2.Handball-Bundesliga – HSC 2000 Coburg muss heute Abend beim TSV Bayer Dormagen möglichen Ausfällen trotzen. Die junge Garde könnte es wieder richten.

Dormagen / Coburg – So ein bisschen läuft der HSC 2000 Coburg seiner Form der Hinrunde etwas hinterher, die Selbstverständlichkeit im Spiel des Aufstiegsaspiranten ist verlorenen gegangen. Gegen die Rhein Vikings brauchten sie eine lange Anlaufzeit, die Partie in Nordhorn ging deutlich verloren und am vergangenen Samstag gegen den EHV Aue reichte es nur zu einem knappen, aber überaus wichtigen Erfolg. Keine guten Voraussetzungen um am heutigen Freitagabend mit breiter Brust beim TSV Bayer Dormagen (Anwurf um 19.30 Uhr) anzutreten.

„Wenn du solche Spiele gewinnst, musst du was für die nächsten Partien mitnehmen“, stellte HSC-Spielführer Sebastian Weber allerdings direkt nach der Partie gegen Aue fest Die Dormagener sind vergangene Woche beim Tabellenvorletzten Wilhelmshavener HV deutlich mit 24:34 unter die Räder gekommen, das Hinspiel in Coburg ging ebenfalls glatt mit 21:37 verloren.

HSC-Coach Jan Gorr warnt aber: „Im Hinspiel hatten sie drei oder vier Ausfälle nicht dabei und das Team von damals ist mit dem, das jetzt auf der Platte steht, nicht vergleichbar. Auch die klare Niederlage in Wilhelmshaven wird keine direkte Rolle spielen.“ Coburg wird also eine anspruchsvolle Situation zu lösen haben, denn die abstiegsbedrohten Dormagener haben in eigener Halle gegen Hüttenberg und Aue Punkte erkämpft und brauchen diese auch gerade dort, um dem Abstieg aus dem Weg zu gehen. Grundlage dafür, die Coburger zu ärgern, könnte deren jetzt funktionierende, kompakte Deckung sein, während sie im Hinspiel eher offensiv gegen den HSC agiert haben. Dabei wird wichtig sein, im Angriff den sicheren Ball zu spielen. „Dormagen ist eines der flinksten, flottesten Teams in der Liga, die ein hohes Tempo an den Tag legen“, weiß auch Gorr. Der sorgt sich noch um seinen Kader. Anton Prakapenia hat bislang nicht richtig trainieren können und „bei uns sind zudem einige andere grippig. Es ist schwer, jetzt zwei Tage vor dem Spiel Wasserstandsmeldungen zu verkünden.“

Vor allem in der Abwehr offenbarten die Coburger ungewohnte Lücken, dessen Ursache Gorr jedoch ausgemacht hat. „Wir haben sehr lange nicht mehr in der gleichen Formation agiert, mussten aufgrund der Ausfälle immer wieder rotieren Das macht sich natürlich in der Feinabstimmung bemerkbar.“ Er verweist zudem darauf, dass man sich anschauen müsse, unter welchen Voraussetzungen der HSC derzeit Zweitliga-Spitze sei. „Es ist die Unbekümmertheit unserer jungen Burschen, dass wir trotzdem Spiele gewinnen.“ Davon zehrt der HSC derzeit, muss aber in Dormagen an die letzten zehn Minuten aus dem Aue-Spiel anknüpfen, will man keine böse Überraschung erleben.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Anton Prakapenia (?), Florian Billek, Marcel Timm, Jakob Knauer, Pontus Zettermann, Tobias Varvne, Patrick Weber. Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Petr Linhardt, Philipp Barsties, Christoph Neuhold.

TSV Bayer Dormagen: Sven Bartmann, Matthias Jan Broy; Joshua Reuland, Nico Pyszora, Daniel Eggert, Thomas Heider, Carl Löfström, Ian Hüter, Nuno Rebelo, Benjamin Richter, Patrick Hüter, Lars Jagieniak, Eloy Morante Maldonado, Lukas Stutzke, Tim Roman Wieling. Trainer: Dusko Bilanovic.

SR: Fabian Friedel / Rick Herrmann

Die Lage in der Liga

Die HSG Nordhorn-Lingen lauert mit einem Zähler weniger auf Rang drei hinter den Coburgern und hat auch nach der Tordifferenz nahezu aufgeschlossen. Es fehlen lediglich zwei Treffer zum HSC. Auch deswegen ist dem abstiegsbedrohten TV Großwallstadt nicht zuzutrauen, die Serie der HSG mit nunmehr 25:3 Punkten zu durchbrechen.

Die beiden um Platz zwei kämpfenden Teams haben jedoch bereits einen Vorsprung von fünf bzw. vier Zählern auf ein vierköpfiges Verfolgerfeld mit TuS Nettelstedt-Lübbecke, TuSEM Essen, ASV Hamm-Westfalen und TuS Ferndorf. Die Essener müssen beim EHV Aue antreten, Hamm ist beim HC Elbflorenz zu Gast. In eigener Halle empfängt Nettelstedt den TV Emsdetten. Dies ist aber insoweit nicht zu unterschätzen, da die Emsdettener eine deutlich bessere Auswärts- als Heimbilanz haben, was in dieser Liga ungewöhnlich ist.

Die schwerste Aufgabe aus diesem Quartett wartet auf Ferndorf. Die empfangen Spitzenreiter HBW Balingen-Weilstetten, die sich mit vier Punkten an der Spitze weiter mit einem guten Polster halten.

So sieht es der Gegner

TSV-Coach Dusko Bilanovic blickt nochmal kurz zurück auf die vergangene Woche. „Wir hätten bis heute spielen können und nicht gewonnen und können froh sein, dass wir „nur“ mit zehn Toren verloren haben. Beim anfänglichen 0:4 sind wir hinterhergelaufen und bei Wilhelmshaven hat alles geklappt.“ Das soll jetzt natürlich anders werden. „Coburg ist selbstverständlich Favorit, kommt mit einer spielerischen Qualität zu uns. Wir müssen aber unser Spiel machen und uns auf das Besinnen, was wir können und können nicht plötzlich ein neues Spielsystem herbeizaubern.“

Im lockeren Gespräch mit dem Dormagener Trainer wird aber auch klar, dass sich sein Team nicht kampflos geschlagen geben wird: „Wir versuchen, unser bestes Spiel zu liefern, nachdem wir ja eben vergangene Woche ein schlechtes Wochenende gehabt hatten. Wir wissen, was uns erwartet, aber werden uns voll reinhängen, denn im Abstiegskampf wären Punkte gegen Coburg Gold wert.“ Angesprochen auf die flotte Spielweise seiner Mannschaft, die auch Jan Gorr aufgefallen ist, schränkt Bilanovic allerdings ein: „Wir werden versuchen, erfolgreich aber nicht unbedingt zu schnell zu spielen. Wir müssen erst einmal den Ball sichern. Es bringt nichts, wenn wir wie Antilopen nach vorne preschen, aber den Ball nicht mitnehmen.“

Notizen am Rande

Kellerduell – Nach der Tabelle ist das Spiel des HSC in Dormagen die Partie zwischen dem Tabellen-14. und dem Tabellenzweiten. Geht man nach den Zeitstrafen ist es ein absolutes Kellerduell. Die Dormagener kommen derzeit auf 142 Strafminuten (bei drei roten Karten), der HSC auf 130 (zwei rote Karten). In dieser inoffiziellen Zeitstrafen-Statistik gelegen sie damit die letzten beiden Plätze. Spitzenreiter hier ist das tabellarische Schlusslicht HC Rhein Vikings mit 212 Strafminuten.

Austausch – In Dormagen stand bereits seit längerem fest, dass Aufstiegstrainer Ulli Kriebel über die Saison hinaus nicht beim Verein bleibt. Nachdem „die Wiesel“ – wie sich die Dormagener Handballer nennen – nach einer Niederlage im ersten Rückrundenspiel in Lübbecke in den rot gefährdeten Bereich abgerutscht sind, haben sie sich für einen sofortigen Wechsel entschieden. Sie verpflichteten Dusko Bilanovic, der eigentlich erst im Sommer zum TSV stoßen sollte, für den Kampf gegen den Abstieg.

Podestplatz – Mit seinen vier Feldtoren gegen Aue hat Florian Billek nunmehr auch bei den Feld-Torschützen einen Podestplatz erreicht. Insgesamt liegt er mit 920 Treffern auf Rang zwei hinter dem noch klar führenden Ronny Göhl (1.331 Treffer). Hinter Göhl (1.098 Feldtore) und Dominik „Bobo“ Kelm (830 Feldtore – kein Siebenmeter) hat Billek sich nun mit 751 Feldtoren an Florian Lendner (749 Feldtore – kein Siebenmeter) auf Rang drei vorbeigeschoben.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)