2.Handball-Bundesliga – Nach statischer erster Halbzeit dreht Coburg auf, aber die Gäste wehren sich geschickt.

Coburg – Der Vorsprung des HSC 2000 Coburg auf Nichtaufstiegsplatz drei ist auf einen Zähler geschmolzen. Gegen den VfL Lübeck-Schwartau geriet der HSC frühzeitig klar in Rückstand und unterlag in der erstmals wieder mit dem blauen Erstligaboden ausgelegten Halle unter den Augen des tschechischen Nationalspielers Stepan Zeman, Neuzugang für die kommende Saison am Kreis, verdient mit 23:28. Im zeitgleichen Direktduell der Verfolger zwischen der HSG Nordhorn-Lingen und dem ASV Hamm-Westfalen gewann die HSG knapp mit 28:27. Die Mannschaft von Jan Gorr bot ihr schwächstes Heimspiel der Saison, bekam gegen das Abwehrbollwerk der Gäste gerade in der ersten Halbzeit keinen Stich. „Und das obwohl Waschul mit einer muskulären Verletzung und Schult mit einer Knieprellung bei uns während des Spiel ausfielen“, so VfL Coach Gerrit Classen. Auch nach der Pause kam Coburg in keinen richtigen „Flow“, obwohl der Gegner sogar vier Strafwürfe ausließ, sonst aber sehr konsequent mit seinen Chanen umging. „Da hatten wir ein paar Phasen, wo wir hätten auf zwei Tore verkürzen können. Dieser Big Point ist uns nicht gelungen“, zeigte sich Gorr nach der Partie enttäuscht. Bereits am Gründonnerstag hatte Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten beim EHV Aue verloren, so dass der Abstand zu Platz Eins sich nicht verringert hat und weiter drei Punkte beträgt.

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In der zwei Minuten zu früh angepfiffenen Partie mussten die Fans des HSC schon fast fünfeinhalb Minuten auf den ersten Treffer ihrer Mannschaft warten, bereits ein schlechtes Vorzeichen. Für Lübeck eröffnete Antonio Metzner aus dem rechten Rückraum den Torreigen, der kommende Saison für den HC Erlangen in der ersten Liga auf Torejagd gehen wird. Von einer Torejagd waren die Coburger weit entfernt. Sie taten sich gegen die besonders am Kreis hart zupackende Gästeabwehr schwer, die sehr aufmerksam agierte und mehrere Coburger Querpässe abfing. Bis der erste Spielzug beim HSC so richtig saß, dauerte es zehn Minuten. Den vollendete Sebastian Weber am Kreis nach schönem Anspiel von Prakapenia. Doch die Fehlerquote im Aufbauspiel blieb hoch, die Anspiele an den Kreis waren oft zu riskant und Pässe weiter ungenügend getimt. Was durchkam wurde oft eine Beute von Klockmann im Lübecker Tor.

Nach ungeahndetem Schrittfehler des Gegners, gab es zudem die erste Zeitstrafe gegen den HSC. Da liefen die Coburger vier Toren Rückstand hinterher und Jan Gorr rief zur Auszeit. Drei Treffer in 15 Minuten sind ein deutliches Indiz, woran es bis dato haperte. Zudem kassierte Coburg einige vermeidbare Gegentore. Nur gute drei Minuten nach der ersten Auszeit musste Gorr zur nächsten greifen, sein Team lag mit sieben Toren in Rückstand, lud den Gegner mit Fehlpässen zum Kontern ein. Lübecks Trefferquote war zu diesem Zeitpunkt fast doppelt so hoch. Sie hatten beim Ausspielen ihrer Angriffe alle Zeit der Welt, warteten auf die finale Chance. Daran sollte sich bis zum Abpfiff auch nichts ändern: „Die Gäste haben gezeigt, was man mit Geduld erreichen kann“, stellte Gorr nach der Partie fest.

Auch die Unparteiischen brachten die Coburger Fans gegen sich auf und die machten sich mit „Schieber“-Rufen Luft. Am Ende der ersten Halbzeit sicherte sich Jaeger einen abprallenden Ball vom Tor und nur vier Sekunden später befand sich Coburg im Zeitspiel. Das ist insoweit bemerkenswert, da Lübeck oft sehr lange passen dufte, bis ein Zeitspiel angezeigt wurde. Doch das größte Manko waren die HSC-Gegenstöße, die waren Fehlanzeige. Aber genau die werden gegen eine Lübecker Abwehr gebraucht.

Der Auftakt in den zweiten Durchgang ging daneben, respektive der Wurf von Prakapenia übers gegnerische Gehäuse. Doch dann lief der erste Konter und brachte Coburg auf drei Tore heran. Jetzt war Stimmung in der Bude, denn nach einem erneuten Gegentreffer, ließ „Flo“ Billek nach schönen Doppelpass mit Sproß den nächsten Treffer folgen. Strohfeuer oder mehr? – das war jetzt die Frage. Auf jeden Fall ging der HSC jetzt deutlich energischer zu Werke, aber die mindestens drei Tore Abstand hatten zu lange Bestand.

Einem tollen Kempatrick von Felix Sproß, dem mehrere Stationen vorausgegangen waren, blieb die Vollendung versagt. Aber es wurde um jeden Ball gekämpft, mächtig Dampf gemacht, wenn es ging. Doch das Spiel blieb zu fehlerhaft um eine echte Aufholjagd zu initiierten. „Uns hat die Kaltschnäuzigkeit und Cleverness gefehlt“, stellte Gorr fest. Hinzu kamen die unheimlich lange ausgespielten Angriffe der Gäste, die sie zudem meist erfolgreich abschlossen, mehrmals mit dem vorletzten oder letzten Pass bei den Zeitspielen. Als dann beim 20:23 wieder die Option vorhanden war, auf zwei Tore zu verkürzen, wartete nicht nur Jakob Knauer auf den Pfiff als er beim Wurf von hinten geschoben wurde. Doch irgendwie hatte sich an einem schwachen HSC-Tag vieles verschworen. Auch in der Folge kamen zu viele Pässe im Angriff nicht an. Es war zu spüren, wie der dauernde Kampf der Aufholjagd Coburg zusehends zermürbte. So recht ins Bild passte die letzte Aktion der Partie als sich Varvne durchtankte und dann frei an Klockmann scheiterte. Doch die Partie war bereits fünf Minuten zuvor entschieden.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Wir hatten einen Gegner noch nie so oft im Zeitspiel. Lübeck hat unfassbar diszipliniert gespielt, konnte aber auch frei aufspielen. Uns ist heute alles schwer gefallen, wir hatten viele technische Fehler.“

VfL-Trainer Gerrit Claassen: „Mein Team ist mit sehr großem Ehrgeiz und Einsatzwillen an die Partie herangegangen. Wir hatten vor der Pause deutlich weniger technische Fehler als der HSC und haben unsere taktische Linie bis zum Ende durchgehalten.“

HSC-Linksaußen Felix Sproß: „Die Partie müssen wir jetzt schnell abhaken und nach vorne schauen auf die beiden Derbys.“

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Statistik

HSC 2000 Coburg – VfL Lübeck-Schwartau                                                                                         23:28 (11:16).

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (10 Gegentore, 3 Paraden), Konstantin Poltrum (18 Gegentore, 7 Paraden); Markus Hagelin, Maximilian Jaeger (1), Lukas Wucherpfennig, Felix Spross (1), Sebastian Weber (3), Anton Prakapenia (5), Florian Billek (5/3), Marcel Timm, Jakob Knauer (2), Pontus Zettermann (1), Tobias Varvne (3), Patrick Weber (2). Trainer: Jan Gorr.

VfL Lübeck-Schwartau: Marino Mallwitz (n.e.), Dennis Klockmann (23 Gegentore, 11 Paraden); Thees Glabisch (4/1), Jonas Ottsen (2), Toni Podpolinski, Markus Hansen (6/1), Fynn Ranke (1), Martin Waschul, Jan Schult, Steffen Köhler (6), Janik Schrader, Finn Kretschmer (2), Jasper Bruhn, Antonio Metzner (7). Trainer: Gerrit Claasen, Jörg Engelhardt.

SR: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski

Spielfilm: 0:2 (4.), 2:3 (7.), 2:4 (10.), 3:6 (12.), 3:7 (15.), 4:11 (18.), 6:12 (21.), 7:14 (25.), 9:15 (28.), 11:16 – 13:16 (34.), 15:19 (39.), 16:20 (43.), 18:21 (46.), 19:22 (48.), 20:23 (49.), 20:24 (52.), 21:26 (53.), 22:27 (58.), 23:28.

Zuschauer: 2.231

Siebenmeter: 3/3 – 2/6(Glabisch trifft die Latte, Schrader, Hansen und Glabisch scheitern an Poltrum)

Strafminuten: 6 (Prakapenia, Timm, P. Weber) – 12 (Metzner 4, Köhler 4, Kretschmer, Hansen)

Beste Spieler: Prakapenia, Billek – Hansen, Metzner.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)