Mit TUSEM Essen wartet ein heimstarkes Team, gegen das es schon im Hinspiel schwer war.

Nach dem Doppelspieltag folgen für den HSC 2000 Coburg nun zwei Auswärtsspiele in Folge. Ehe es in der kommenden Woche zum VfL Eintracht Hagen geht, müssen die Coburger am heutigen Freitagabend (Anwurf um 19.30 Uhr) bei TUSEM Essen versuchen, mit einem Sieg zumindest im Verfolgerfeld um Platz zwei zu bleiben, auf den sieben Punkte Rückstand bestehen. Dabei schmerzt allerdings nicht der Abstand, der auch durch Niederlagen gegen direkte Aufstiegskonkurrenten entstanden ist, sondern es sind die verlorenen Zähler gegen Teams, die in hinteren Regionen zu finden sind, wie Dresden, Dessau oder Hildesheim. Dies jedoch in einer immer ausgeglicheneren Liga mit Ausnahme des Bergischen HC, der den Betriebsunfall Abstieg schnell korrigieren wird.

Entgegen kommt dem Coburger Trainer an diesem Spieltag, dass es erneut eine Freitagspartie ist. Auch wenn er Benedikt Kellner und Jakob Knauer derzeit eher in seinem Team sieht, hat Gorr natürlich auch die zweite Mannschaft im Blick, die am Sonntag ein ganz wichtiges Abstiegsduell gegen den punktgleichen HSC Bad Neustadt hat.

Beide kommende gegnerische Teams „zierten“ vor dem Hinspiel das Tabellenende, haben seitdem aber einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. „Man hat damals schon gesehen, dass ihr Trend nach oben zeigt und das haben sie fortgesetzt“, so HSC-Trainer Jan Gorr, der mit Essen „einen zähen Gegner erwartet, der mit extrem viel Gegenwehr zu Werke gehen wird“ und an Hagen noch keinen Gedanken verschwendet. Im Gegensatz zu vielen gegnerischen Trainern, die dem HSC meist die klare Favoritenstellunge zuweisen, sieht sich TUSEM-Coach Jaron Siewert nicht unbedingt in der Außenseiterrolle: „Wir haben unseren eigenen Stil erarbeitet. Daran werden wir auch gegen Coburg festhalten, uns auf ihre Stärken einstellen, aber auch gegen das Top-Team nicht verbiegen. Damit sind wir gut gefahren, das macht uns stark.“ Endlich einmal einer, der dem HSC schon im Vorfeld der Partie die Stirn bietet.

Zumal die Essener in eigener Halle durchaus eine Macht sind. Seit Mitte September waren sie ohne Heimniederlage geblieben, kassierten jetzt allerdings zwei hintereinander. Da muss man aber sehen, gegen wen verloren wurde. Denn es waren mit der SG BBM Bietigheim (30:35-Niederlage) und dem Bergischen HC (28:31) die Top-Teams der Liga. Das sollte Coburg Warnung genug sein, denn beide Spitzenmannschaften haben sich in der Sporthalle „Am Hallo“ sehr schwer getan. Gorr, der nach der Hinpartie gegen Essen äußerte, dass sein Team mit dem damaligen 25:25-Remis „bei unserer pomadigen Spielweise noch gut bedient war“, fordert von seinem Team nun anders zu agieren. Aber der Coburger Coach stellt auch fest, „dass wir seitdem einen deutlichen Schritt vorwärtsgekommen sind, mehr Alternativen haben und bessere Lösungen kreieren.“

Er verlangt aber auch, dass sein Team nicht so viele Bälle herschenken darf, wie vergangene Woche in Balingen um die gefährlichen Konter von TUSEM zu vermeiden. Die haben auf der linken Seite mit J. Ellwanger, Skroblien und Szczesny große individuelle Stärke, die der HSC mit einer guten kollektiven Deckungsleistung wettmachen will. Wichtig dabei sei, so Gorr, „die aggressive 6:0-Deckung der Essener auseinander zu spielen.“

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Sebastian Weber, Stefan Lex, Benedikt Kellner, Florian Billek, Till Riehn, Marko Neloski, Jakob Knauer, Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius. Trainer: Jan Gorr.

TUSEM Essen: Sebastian Bliß, Moritz Mangold; Noah Beyer, Jonas Ellwanger, Luca Witzke, Lukas Ellwanger, Karl Roosna, Michael Kintrup, Dennis Szczesny, Felix Kasler, Justin Müller, Malte Seidel, Tom Skroblien, Christoph Reißky. Trainer: Jaron Siewert.

SR: Steven Heine / Sascha Standke

Die Lage in der Liga

Einsam zieht der Bergische HC seine Kreise und erwartet erst am kommenden Mittwoch den Tabellen-Dritten ASV Hamm-Westfalen zum Spitzenspiel des 25. Spieltages. Hamm führt somit das Verfolgerfeld um die Aufstiegsplätze an, hat selbst drei Punkte Abstand zum Vierten VfL Lübeck-Schwartau, die Eintracht Hildesheim erwarten. Beim Tabellen-Sechsten HSG Nordhorn-Lingen, die wie der HSC 2000 Coburg 30:18 Punkte haben, steigt das „Verfolger-Duell“ der Coburger gegen die DJK Rimpar Wölfe (7. Platz, 29:19 Punkte), die ohne Zähler aus dem Doppel-Spieltag am vergangenen Wochenende gegangen sind.

Am anderen Ende der Tabelle muss der ThSV Eisenach versuchen, mit einem Auswärtssieg beim Wilhelmshavener HV seinen ersten Sturz in die Drittklassigkeit zu vermeiden. Um wichtige Zähler gegen den Abstieg geht es auch im Duell des Tabellen-Siebzehnten HSG Konstanz (14:34 Punkte) gegen den EHV Aue (16:32 Punkte), denn die Konstanzer können erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit die Abstiegsplätze verlassen.

Spruch der Woche

„Man hat im Hinspiel schon gesehen, dass ihr Trend nach oben zeigt und das haben sie fortgesetzt.“ (Jan Gorr zum kommenden Gegner)

Notizen am Rande

Große Namen – In den 3. Ligen Ost, Nord und West scheint die Meisterfrage fast geklärt. Im Westen steht der verlustpunktfreie TuS Ferndorf bei noch neun ausstehenden Spielen und acht Zählern Vorsprung vor der Rückkehr in die zweite Liga. Die wird wohl auch namhaften Zuwachs bekommen. Denn im Osten, wo die HSC-Reserve agiert, führt der TV Großwallstadt bei zehn ausstehenden Spielen mit neun Punkten Vorsprung, im Norden steht der Handball Sport Verein Hamburg bei sechs Zählern Vorsprung und noch acht Partien vor dem Sprung. Beide mussten nach Insolvenzen erst wieder Boden unter die Füße bekommen. In der 3. Liga Süd hat noch die Hälfte der 16 Teams reelle Aufstiegschancen.

Lange Historie – TUSEM Essen gehört mit 30 Jahren in der ersten Liga und 880 Spielen zu den Top Ten im deutschen Handball. Die erste von insgesamt drei Deutschen Meisterschaften gelang 1986 als die Essener, angeführt von Alfred Gislason, sogar den THW Kiel mit einem 29:14-Kantersieg überrollten. Zuletzt spielte der Turn- und Sportverein Essen-Margarethenhöhe 2012/2013 in Liga Eins und entging in der vergangenen Saison als 16. nur knapp dem Absturz in die dritte Liga.

Viele Wechsel – Wie schon Oliver Krechel, Patryk Foluszny und Benedikt Kellner wird auch Stefan Lex in der kommenden Saison nicht mehr für den HSC auflaufen, wechselt zum Ligakonkurrenten ASV Hamm-Westfalen. Der Linkshänder war der 100. Spieler der, noch unter Wolfgang Heyder, einen Vertrag beim HSC 2000 Coburg unterzeichnet hat. In bislang 46 Spielen hat er 142 Treffer für die Coburger erzielt. Sieben weitere Verträge enden mit Ablauf dieser Spielzeit.

Bericht von Ralph Bilek

Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)