Coburg will mit einem Sieg beim HSV Hamburg den Weg für das Top-Spiel kommende Woche bereiten – Durchsetzungsvermögen auch ohne Tobias Varvne gefragt.

Der Feiertag am vergangenen Mittwoch war für die Spieler des HSC 2000 Coburg tatsächlich ein Tag der Arbeit. Vor dem schweren Auswärtsspiel am Samstagabend beim HSV Hamburg (Anwurf um 19 Uhr) wurde ein normaler Trainingstag absolviert. „Das bleibt nicht aus, auf Feiertage können wir gerade jetzt keine Rücksicht nehmen, das Training fand lediglich am Vormittag statt.“ Also den Nachmittag doch ein bisschen genießen.

Aber Gorr hatte anderes im Sinn – für ihn ging es an die Videovorbereitung auf den Gegner. „Hamburg hatte in der Liga ein paar Findungs- und Anpassungsprobleme. Jetzt haben sie sich gemausert.“ Mit 28:36 Punkten auf Platz elf können sie sich trotzdem noch nicht zurücklegen, brauchen noch den ein oder anderen Zähler um ganz sicher zu sein. Zu verschenken hat aber auch der HSC nichts, da nicht nur der Aufstieg, sondern auch der Titel jetzt wieder aus eigener Kraft möglich ist. Gerne wird dies von den Verantwortlichen nicht gehört. Nächste Woche kommt Spitzenreiter Balingen. Gorr: „Mit dem Hüttenberger Trainer Thomas Rudolph telefoniere ich öfters, natürlich ging da ein Dank und ein Lob für die tolle Leistung und den Sieg über Balingen nach Hüttenberg.“ Das will der HSC jetzt in Hamburg für sich nutzen und auf keinen Fall patzen. Das wird schwer genug, auch wenn es sich um einen Aufsteiger handelt und im Hinspiel Florian Billek, Sebastian Weber und Lukas Wucherpfennig fehlten. Diesmal muss Tobias Varvne nach seinem Muskelfaserriss in der Wade passen, wird auch das Spitzenspiel gegen Balingen verpassen. „Das war nach dem tollen Wochenende schon ein Stimmungskiller, der uns einengt und der uns zwingt, Alternativlösungen zu finden“, bedauert Gorr den Ausfall.

Dafür befindet sich Anton Prakapenia derzeit in blendender Verfassung, hatte schon im Hinspiel mit vier Toren in den letzten zehn Minuten maßgeblichen Anteil am 32:28, der aber mehr umkämpft war, als es das Ergebnis aussagt. Für Gorr ist nicht nur das Warnung genug, der HSVH überzeugte letzte Woche in Nordhorn, führte 40 Minuten lang. Zudem ist Hamburg kein normaler Aufsteiger, das was auch dem HSC vor einigen Jahren nach seinem Wiederaufstieg in die zweite Liga nachgesagt wurde. Doch auf den ehemaligen deutschen Meister trifft das noch mehr zu, es soll mittelfristig ganz nach oben gehen. Dabei verfügen sie über eine sehr ausgewogene Mannschaft mit eigenen, jungen Leuten. Da hat am Doppelspieltag der rückraumlinke Finn Wullenweber auf sich aufmerksam gemacht, versenkte 19 Bälle in den gegnerischen Toren, zwölf gegen Emsdetten, sieben in Nordhorn.

Hinzu kommen erfahrene Haudegen wie Blazenko Lackovic und Lukas Ossenkopp, die der Abwehr den Halt geben. Lackovic ist der letzte Spieler aus der Erstligazeit des HSVH, fast 200facher kroatischer Nationalspieler, Olympiasieger 2004 und Weltmeisters 2003. Mit Hamburg feierte Lackovic den Gewinn der Meisterschaft, des DHB-Pokals und der Champions League. Hinter sich weiß der Kroate mit dem isländischen Nationaltorwart Aron Edvardsson um eine wichtige Stütze. Er fehlte im Hinspiel aufgrund einer akuten Blinddarmentzündung und brachte vergangenen Sonntag Nordhorn-Lingen fast zur Verzweiflung. „Uns erwartet eine körperlich sehr robuste Abwehr, da brauchen wir jede Menge Durchsetzungsvermögen“, erwartet Gorr große Gegenwehr an der Elbe. Zudem wird die Kulisse erstligareif sein. Hamburg liegt mit über 3.500 Zuschauern im Schnitt weit vor allen anderen. „Aber auch wir werden Unterstützung haben. Viele HSC-Fans wollen unsere Partie mit einem Städtetrip kombinieren.“ Gorr reist mit seinem Team bereits am Freitag an, „streut“ bei Eintracht Hildesheim noch eine Trainingseinheit ein, bevor es in die Hansestadt weitergeht. Für Sightseeing wird für den Mannschaftstross allerdings kaum Zeit bleiben.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Marcel Timm, Sebastian Weber, Anton Prakapenia, Florian Billek, Jakob Knauer, Pontus Zetterman, Patrick Weber. Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Tobias Varvne, Petr Linhart, Philipp Barsties, Christoph Neuhold.

HSV Hamburg: Aron Rafn Edvardsson, Marcel Kokoszka; Blazenko Lackovic, Leif Tissier, Niklas Weller, Lukas Ossenkopp, Dominik Axmann, Marius Fuchs, Philipp Bauer, Jan Forstbauer, Christopher Rix, Finn Wullenweber, Thies Bergemann, Jan Kleineidam, Dominik Vogt, Kevin Herbst. Trainer: Torsten Jansen.

SR: Lars Geipel / Marcus Helbig

Die Lage in der Liga

HC Elbflorenz, mit vielen Ambitionen gestartet, bekommen gerade den „Fluch“ der zweiten Saison nach dem Aufstieg so richtig zu spüren. Nach der Beurlaubung von Trainer Christian Pöhle haben sie am Doppelspieltag mit zwei Erfolgen den Turnaround geschafft. Sie stehen erstmals wieder über dem Abstiegsstrich und wollen, dass dies mit einem Sieg über den Spitzenreiter-Bezwinger TV Hüttenberg auch so bleibt. Das ist eher zu erwarten als vom Wilhelmshavener HV beim HBW Balingen-Weilstetten. Die planen Jubiläumsheimsieg 25 in Serie ein.

„Sie kommen ja noch zu uns“, hat Trainer Matthias Obinger von den DJK Rimpar Wölfen im Interview vergangene Woche zwar keine Schützenhilfe versprochen, aber sein Team wird sich nach der bitteren Niederlage in Coburg gegen die HSG Nordhorn-Lingen so richtig reinhängen. Der HSC könnte das gut gebrauchen, sind die drei Teams an der Spitze nur jeweils durch einen Zähler voneinander getrennt und etwas Luft nach hinten wäre nicht schlecht im Hinblick auf die letzten fünf Partien. In der Begegnung zwischen der stärksten Abwehr der Liga, die der VfL Lübeck-Schwartau (761 Gegentreffer) stellt, gegen den wurfgewaltigsten Angriff der Liga von TuSEM Essen (980) wollen die Essener als erstes Team der Saison die Grenze von 1.000 Toren knacken.

Notizen am Rande

Rekord-Fans – Am zweiten Weihnachts-Feiertag 2016 lockte der HSV Hamburg 8.555 Fans gegen DHK Flensborg in der dritten Liga in die Halle, ein Jahr später gegen den VfL Fredenbeck kamen 9.964, die 10.000er-Marke wurde somit nur hauchdünn verfehlt. Zum „Weihnachtsspiel“ im vergangenen Dezember in Liga Zwei kamen gegen TuSEM Essen 9.702 Zuschauer. Alles wohl Ligenrekorde für die Ewigkeit und derzeit nur vom HSVH selbst noch zu toppen.

Pokalreform – Ab der Saison 2020/21 sollen nur 44 Mannschaften (bisher 64) am DHB-Pokal teilnehmen, die Turniere der ersten Runde fallen weg. Stattdessen tragen 24 Teams eine Vor-Qualifikation aus. Zwölf Teilnehmer kommen aus der 3. Liga (jeweils die drei bestplatzierten Mannschaften jeder Staffel der Vorsaison, keine 2. Mannschaften), weitere 12 aus der 2. Bundesliga (Platz 1-12 der Vorsaison). Kann die 3. Liga das Kontingent nicht ausschöpfen, erhöht sich die Zahl der Zweitligisten entsprechend. An der Hauptrunde nehmen 32 Mannschaften teil: zwölf Mannschaften aus der Qualifikation, 18 Teams der DKB Handball-Bundesliga sowie die beiden Finalisten des Deutschen Amateur- Pokals.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)