitz, Dennis Klockmann; Thees Glabisch, Fynn Gonschor, Mex Raguse, Markus Hansen, Fynn Ranke, Martin Waschul, Jan Schult, Steffen Köhler, Janik Schrader, Tim Claasen, Sigtryggur Dadi Runarsson, Marcel Möller, Jasper Bruhn. Trainer: Piotr Przybecki.

SR: Christian Hannes / David Hannes

Die Lage in der Liga

Das Spitzenduo Essen-Coburg wurde gesprengt, zwei Zähler beträgt für den HSC als Tabellenführer der Vorsprung vor dem neuen Verfolgerduo Essen/Hamm, drei sind es auf Eisenach und Gummersbach. Von diesem Quartett hat der TuSEM die von der Papierform leichteste Aufgabe. Sie erwarten Schlusslicht HSG Krefeld, wollen nach zwei Niederlagen in Serie zurück in die Erfolgsspur. Einfach erscheinen auch die Heimaufgaben für Eisenach und Hamm, denn neben den Coburgern sind das die einzigen Teams, die in eigener Halle noch keinen Zähler abgegeben haben.

Hamm erwartet den TSV Bayer Dormagen, der sich derzeit immerhin auf Platz Sechs behauptet. Die Wartburgstädter werden gewarnt sein vor TuS Nettelstedt-Lübbecke, denn vor zwei Wochen haben die Essen die ersten Heimzähler abgeknöpft. Unangenehm ist die Aufgabe für Gummersbach. Coburg weiß bestens davon zu berichten, wie schwer es ist, bei der HSG Konstanz zu bestehen. Mit einem Heimerfolg über den EHV Aue will sich DJK Rimpar Wölfe für das darauffolgende Derby in Coburg einwerfen, könnte die Erzgebirgler so auch in der Tabelle hinter sich lassen.

Notizen am Rande

Nagel – An den hängt Michael Haaß vom HC Erlangen seine Handballschuhe. Der 120-fache Nationalspieler wird bereits zur Winterpause Trainer der U23-Mannschaft in der dritten Liga und beendet seine aktive Karriere. Mit dem Saisonstart 2020/2021 übernimmt er dann das Erstligateam vom jetzigen Trainer Adalsteinn Eyjolfsson, der das Team drei Jahre lang betreut hatte.

Nachfolger 1 – Durch den Wechsel von Haaß auf die Trainerbank wird die Spielmacherposition beim einzigen bayerischen Erstligisten frei. Die Verantwortlichen um HCE-Geschäftsführer Rene Selke werden deswegen aber keine Neuverpflichtung tätigen. Sie vertrauen auf zwei ehemalige Spieler des HSC 2000 Coburg. Nico Büdel und Benedikt Kellner sollen bei Erlangen ab Februar 2020 die Spielsteuerung übernehmen.

Nachricht – Tobias Varvne war vergangenen Samstag der Akteur, der den 16.000 Feldtreffer für den HSC erzielt hat. Er traf zum zwischenzeitlichen Spielstand von 11:8 gegen Hamburg. Aufgrund von muskulären Problemen wurde er ab Mitte der zweiten Halbzeit nicht mehr eingesetzt. Von Coach Jan Gorr kam vor dem Lübeck Spiel die wichtige Nachricht, dass der Schwede in der Hansehalle uneingeschränkt eingesetzt werden kann.

Nachfolger 2 – Der Geschäftsführer beim VfL Lübeck-Schwartau, Michael Friedrichs, seit 2002 in verschiedenen Funktionen tätig, trat auf eigenen Wunsch zurück. Ein Nachfolger ist bereits gefunden. Der ist in Coburg auch kein Unbekannter, war zuletzt beim Zweiligaabsteiger Rhein Vikings tätig. Daniel Pankofer wird ab 1. Januar 2020 die Geschäftsführerposition übernehmen, soll bis dahin nach Lübeck umgezogen sein um direkt vor Ort Impulse zu setzen. Denn elf Verträge sind bei den Marzipanstädtern zum Saisonende vakant.

Ausfall – Pawel Genda, wichtiger Akteur im linken Rückraum der Lübecker, wird seinem Team erneut lange fehlen. Nur ein knappes Jahr nach dessen ersten Kreuzbandriss, nur wenige Wochen nach seiner Rückkehr aufs Spielfeld für Lübeck, riss er sich bei seinem Comeback in der polnischen Nationalmannschaft gegen Spanien erneut das Kreuzband.

Bericht: Ralph Bilek

Bild: Henning Rosenbusch