HANDBALL-BUNDESLIGA – Der HSC 2000 Coburg erwartet als derzeitiges Schlusslicht der Liga den Vordermann HSG Nordhorn-Lingen mit seinem Neu-Trainer Daniel Kubes.

Coburg – Es ist fast wie in der Debütsaison des HSC 2000 Coburg. Über weite Strecken gute Leistungen reichten bislang nicht für Zählbares – im Gegenteil. Am Ende wurde die Mannschaft von Alois Mráz bislang in der Höhe unter Wert geschlagen, so dass sie derzeit am Tabellenende steht. Das muss sich am kommenden Sonntag ändern. Um 16 Uhr kommt der Vorletzte HSG Nordhorn-Lingen in die HUK COBURG arena.

Will der HSC die Klasse halten, dann sind Heimsiege gerade gegen die vermeintlichen direkten Konkurrenten absolute Pflicht. „Das ist ein Heimspiel, das müssen wir gewinnen, fast egal wer da kommt“, betont HSC-Coach Alois Mráz und zeigt sich kämpferisch. Dabei hofft er auf die „gleiche tolle Unterstützung unserer Fans wie gegen Leipzig, die uns lautstark unterstützt haben.“ Woran es hapert hat er längst ausgemacht: „Unsere bisherigen Gegner waren starke Teams. Der Unterschied zur zweiten Liga ist eben, dass in der ersten Liga Spiele in fünf schwachen Minuten mit zu vielen Fehlern verloren werden.“ Davon kann auch sein Gegenüber, Daniel Kubes, ein Lied singen. Ihn plagen ähnliche Probleme. Zwar hat Nordhorn-Lingen bereits ein Jahr erste Liga hinter sich. Mit nur zwei Siegen bis zum Saisonabbruch (gegen Leipzig und bei den Füchsen Berlin) war die Ausbeute dabei sehr dürftig. Doch dem Neu-Coach auf der Bank der Grafschafter erging es zuletzt ähnlich wie Mráz. Gegen den Bergischen HC war das Spiel bis zum 23:23 (50.) ausgeglichen, die Punkte aber gingen ins Oberbergische.

Trotz der frühen Saisonphase stehen beide Teams also schon unter Zugzwang, doch Mráz sieht sein Team „Training für Training schrittweise vorwärtskommen. Es harmoniert von Tag zu Tag besser.“ Umso mehr schmerzt ihn der Ausfall von Jakob Knauer, der zwischenzeitlich an der verletzten Schulter operiert wurde. „Da müssen wir schauen, zwei, drei Varianten überlegen, wie wir den Ausfall kompensieren.“ Nicht ganz so einfach auf der rechten Rückraumposition die Lücke zu füllen, aber in der Vergangenheit ist das meist sehr gut gelungen, mit Flo Billek oder auch „falschen“ Rechten, einem Rechtshänder auf dieser Position. Der könnte dann einem Ex-HSCler gegenüberstehen. Denn erstmalig treffen die Coburger auf Anton Prakapenia.

Selbst Acht geben müssen die Coburg auf den pfeilschnellen Robert Weber auf der Außenbahn. „Das liegt aber auch an uns ob und wie er zum Zuge kommt. Wir müssen geduldig spielen, unseren Plan verfolgen. Wenn wir keine Fehler machen, gibt es auch keine Option für Weber zum Kontern“, hat Mráz ein einfaches Rezept um Tore des langjährigen Magdeburgers zu verhindern, der dort 2015 Torschützenkönig war. Zudem hat der HSC-Coach auch Kalafut am Kreis auf der Rechnung, dessen Kreise seine Abwehr eingrenzen muss.

Er weiß aber auch um seinen Gegenüber, der ja genau das Gegenteil will. „Wir kennen uns von Jugendzeiten an, haben in Tschechien gegeneinander gespielt, in den Auswahlmannschaften zusammen. Es ist jetzt aber das erste Mal, dass wir uns auf der Trainerbank gegenübersitzen“, so Mraz. Das bestätigt auch Kubes. „Das wird interessant, wir sind der gleiche Jahrgang, deswegen kennen wir uns sehr gut. In der Jugend haben wir sogar auf der gleichen Position gespielt, unsere Handballkarrieren sind ähnlich verlaufen. Da gibt es tatsächlich einige Parallelen. Ich freue mich auf das Wiedersehen.“

Doch für 60 Minuten wird es am Sontag Nachmittag dann doch eine gesunde Rivalität zwischen den beiden Trainern geben. Und insgeheim hegt Kubes wohl den Wunsch, endlich einmal gegen den HSC zu gewinnen. Das ist ihm bislang noch nie gelungen.

 

 

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum; Preller, Nezhad, Sproß, Nenadic, Billek, Zetterman, Varvne, Schikora, Kurch, Zeman, Schröder, Neuhold. Trainer: Mráz.

HSG Nordhorn Lingen: Ravensbergen, Buhrmester; Leenders, Weber, Mickal, Miedema, Stegefelt, Terwolbeck, de Boer, Vorlicek, Visser, Prakapenia, Seidel, Possehl, Pöhle, Kalafut. Trainer: Daniel Kubes.

Schiedsrichter: Jannik Otto/Raphael Piper

 

 

Die Lage in der Liga

Neben Nordhorn-Lingen und dem HSC sind noch weitere vier Mannschaften ohne Zählbares in dieser Saison und diesem Sextett wurde vor der Saison auch ein Kampf ums Überlegen prognostiziert. Dabei treffen bei TuSEM Essen, die HBW Balingen-Weilsteten erwarten, zwei weitere erfolglose Teams im Direktvergleich aufeinander. Auch hier gilt für beide trotz der frühen Saisonphase Siegpflicht. Die ebenfalls punktlosen Eulen Ludwigshafen trafen gestern auf den SC Magdeburg, GWD Minden muss zur MT Melsungen.

Die stehen unter Zugzwang. Denn der HC Erlangen hat zuletzt unerwartet das Starensemble der MT auseinandergenommen und ist deswegen auch bei FRISCH AUF! Göppingen nicht ohne Chance. Der Bergische HC und die HSG Wetzlar, die sich gestern Abend duellierten können als Teams der Stunde bezeichnet werden. Der BHC war noch verlustpunktfrei, Wetzlar, die am ersten Spieltag schon die Flensburger am Rande einer Niederlage hatten, fegten den THW Kiel mit 31:22 aus der Halle. Die Mannschaft entwickelt sich bei fünf Siegen aus den letzten neun Spielen zum Angstgegner des THW. Bei denen darf man gespannt sein, wie sie das verdaut haben. Ausgerechnet jetzt kommt die SG Flensburg-Handewitt zum Duell der Giganten.

 

 

So sieht es der Gegner

„Ich fühle mich hier total wohl, alles ist super organisiert, sehr gut strukturiert im Umfeld. Unter dieser optimalen Grundstruktur will ich langfristig erfolgreich mit meiner Mannschaft arbeiten. Darauf kann ich mich voll konzentrieren.“ Der Optimismus von Daniel Kubes, seit Saisonbeginn auf der Trainerbank der HSG Nordhorn-Lingen, ist förmlich greifbar. Obwohl sein Team bislang leer ausging. Wir befinden uns noch im Aufbauprozess, haben unsere Spiele teils ausgeglichen gestaltet. In Berlin hätte es ein Punkt, gegen den BHC ein Sieg sein können“, trauert Kubes vergebenen Punkten etwas nach.“ Ähnlich erging es ja auch dem HSC, weil „stabile Gegner in der ersten Liga es ausnutzen, wenn du Fehler machst, eine Durststrecke hast. Da kannst du 45 bis 50 Minuten alles richtig machen. Das reicht eben nicht“, was Kubes auch aus seiner langjährigen Erfahrung als Spieler weiß.

Bei den Coburgern sieht er „viel Potenzial und eine schwierige Aufgabe“ und ist begeistert von der Entwicklung eines HSClers, den er als Trainer von Emsdetten auch gerne bei sich gehabt hätte: „Da hatte Jan wohl die besseren Argumente“ sagt Kubes schmunzelnd, denkt aber auch als tschechischer Nationalcoach:“ Die Entwicklung von Stepan Zeman ist fantastisch. Ich glaube, dass sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist, es ist noch nicht das Ende seiner Entwicklung. Er kann bei Coburg eine wichtige Rolle spielen. Das kann für uns aus Nordhorner Sicht jetzt schlecht sein, aber für das Nationalteam sehe ich das natürlich positiv.“ Auf eines freut er sich – auf Fans in der Halle, da sein Team vergangene Woche kurzfristig keine Unterstützung von den Rängen bekommen konnte. „Handball ist auch Show-Business. Wir machen das für Zuschauer und Fans. Natürlich muss der gesundheitliche Aspekt Vorgang haben. Doch es war letzten Endes diese Stimmung, diese Atmosphäre in den Hallen, die mich bewogen haben in Deutschland meinen Sport zu betreiben.“

 

 

Randnotizen

„Böser Bube“ – Nordhorns Neu-Trainer Daniel Kubes, auch Trainer der tschechischen Nationalmannschaft, war bereits als Spieler von 2006 bis 2008 bei seinem neuen Verein, wird noch heute bei der HSG als Mann mit den drittmeisten Zeitstrafen geführt. Als Abwehrchef hatte er 2008 jedoch maßgeblichen Anteil am Gewinn des EHF-Cups des deutschen Vizemeisters von 2002. In der Saison 2006/2007 war Kubes der Zeitstrafenkönig der gesamten Bundesliga. 72 Mal zeigten ihm die SR die erhobenen beiden Finger.

Böse Serie – Eines fehlt Kubes noch gegen den HSC – ein Erfolgserlebnis. Vor seinem Wechsel nach Nordhorn-Lingen war er seit 2014 Trainer beim Zweitliga-„Dino“ TV Emsdetten. Zehn Mal traf sein damaliges Team auf die Coburger. Die gingen neun Mal als Sieger von der Platte. Nur einmal überließ das Team von Jan Gorr dem Gegner einen Zähler. Am 17.12.2017 gab es ein 27:27-Unentschieden. Das war das 500. Zweitligaheimspiel für Emsdetten, das 1.000 insgesamt, da kann der Gast schon mal großzügig sein …

Böse Fans – Unruhe herrscht beim Traditionsverein FRISCH AUF! Göppingen. Der neue Hauptsponsor möchte, dass künftig als Corporate Identity in den Firmenfarben hellblau aufgelaufen wird. Dagegen protestieren nun die Fans der jahrzehntelang grün-weiß bedressten Göppinger, machten unlängst mit einem Banner „Unsere Tradition ist nicht verhandelbar“ ihrem Unmut Luft und wandten sich mit einem offenen Brief an die Vereinsführung.


 

Bericht: Ralph Bilek

Foto: Svenja Stache