Der HSC 2000 Coburg hat in seinem letzten Heimspiel einer wechselhaften Zweitliga-Saison noch einmal ein „i“-Tüpfelchen gesetzt. Gegen den feststehenden Vizemeister und Aufsteiger SG BBM Bietigheim drehten die Coburger ein fast schon verloren geglaubtes Spiel und gingen mit einem 33:32-Erfolg aus der Halle.

Die HSC-Fans unter den 2598 Zuschauern bekommen heute wohl noch immer Gänsehaut ob der Schlussphase ihrer Mannschaft. Die lag zwölf Minuten vor dem Abpfiff fast aussichtslos mit fünf Toren in Rückstand, lief abgesehen von der Anfangsphase immer hinterher. Was dann folgte, beschrieb der scheidende HSC-Coach Jan Gorr in seinem letzten Heimspiel an der Seitenlinie so: „Wenn man sich die Dramaturgie des Spiels so anguckt, besser hätte man das Drehbuch für das letzte Heimspiel nicht schreiben können. Das noch mal zu erleben wie hier das Dach wegfliegt und im letzten Moment das Spiel gedreht wird, ist unglaublich. Das habe ich als Trainer hier ein paar Mal so erlebt, und das heute noch einmal so zu haben, ist total toll. Ein Riesendank geht an die Mannschaft.“

2. Bundesliga HSC 2000 Coburg – SG BBM Bietigheim 33:32 (15:17)

Nach dem 27:31 brodelte die Halle. Innerhalb von drei Minuten und 40 Sekunden drehten die Coburger mit einem 5:0-Lauf die Partie. Aufgrund des Spielverlaufs war damit nicht zu rechnen, denn der nächstjährige Erstligist agierte lange sehr souverän, setzte Coburg immer wieder mit überfallartigen Angriffen unter Druck. Der HSC musste sogar nach eigenen Treffern oft innerhalb kürzester Zeit den nächsten Gegentreffer hinnehmen, hatte zudem viel Pech mit insgesamt sieben Aluminiumtreffern. „Das ist etwas, was die Mannschaft die ganze Saison ausgezeichnet hat, dass sie nie aufgegeben hat. Der Rückstand lag weniger an uns als an der Stärke des Gegners. Wir haben uns nicht ergeben, versucht etwas anders zu machen und hatten auch etwas Glück“, stellte Gorr nach der Partie fest.

Die Coburger führten zunächst, hatten aber schon in der Anfangsphase mit Alutreffern Pech. Nach dem ersten technischen Fehler beim 3:3 wendete sich das Blatt. Es entwickelte sich ein sehenswerter Schlagabtausch, in dem die Gäste die bessere Übersicht bewiesen und Fehler der Coburger konsequent bestraften, woraus das 4:8 nach zwölf Minuten resultierte. Denn bis dato hatte Bietigheim kaum einen Fehler gemacht. In der Abwehr fanden die Coburger, immerhin die beste der Liga, nicht den gewünschten Zugriff. Das merkte auch Jan Gorr, justierte in einer Auszeit. Danach lief es besser.

Der Abstand zwischen den Gegnern betrug immer zwischen einem und drei Toren zum Vorteil der Gäste. Sehenswert herausgespielt war der letzte HSC-Treffer vor der Halbzeitpause. Pavels Valkovskis spielte einen genialen Pass von seiner linken Rückraumposition quer durch die Abwehr auf den auf der rechten Seite durchbrechenden Andrej Obranovic, der völlig frei zum Wurf kam. Trotzdem haderten die Coburger Fans gerade in der Schlussphase der ersten Halbzeit mit einigen Entscheidungen. Der Ausgleich glückte nicht mehr.

Der gelang aber nach Wiederanpfiff durch einen Doppelpack von Max Jaeger. Aber die Gäste blieben weiter am Drücker und setzten sich bis zur 47. Minute auf 27:22 ab. Als jedoch nur noch die wenigsten damit rechneten, kippte das Spiel. Coburg bewahrte die Ruhe, obwohl im gesamten Spiel über den Kreis so gut wie gar nichts lief. Viktor Glatthard pushte noch einmal in seiner unnachahmlichen Art die Fans.

Es kam die entscheidende Phase der Partie, als zwei Mal Valkovskis, Mikael Helmersson, Billek und Max Jaeger trafen und Fabian Apfel im Tor wichtige Bälle wegnahm. Zwar glich Bietigheim nochmals aus und im Gegenangriff traf Helmersson einmal mehr die Latte. Doch wenig später machte der Coburger Goalgetter Billek acht Sekunden vor dem Abpfiff bei angezeigtem Zeitspiel den Deckel drauf. Diesmal ließ der HSC einen schnellen Gegentreffer unter grenzenlosem Jubel der Coburger Fans nicht mehr zu.

Fünf HSC-Spieler verabschiedet

Doch auch die gegnerischen Fans, die von ihren Sitzplätzen kaum Gebrauch machten und fast die gesamte Zeit standen, feierten ihre Mannschaft in einem von beiden Seiten begeisterndem Spiel. Mehr als 100 waren mit nach Coburg gereist und sorgten bereits beim Einlauf ihres Teams mit einem überdimensionalen Banner für eine tolle Atmosphäre. Die blieben, wie ihre Mannschaft auch, bei der Verabschiedung der scheidenden HSC-Spieler Kristian van der Merwe, Tumi Steinn Runarsson, Max Jaeger, Viktor Glatthard und Fynn Herzig in der Halle.

Letztendlich wurde auch Jan Gorr vom Vorstandsmitglied Andreas Müller als Coach verabschiedet und formulierte die eineinvierteljährige Doppelfunktion als Trainer und Geschäftsführer so: „Jan hat es gewuppt!“ Der gab das Lob an seine Mitarbeiter und vor allem an seine Mannschaft weiter: „In einer Saison mit vielen unterschiedlichen Phasen, mit vielen Verletzungen, haben sie immer versucht das Beste aus der Situation zu machen.“ Genau das hatte sein Team in den 60 Spielminuten zuvor einmal mehr eindrucksvoll bewiesen.

Die Statistik zum Spiel

HSC 2000 Coburg: van der Merwe (6 Paraden), Apfel (4 Paraden); Runarsson (5), M. Jaeger (8), Dettenthaler, Bis (1), Glatthard, Fuß (3), Billek (8), Krone Helmersson (2), Valkovskis (4), Schäffer (1), Obranovic (1). Trainer: Gorr.

SG BBM Bietigheim: Baranasic (3 Paraden), Genz (5 Paraden); Vlahovic, Michalski, Öhler (1), Wolf (4), Schäfer (5/2), de la Pena (4), Wiederstein (1), Velz (6), Barthe, Hejny (4), Bader, Pfeifer (4), Fischer (3). Trainer: Romero.

Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel

Zeitstrafen: 2 (Bis, Glatthard) – 2 (Vlahovic, Velz) 

Siebenmeter: 0/1 (Billek verwirft) – 2/2

Spielfilm: 1:0 (2.), 3:2 (5.), 3:4 (7.), 4:8 (12.), 6:10 (17.), 8:12 (19.), 12:13 (23.), 13:16 (27.), 15:17 – 17:17 (32.), 19:19 (35.), 20:22 (39.), 21:24 (43.), 22:27 (47.), 23:28 (48.), 25:28 (49.), 27:31 (54.), 32:31 (58.),  32:32 (58.), 33:32.

Zuschauer: 2598

Beste Spieler: Billek, M. Jaeger – Velz, de la Pena

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Svenja Sommer