Handball Sport Verein Hamburg

Die noch recht junge Geschichte des Handball Sport Vereins Hamburg war zumindest ein Jahrzehnt lang auch eine überaus erfolgreiche. Begonnen hatte alles 1999 in Lübeck, als dort der Handball Sport Verein Lübeck gegründet wurde und die Bundesligalizenz des VfL Bad Schwartau übernahm, mit dem er anschließend die Spielgemeinschaft SG VfL Bad Schwartau-Lübeck bildete. Im Jahr 2002 wurde diese wieder aufgelöst und der Verein zog mit Mann und Maus nach Hamburg um. Nach einigen turbulenten Anfangsjahren betrat 2005 Andreas Rudolph die Bühne. Der millionenschwere Unternehmer wurde nicht nur der wichtigste Gesellschafter der neu gegründeten HSV Handball Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG., sondern leitete auch insgesamt sieben Jahre lang als Präsident die Geschicke des Vereins. Unter seiner Ägide und vor allem mit seinem Geld – nach eigenen Angaben hat er bis Dezember 2015 50 Millionen Euro investiert – wurde der HSV in den Folgejahren zu einem der erfolgreichsten Vereine im deutschen Handball. Mit dem Erfolg im DHB – Pokal gelang 2006 der erste Titelgewinn. Ein Jahr später holte man sich den Europapokal der Pokalsieger und 2010 erneut den DHB – Pokal. 2011 wurde der Handball Sport Verein Hamburg dann endlich auch Deutscher Meister und krönte diese erfolgreiche Ära schließlich zwei Jahre später mit dem Erfolg in der Champions League. Doch nach dem Rücktritt von Andreas Rudolph geriet der Verein ab 2014 immer stärker in finanzielle Turbulenzen, die 2016 letztlich in der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und der Lizenzverweigerung durch die HBL endeten.  Da die 2. Mannschaft in jenem Jahr den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hatte, startete der Handball Sport Verein Hamburg in der Saison 2016/17 dort schließlich einen Neuanfang. Erfreulicherweise blieben trotz der nun deutlich veränderten Rahmenbedingungen einige wichtige Protagonisten der ruhmreichen HSV – Ära auch weiterhin an Bord. So überzeugt der langjährige Erfolgstrainer Martin Schwalb inzwischen nicht nur durch seine messerscharfen Analysen bei den Liveübertragungen auf Sky, sondern bringt sich auch als Vizepräsident weiter aktiv beim HSVH ein. Und Torsten Jansen, der 13 Jahre lang als Spieler alle Höhen und Tiefen beim HSV miterlebt hatte und darüber hinaus einer der Erfolgsgaranten beim deutschen WM – Titelgewinn 2007 war, ist seit 2017 nunmehr Cheftrainer beim Handball Sport Verein Hamburg. Und nach nur zwei Jahren Akklimatisierungszeit in der 3. Liga sind die Nordlichter vor dieser Saison wieder in Bundesliga – Gefilde zurückgekehrt.

Nur wenig Veränderung im Aufstiegskader  

Finanziell auf Rosen gebettet sind die Hansestädter aktuell zwar bei Weitem noch nicht, zumal noch immer einige Altlasten drücken. Dennoch ist der Verein auf einem sehr guten Weg, sich neue Reputation in der heimischen Wirtschaft zu erarbeiten und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Natürlich hat uns auch der Aufstieg in die Karten gespielt. Die dritte Liga war für viele potenzielle Sponsoren nicht greifbar. Unter dem Dach der Bundesliga konnten wir dann unsere zweite Chance nutzen“, so Geschäftsführer Sebastian Frecke. Dennoch weiß Martin Schwalb ebenso wie alle anderen Verantwortlichen um die Schwere der Aufgabe: „Die Saison wird von der ersten Sekunde an ein Nervenspiel für mindestens zehn Mannschaften. Wir werden Lehrgeld bezahlen, aber ich hoffe schon, dass wir zweitligareif sind.“ Für die „Mission Klassenerhalt“ vertraute das Hamburger Management dann auch weitgehend den Akteuren der Aufstiegsmannschaft. Zu den beiden Neuverpflichtungen gehört der isländische Nationaltorhüter Aron Rafn Eðvarðsson, der im Sommer vom Meister ÍBV Vestmannaeyja an die Elbe gewechselt ist. Mit dem Zweitliga – erfahrenen Justin Rundt sowie Eigengewächs und U20 – Nationalspieler Marcel Kokoszka stehen zwei weitere talentierte Keeper parat. Dass einige der „jungen Wilden“ – immerhin acht Akteure des aktuellen Kaders kommen aus der eigenen Jugend – durchaus auch in der neuen Liga mithalten können, haben sie im Saisonverlauf bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen können. Hierzu gehören beispielsweise die (allesamt sehr vielseitig einsetzbaren) Rückraumspieler Philipp Bauer, Dominik Axmann, Finn Wullenweber und der erst 19jährige Leif Tissier ebenso wie Kreisläufer Dominik Vogt und Linksaußen Christopher Rix. Die notwendige Portion Erfahrung wird von Torjäger Lukas Ossenkopp, dem Ex- Melsunger Halbrechten Jan Forstbauer, den Kreisläufern Niklas Weller und Marius Fuchs sowie natürlich vor allem vom bereits 38jährigen Blaženko Lackovic eingebracht. Auch der vor der Saison vom THW Kiel gekommene Thies Bergemann erwies sich bislang als die erhoffte Verstärkung und bildet zusammen mit dem Ex – Erlanger Kevin Herbst ein starkes Gespann auf Rechtsaußen.

Zuletzt deutlich im Aufwind  

Die Zweifel, wie sich die junge Mannschaft wohl in der neuen Liga zurechtfinden wird, schienen sich zu Saisonbeginn erst einmal zu bestätigen. Einer sicherlich einkalkulierten Niederlage in Balingen folgte die Heimpleite gegen Mitaufsteiger Ferndorf und eine weitere Niederlage bei den Rhein Vikings. Doch die Mannschaft schaffte recht schnell den Turnaround. In den folgenden acht Partien gelangen den Elbestädtern immerhin sechs Siege. Die Hinrunde beendete das Team auf Platz 14. Und zuletzt zeigte die Erfolgskurve des HSVH sogar noch weiter nach oben. Nach dem 23:28 gegen Balingen Anfang Februar hat der Aufsteiger kein Heimspiel mehr verloren. Dazu kamen auch einige bemerkenswerte Auftritte in fremden Hallen wie beim Sieg in Lübbecke oder dem Remis bei den Rimpar Wölfen. Und auch im Auswärtsspiel bei der HSG Nordhorn – Lingen am vergangenen Samstag präsentierten sich die Norddeutschen äußerst stark, lagen nach ihrer Halbzeitführung bis fünf Minuten vor Schluss noch gleichauf, um dann doch noch unglücklich mit 29:32 zu verlieren. Aktuell rangieren die Hamburger auf Tabellenplatz 11, haben jedoch nach wie vor nur vier Zähler Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.

Bericht von Gerd Nußpickel