Nach der unnötigen Niederlage gegen Aufsteiger Rostock steht der Zweitligist HSC 2000 Coburg beim Tabellenvorletzten Dormagen unter Zugzwang.

Coburg — Der Blick geht weiter nach unten, die Abstiegssorgen sind nicht gebannt. Nachdem es der HSC 2000 Coburg verpasst hatte, gegen den HC Empor Rostock nachzulegen (26:28), steht dem Handball-Zweitligisten einmal mehr ein richtungsweisendes Spiel ins Haus. Am Mittwochabend (19.30 Uhr, bei sportdeutschland.tv) gastieren die Vestestädter (13./18:24 Punkte) beim TSV Bayer Dormagen (17./11:29 Punkte). Die „Wiesel“ stecken als Tabellenvorletzter knietief im Tabellenkeller, landeten aber zuletzt bei der SG BBM Bietigheim einen Befreiungsschlag. Nach der unnötigen Niederlage gegen Aufsteiger Rostock, als der HSC mehrere Führungen verspielt hatte, hat sich der Druck auf die Coburger erhöht.

2. Bundesliga TSV Bayer Dormagen – HSC 2000 Coburg

„Natürlich haben wir eine große Chance verpasst“, sagt HSC-Trainer Brian Ankersen, „aber ich finde nicht, dass uns jetzt die Pistole auf die Brust gesetzt wurde.“ Der 33-jährige Däne versucht, Druck von der Mannschaft zu nehmen. Die hatte sich bereits am Sonntag in einer Online-Sitzung getroffen, um die Niederlage gegen Rostock aufzuarbeiten. Ergebnis der Analyse? „Das Rostocker ,Sieben gegen Sechs’ ist zwar schwer zu verteidigen, aber wir hätten im Zentrum kompakter stehen und die Angriffe auf die Außen lenken können“, sagt Ankersen und fügt hinzu: „Zudem haben wir uns zu viele technische Fehler, die schwer zu erklären sind, geleistet.“

Und schließlich komme die mentale Komponente dazu. „Wir hatten eine gute Einstellung, daran lag es nicht. Aber je näher Rostock kam, umso mehr hat es in den Köpfen der Spieler gearbeitet. Das ist enorm bitter, weil wir 48 Minuten ein richtig gutes Spiel gemacht haben“, sagt Ankersen. Tatsächlich stimmte beim HSC über lange Zeit vieles.

HSC verpasst deutlichere Führung

Als Rostock auf den zusätzlichen Feldspieler verzichtete, stand die Coburger Deckung stabil und hatte in Jan Kulhanek einen sicheren Rückhalt. Die gute Abwehr ermöglichte es dem HSC, sein Tempospiel aufzuziehen und nach zehn Minuten mit 6:2 zu führen. In diesen Phasen, in denen die Coburger deutlich führten – im zweiten Abschnitt waren es sogar fünf Tore –, verpasste der HSC aber noch deutlichere Führungen. Ein Rostocker Comeback wäre dann vermutlich nicht möglich gewesen. Stattdessen stimmte bei den Hausherren in der Schlussphase so gut wie nichts mehr. Rostock, das den Schock nach der Verletzung von Robin Breitenfeldt gut verkraftete, drehte dank des Überzahlspiels und einer verbesserten Deckung das Spiel.

Nach einer schlaflosen Nacht (Ankersen: „Ich bin erst gegen 4 oder 5 Uhr eingeschlafen“) und der sonntäglichen Analyse richtete der HSC-Trainer den Blick aber schnell auf das Spiel in Dormagen. „Wir wollen die guten Dinge gegen Rostock mitnehmen und es besser machen“, gibt Ankersen die Devise vor.

Immerhin: Dormagen spiele das Spiel mit dem zusätzlichen Feldspieler nicht so konsequent wie Rostock. „Im ,Sechs gegen Sechs’ haben wir gut verteidigt. Das müssen wir in Dormagen auch wieder zeigen.“ Die „Wiesel“, die in der kommenden Saison von Ex-Nationalspieler Matthias Flohr trainiert werden, haben sich vor Beginn der Vorbereitung von Trainer Dusko Bilanovic getrennt und Peer Pütz als neuen Cheftrainer installiert. Nach dem ersten Sieg im neuen Jahr will Dormagen nun nachlegen und den Anschluss an das rettende Ufer herstellen – der HSC sollte gewarnt sein. „Sie spielen mit vielen Kreuzungen im Rückraum und haben dort mit Andre Meuser und Ante Grbavac echte Shooter. Sie haben einen richtigen Strahl und können auch aus zwölf Metern werfen. Sie müssen wir in der Abwehr unter Druck setzen“, sagt Ankersen. Das Hinspiel, damals noch unter Alois Mraz, gewannen die Coburger knapp mit 28:27.

Kurch und Schikora fehlen weiterhin

Mit acht Toren war damals Patryk Biernacki bester Torschütze des TSV, der in der Hinrunde mit enormen Personalsorgen zu kämpfen hatte. Der polnische Spielmacher Biernacki wird aber diesmal genauso fehlen wie Rechtsaußen Jakub Sterba. Dafür kehrte zuletzt Spielmacher Ian Hüter in den Kader zurück und erzielte gegen Bietigheim neun Tore.

Auf Seiten des HSC fehlen weiterhin die positiv getesteten Justin Kurch und Paul Schikora. Lukas Juskenas wird nach Magen-Darm-Problemen wieder im Kader stehen. Auch Karl Toom wird zum Aufgebot gehören. Der estnische Nationalspieler kam im neuen Jahr bislang kaum zum Zug und steht dem Vernehmen nach vor einem Abschied im Sommer. „Karl hat einen Vertrag“, will Ankersen von diesen Gerüchten nichts wissen. Warum Toom derzeit kaum zum Einsatz kommt? „Karl hat verletzungsbedingt drei Wochen verpasst und quasi keine Vorbereitung absolviert. Ich habe mich zuletzt für andere Spieler entschieden. Wir haben aber noch viele Spiele und Karl wird wieder mehr Einsatzzeiten bekommen“, sagt Ankersen. Trotzdem scheint Tooms Zukunft beim HSC fraglich.

 

Bericht von inFranken

Bild von Svenja Stache