2. Handball-Bundesliga – Bislang hat der HSC 2000 Coburg gegen den TV Emsdetten noch nie als Verlierer die Halle verlassen. Trainer Gorr ist zuversichtlich: „Entwicklungsprozess ist in Ordnung.“

Coburg – Es ist wieder soweit. Nach nur 77 Tagen Punktspielpause in der zweiten Liga kehrt eine diesmal kaum veränderte Mannschaft des HSC 2000 Coburg aufs heimische Parkett zurück. Wirklich viel Zeit zum Durchschnaufen blieb den Akteuren nicht, wenn morgen Abend zur „traditionellen“ Anwurfzeit um 19.30 Uhr der TV Emsdetten in der HUK Coburg-arena erwartet wird.

Das Pokal-Aus ist abgehakt, was bleibt aus Aachen ist das Bewusstwerden noch einiger Baustellen und dass Coburg gegen den ebenfalls ausgeschiedenen BTB Aachen noch immer den Rekord für das torreichste Pokalspiel aller Zeiten vom 19.9.2007 hält (46:46 n.V., 49:48 nach Siebenmeterwerfen). Jetzt geht der Blick nach vorne: „An ein paar Dingen müssen wir noch arbeiten“, stellt Gorr fest, aber die Richtung passt, niemand ging verloren. Zumindest auf dem Handballfeld nicht, im Gegensatz zu einem Orientierungslauf, einer gemeinsamer Trainingseinheit der Männer- und Jugendmannschaften, als ein Team sich im Callenberger Forst verirrte. Gegen Emsdetten hat sich Coburg noch nie „verirrt“. Auch wenn Gorr das Wort „Lieblingsgegner“ nicht gerne hört – die Bilanz des HSC ist so gut wie gegen kein anderes Team der Liga. Acht Spiele, 15:1 Punkte und 339:276 Tore. Zudem kann er trotz der Neuzugänge auf eine recht eingespielte Mannschaft bauen. In der Pontus Zettermann auf einem guten Weg zurück ist: „Sein Körper geht die Belastung mit, das war so nicht zu erwarten. Natürlich fehlt ihm noch die Spielpraxis um das hohe Level der vergangenen Hinrunde zu erreichen“, ist Gorr überrascht über die schnelle Genesung seines Linkshänders.

Dem Gegenüber steht ein Gegner, dessen Gesicht sich im Verglich zur Vorsaison gravierend geändert hat, ähnlich wie beim HSC vor einem Jahr. „In Emsdetten hat die halbe Mannschaft gewechselt, aber sie haben ihr System behalten“, hat Gorr festgestellt. Mit dem Rückraumlinken Janko Bozovic (nach Gummersbach), siebter der Torjägerliste im vergangenen Jahr und Merten Krings (nach Hamm), haben sie wichtige Rückraumakteure verloren. Die Lücken sollen Marcel Schliedermann (vom ThSV Eisenach), Sören Kress aus Hagen und Johannes Wasielewski aus Dessau schließen. Für den Kreis hat sich der TVE mit Julian Damm aus Melsungen ein Handballtalent geangelt. Gorr erwartet, dass „Emsdetten mit dem neuen Rückraum disziplinierter agiert. Das macht sie eine Ecke gefährlicher.“ Denn zuletzt galt es Krings und Bozovic auszuschalten und das war dann schon mehr als die halbe Miete. „Aber wir wollen sowieso eher auf uns schauen, nicht den Gegner in den Mittelpunkt stellen, sondern unsere Stärken einbringen“, gibt Gorr den Takt an. Das bedeutet aus der Abwehr heraus ein Gegenstoßspiel aufziehen. Daniel Kubes, Trainer der Gäste und einstige „Abwehrkante“ beim THW Kiel will allerdings endlich einmal als Sieger gegen Coburg von der Platte gehen.

Doch der HSC ist in den Augen seines Trainers auf jeden Fall gerüstet: „Die Vorbereitung im Hinblick auf Athletik und Intensität war gut, der Entwicklungsprozess zum jetzigen Zeitpunkt ist ebenfalls in Ordnung. Dafür muss ich meinem Team, da das Programm kompakt war, ein Kompliment aussprechen. Aber nun freut sich jeder, dass es endlich losgeht.“ Und die Fans („Unser Salz in der Suppe“, so Gorr) erwarten sowieso mit Spannung die Spielzeit rein ins nächste Jahrzehnt …

Kurios – mit Kauth/Kolb ist dasselbe SR-Gespann in Coburg, das die letzte HSC-Partie gegen Dessau in der alten Saison gepfiffen hat …

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum, Fabian Apfel; Max Preller, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Marcel Timm, Jakob Knauer (verletzt), Pontus Zetterman, Girts Lilienfelds, Tobias Varvne, Stepan Zeman, Andreas Schröder, Christoph Neuhold. Trainer: Jan Gorr.

TV Emsdetten: Maurice Paske, Ole Lücke, Konstantin Madert; Tim Weischer, Sören Kress, Yannick Terhaer, Karl Toom, Paul Kolk, Marcel Schliedermann, Johannes Wasielewski, Yannick Dräger, Julian Damm, Dirk Holzner, Jorn Smits, Sven Wesseling, Jan Mojzis. Trainer: Daniel Kubes.

SR: Markus Kauth / Andre Kolb

Die Lage in der Liga

Nur noch 18 statt bisher 20 Mannschaften tummeln sich im neunten Jahr in der eingleisigen zweiten Liga. Und in einem sind sich fast alle einig – es ist die stärkste zweite Liga die es bisher in dieser Form gab. Dafür steht am ersten Spieltag stellvertretend das Duell zweier Altmeister, wenn TuSEM Essen beim VfL Gummersbach antritt. 15 deutsche Meistertitel und acht Pokalsiege stehen sich in dem Duell gegenüber und der erstmalige Erstligaabsteiger aus dem oberbergischen ist nicht unbedingt der Favorit, denn Essen will oben angreifen. In der Vorbereitung haben die Essener Gummersbach zudem mit 34:22 bezwungen.

Spannung verspricht auch das Duell des zweiten Erstligaabsteigers SG BBM Bietigheim. Als einziges der titelambitionierten Teams haben sie klar das Ziel sofortiger Wiederaufstieg ausgegeben. Sie erwarten den ASV Hamm-Westfalen, die auch nach oben schielen. Nach den Plätzen sechs und vier in den Vorsaisons soll es nun am besten der zweite Platz sein. Nach einem Jahr Abstinenz nach dem überhaupt erstmaligen Abstieg in die Drittklassigkeit begrüßt die Liga mit dem ThSV Eisenach einen weiteren Traditionsverein. Beim ersten Auftritt beim HC Elbflorenz erhoffen die Thüringer sich durchaus Zählbares.

Notizen am Rande

Dinosaurier – Kein Team kann auf mehr Zweitligajahre verweisen als der TV Emsdetten, 2013/2014 sogar für ein Jahr in der ersten Liga. In Liga Zwei hat der „Dinosaurier“ bereits 32 Spielzeiten hinter sich. Sie sind der einzige Verein, der die Tausender-Marke an Spielen geknackt hat, sie kommen auf 1.058. Das 1.000 Spiel fand am 17.12.2017 gegen den HSC 2000 in eigener Halle statt und ist bis heute die einzige von acht Partien gegen Coburg, die nicht verloren ging – Endstand: 27:27.

Adler – Ein völlig neues Gesicht in der zweiten Liga ist die HSG Krefeld. Die Spielgemeinschaft wurde im Jahr 2013 aus den Vereinen SC Bayer 05 Uerdingen und DJK SV Adler Königshof 1919 gegründet. Deswegen nennen sie sich auch „Eagles“. Zum Debüt im deutschen Unterhaus erwarten die Adler mit dem Aufstiegsaspiranten VfL Lübeck-Schwartau gleich ein Schwergewicht der Liga.

Wölfe – Ein harter Start unter neuem Trainer (Ceven Klatt) wartet auf die DJK Rimpar Wölfe. Sie müssen ihre ersten drei Saisonpartien in fremder Halle austragen. In Liga Zwei bekanntermaßen ein wenig erfolgversprechendes Unterfangen. Nur vier der 20 Teams im vergangenen Jahr (Balingen, Coburg, Hamm, Nordhorn) hatten am Ende in fremder Halle eine positive Bilanz. Erschwerend kommt für die Wölfe dazu, dass sie neben dem Gastspiel bei den Adlern aus Krefeld in Gummersbach und jetzt zum Saisonstart bei TuS Nettelstedt-Lübbecke antreten müssen.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch