Selten dürften die Zuschauer ein so wechselvolles Spiel erlebt haben. Sah der HSC 2000 Coburg mit der 14:7-Halbzeitführung fast schon wie der sichere Sieger aus, kippte die Partie nach der Pause fast. TuSEM Essen kam Tor um Tor näher, doch mit einem 23:20-Sieg rettete sich der Handball-Zweitligist über die Ziellinie. Herausragend waren die beiden Torhüter: Jan Jochens beim HSC kam auf zwölf Paraden und sein Gegenüber Lukas Diedrich sogar auf 14. Er hatte nach dem Sieben-Tore-Rückstand maßgeblichen Anteil an der letztlich erfolglosen Essener Aufholjagd.

2.Bundesliga HSC 2000 Coburg – TuSEM Essen 23:20 (14:7)

Coburg begann mit ruhigem Spielaufbau, kam gleich in den ersten beiden Angriffen ins Zeitspiel, löste das aber mit zwei Torerfolgen gut. Essen versuchte, das HSC-Angriffsgeschehen auf die Mitte zu konzentrieren. Die Coburger fanden trotzdem immer wieder ihre beiden Außen, blieben insgesamt beim konstruktiven Spielaufbau. Hinten musste der HSC auf Eloy Morante Maldonado und Justin Müller achten, die Dreh- und Angelpunkt des Essener Angriffsspiels waren. Keine leichte Aufgabe für Jakob Knauer und dessen Nebenleute. Coburg hatte es aber deutlich schwerer, für seine Torerfolge zu arbeiten. Tumi Steinn Runarsson, Fynn Herzig und Knauer machten Druck, kamen abschließend oft durch Einzelaktionen zum Torerfolg.

Kein Team setzte sich ab, nach zwölf Minuten war die Partie vollkommen ausgeglichen. Coburg fabrizierte just in den Augenblicken technische Fehler, in denen man sich hätte absetzen können. Das nutzte Essen bis zum 6:6 konsequent, scheiterte dann aber mit einem Konter an Jochens, der wenig später zwei weitere Glanztaten folgen ließ. Doch auch sein Gegenüber parierte jetzt alles, was auf sein Tor kam. Über fünf Minuten fiel kein Treffer, ehe Essen beim 7:6 erstmals in Führung ging. Was zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht zu erwarten war, es sollte deren letzter Treffer im ersten Durchgang gewesen sein (18.).

In der ersten Überzahl schaffte es Coburg, wieder selbst vorzulegen, ehe auf der anderen Seite Florian Billek nach einem Kopftreffer eine Zeitstrafe abzusitzen hatte. Doch die anschließende Unterzahl verlief für den HSC nahezu optimal. Mit einem Doppelschlag nach Essener Fehlern und wichtigen Paraden von Jochens setzte sich Coburg auf 11:7 (25.) ab. Aber es sollte noch besser kommen für die nun wie in einem Rausch spielende Coburger Mannschaft, was in einem sensationellen Diagonalpass von Kapitän Andreas Schröder auf Jannes Krone gipfelte, der seinen freien Wurf aber vergab. Aber davon ließen sie sich nicht aus dem Tritt bringen und legten bis zum Wechsel weiter nach.

Es dauerte 13 Minuten und 19 Sekunden, ehe die Gäste erst im zweiten Durchgang ihren nächsten Treffer setzten. Coburg agierte nicht nur zum Auftakt der zweiten Halbzeit fahrlässig und leistete sich in den ersten vier Angriffen Ungenauigkeiten, ehe Jan Schäffer für den ersten Treffer nach dem Wechsel sorgte. Der Coburger „Flow“ war verloren gegangen, doch mit viel Übersicht agierten die Gastgeber weiterhin und hielten den Gegner erst einmal auf Distanz. Doch die Ungenauigkeiten waren es dann, die den Vorsprung schmelzen ließen, wobei Billek nach 40 Minuten zudem Glück bei einem Strafwurf hatte, der schon pariert schien und dann doch zum 18:13 über die Linie trudelte.

Essen kam weiter auf und Coburg nicht mehr richtig ins Spiel. Wie in der Anfangsphase verlief die Partie völlig ausgeglichen, sogar mit leichten Vorteilen für die Gäste, die nun insgesamt konzentrierter abschlossen und im Angriff viel variabler agierten. „Hören wir auf zu nörgeln, da war sicher einiges dabei, aber das können wir nicht beeinflussen“, sagte HSC-Trainer Jan Gorr in einer Auszeit nach 50 Minuten und spielte auf manch zweifelhaften Pfiff der Schiedsrichter an. Gorr spürte, dass seine Mannschaft aus dem Tritt gekommen war. Diedrich machte auf der anderen Seite das Tor dicht – und Essen war wieder dran (19:20, 53.). Ganz wichtig waren die Tore von „Alu-König“ Herzig (drei Pfosten- oder Lattentreffer) zum 21:19 und Runarsson zum 22:19 sowie eine Glanztat von Jochens. Das wirkte beruhigend für die Fans, die sich schon auf ein Zittern bis zur Schlusssekunde eingestellt hatten. Doch Max Jaeger machte 30 Sekunden vor dem Abpfiff mit dem Treffer zum 23:20 den Deckel auf den vierten Sieg in Serie der Coburger endgültig drauf.

Die Statistik:

HSC 2000 Coburg: van der Merwe (n.e.), Jochens (12 Parden), Apfel (n.e.); Runarsson (1), M. Jaeger (4), Dettenthaler (1), Bis (1), Fuß (1), Ossowski, Billek (5/4), Herzig (4), Krone (1), Knauer (1), Schäffer (3), F. Jaeger, Schröder (1)

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß (2 Paraden), Diedrich (14 Paraden); Rozman, Reidegeld, Wolfram (2), Dangers (1), Homscheid (3/2), Buschhaus, Müller (4), Seidel, Maldonado (7), Klingler (1/1), Mast, Werschkull (2), Schoss.

Schiedsrichter: Hehn / Mayer (beide Pfullingen)

Zuschauer: 1.719

Zeitstrafen: 4 (M. Jaeger, 2x Schäffer, Billek) – 2 (Wolfram, Seidel)

Siebenmeter: 4/5 (Billek scheitert an Diedrich, trifft vier Mal) – 3/4 (Homscheit scheitert an Jochens)

Spielfilm: 2:2 (3.), 4:3 (8.), 6:6 (12.), 7:7 (19.), 8:7 (21.), 11:7 (25.), 13:7 (28.), 14:7 – 15:8 (35.), 16:11 (38.), 17:13 (41.), 18:15 (45.), 20:18 (50.), 21:19 (56.), 22:19 (57.), 23:20.

Beste Spieler: Jochens, Herzig – Diedrich, Maldonado

Den gesamten Bericht findet ihr bei unserem Medienparter dem Coburger Tageblatt.

Bericht von Coburger Tageblatt

Bild von Svenja Stache