Die unglaubliche Serie des VfL Potsdam in der 2. Handball-Bundesliga hält an. Die Mannschaft von Trainer Bob Hanning setzte sich beim HSC Coburg mit 31:30 (17:14) durch und ist nunmehr seit 19 Partien ungeschlagen. Die Brandenburger waren vor 2418 Zuschauern in der HUK-COBURG arena immer wieder enteilt, doch der HSC gab sich auch bei zwischenzeitlich fünf Toren Rückstand nicht geschlagen und kam immer wieder zurück.

Überragender Coburger Akteur war Neuzugang Mikael Helmersson, der erst Ende des ersten Durchgangs zum ersten Mal auf die Platte kam, dem Spiel aber dann schnell seinen Stempel aufdrückte. Der Schwede mit italienischen Wurzeln erzielte neun Treffer bei guter Trefferquote (69 Prozent).

2. Bundesliga HSC 2000 Coburg – VfL Potsdam 30:31 (14:17)

Die Gastgeber lagen kein einziges Mal während der 60 Minuten in Front, Gleichstand gab es nur in der Anfangsphase beim 1:1 und 3:3. Mitte der zweiten Halbzeit schien es aber so, als würde das Momentum auf die Seite der Coburger ausschlagen. Der HSC war in einem hervorragenden Offensivrhythmus, die HUK-COBURG arena kochte. Beim Stand von 22:23 spielte Felix Jaeger seinen Bruder Max mit einem Anspiel hinter den Rücken auf Linksaußen mustergültig frei. Doch der Coburger Kapitän scheiterte an der Unterkante der Latte.

Eine vergebene Chance auf den Ausgleich, die sich rächen sollte. Der überragende Max Beneke mit einem feinen Dreher, David Akakpo mit zwei Tempogegenstößen, Marko Katic aus dem Rückraum und Josip Simic vom Kreis sorgten binnen weniger Minute wieder für klare Verhältnisse (23:28, 50.). Die Coburger starten zwar ein neuerliches Comeback, die Hypothek war gegen den Spitzenreiter aber letztlich zu groß.

Vor der Partie gab es erst einmal eine frohe Kunde. Der HSC gab die Vertragsverlängerungen der beiden Eigengewächse Fabian Apfel und Felix Dettenthaler bekannt. Bekannt war aus Sicht der Gastgeber, dass die personelle Situation im Rückraum mit den Ausfällen von Fynn Herzig, Arkadiusz Osswoski und Jakob Knauer keine einfache ist.

Beim HSC hielt Felix Jaeger dagegen, der trotz Erkältung spielte. Nach dem 3:3 (7.) verloren die Coburger etwas den offensiven Fokus, leisteten sich einige technische Fehler. Und defensiv fehlte der Zugriff. Das nutzten Beneke und Maxim Orlov eiskalt aus. „Die Potsdamer sind gut ins Spiel gestartet, haben viele leichte Tore gemacht. Die Schlagwürfe haben wir auch nicht richtig verteidigt bekommen“, analysierte Helmersson nach der Partie. Er selbst stand zu dem Zeitpunkt aber noch nicht auf der Platte. Der Potsdamer Mann für die Schlagwürfe war übrigens Marvin Kix.

Auf den Keks ging HSC-Coach Jan Gorr aber noch viel mehr. Bei seiner Auszeit nach knapp 13 Minuten (5:9) wurde er deutlich: „Wir verkaufen uns völlig unter Wert.“ Dem 45-Jährigen missfielen die einfachen Fehler im Angriff und die fehlenden Absprachen in der Deckung. Und die eingängigen Worte fruchteten. Der HSC agierte an beiden Enden des Feldes mit mehr Konsequenz und kam mehrmals auf einen Treffer heran (8:9, 9:10, 12:13).

Nach drei schnellen Coburger Treffern in Folge von Max Jaeger (zwei) und Tumi Steinn Runarsson wurde es Bob Hanning zu bunt. Auch die Potsdamer Auszeit verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Tabellenführer antworte seinerseits mit drei Treffern in Serie und lag wieder mit vier Toren vorne (12:16).

Gorr baute in den Minuten vor der Pause auf eine Rückraumachse, die es wohl nicht mehr allzu häufig zu sehen gibt: Helmersson, Andrej Obranovic und Pavels Valkovskis. Während Obranovic blass blieb, Valkovskis seine lange Verletzungspause noch deutlich anzumerken war, drehte der Schwede mächtig auf. Mit zwei Toren kurz vor der Halbzeitpause sorgte er dafür, dass die Coburger auf Tuchfühlung blieben (14:17).

Kein Spiel der Torhüter

Zu Beginn des zweiten Durchgangs setzte sich HSC-Keeper Kristian van der Merwe mit einer Doppelparade in Szene. Insgesamt konnten sich die Torhüter aber auf beiden Seiten nur partiell auszeichnen. Die mit Abstand beste Fangquote hatte Fabian Apfel (44 Prozent), der aber auch erst in den letzten zehn Minuten spielte. War die Partie zu dem Zeitpunkt so gut wie entschieden, mischten die Coburger knapp 20 Minuten zuvor noch kräftig mit. Helmersson setzte sich einige Male im Eins-gegen-eins durch und brachte das Publikum ordentlich auf Temperatur (20:21, 39.).

Doch es war die Geschichte des Spiels: Immer wenn der HSC auf einen Treffer ran war, zeigte das junge Potsdamer Team, weshalb es seit 19 Begegnungen ungeschlagen ist. Der VfL verlor nie die Ruhe und fand durch die individuelle Qualität im Rückraum immer wieder Lösungen. Mit einem „Strich“ aus neun Metern sorgte Beneke sieben Minuten vor dem Ende für die höchste Gästeführung (25:30).

Trotz der vermeintlichen Vorentscheidung ließen sich die Hausherren nicht hängen und kämpften bis zur letzten Sekunde. „Die Stimmung war mega, vor allem auch in den letzten zehn Minuten. Wenn man in die Halle im Rücken hat, kann man in den Schlussminuten auch so ein Spiel noch drehen“, sagte Helmersson. Und so viel fehlte dazu nicht. Nach Treffern von Valkovskis, der spät seinen Rhythmus fand, Max Jaeger und Bartlomiej Bis zwangen die Coburger Hanning nochmals zu einer Auszeit (28:31, 57.). In der Schlussminute verkürzten Valkovskis und Helmersson sogar auf 30:31.

Die Statistik zum Spiel

HSC 2000 Coburg: Van der Merwe (8 Paraden), Apfel (4 Paraden) – Runarsson (3), M. Jaeger (4), Dettenthaler, Bis (3), Glatthard, Fuß (1), Obranovic, Billek (1/1), Krone (2/1), Helmersson (9), Valkovskis (2), Schäffer (1), F. Jaeger (4)

VfL Potsdam: Ludwig (5 Paraden), Voncina, Ferjan (3 Paraden) – Schramm, Simic (5), Siemer, Beneke (9/1), Kofler, Thiele (1), Nowak, Akakpo (3), Orlov, Gorpishin, Roosna (1), Fuhrmann, Kix (3), Katic (4)

Schiedsrichter: Philipp Dinges / Fabian Baumgart

Zeitstrafen: 2 (Obranovic, Schäffer) – 2 (Simic, Akakpo)

Siebenmeter: 2/3 (Billek scheitert) – 1/1

Spielfilm: 1:3 (4.), 3:3 (6.), 4:7 (10.), 5:9 (12.), 8:9 (16.), 10:12 (21.), 12:16 (28.), 14:17 – 16:18 (33.), 17:21 (37.), 20:21 (39.), 21:23 (43.), 23:27 (48.), 25:30 (53.), 27:30 (55.), 30:31

Zuschauer: 2418

Beste Spieler: Helmersson, Bis – Beneke, Orlov

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Svenja Stache