HSG Nordhorn – Lingen

Das Ziel, mittelfristig wieder in die 1. Bundesliga zurückzukehren, haben die Verantwortlichen der HSG Nordhorn – Lingen nach wie vor fest im Visier. Schließlich weiß man in der westlichsten Stadt Niedersachsens nur zu gut wie es sich anfühlt, wenn man regelmäßig gegen Kiel, Flensburg oder die Rhein Neckar – Löwen spielen darf. Nach sechs Jahren in der 2. Liga war die HSG 1999 erstmals in der Beletage des deutschen Handballs angekommen, wo mit Platz 5 im ersten Jahr gleich ein beeindruckendes Debüt gelang. Auch danach hielten sich die Niedersachsen zumeist im Vorderfeld der Tabelle auf. Die beste Platzierung gelang schließlich in der Saison 2001/02, als man sich am Ende nur knapp dem THW Kiel geschlagen geben musste und Vizemeister wurde. In den Folgejahren machte die HSG dann jedoch auch des Öfteren negative Schlagzeilen auf Grund wirtschaftlicher Probleme. 2008 gelang den Niedersachsen zwar mit dem Gewinn des EHF – Pokals der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Doch weder dieses sportliche Ausrufezeichen noch die Aufnahme der Stadt Lingen in den Vereinsnamen und die damit verbundenen Zuwendungen aus dem Emsland und der Stadt Lingen führten zur erhofften Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Im Gegenteil: Im Februar 2009 meldete die HSG Sportmarketing GmbH & Co KG Insolvenz an, was den Zwangsabstieg in die 2. Bundesliga zur Folge hatte. Dort hat sich die HSG inzwischen fest etabliert und schaffte 2011 auch problemlos die Qualifikation für die eingleisige 2. Liga, wo man sich seither stets in der vorderen Tabellenhälfte platzieren konnte.

Eingespieltes Team, hohe Qualität

Einmal mehr konnte die HSG Nordhorn-Lingen auch in diesem Jahr mit einem eingespielten, sehr ausgeglichen und vor allem qualitativ hochwertigen Kader in die neue Spielzeit gehen, zumal auch die drei Neuzugänge bereits über ein hohes Zweitliga – Niveau verfügten. Das beginnt bereits im Tor. Dort ist Björn Buhrmester, der bei GWD Minden und dem TuS N-Lübbecke bereits Erstliga – Erfahrungen sammeln konnte, seit Jahren eine sichere Bank und wurde in der vergangenen Saison zum „besten Torhüter der Liga“ gewählt. Mit dem aus der 2. Französischen Liga gekommenen Bart Ravensbergen verfügt die HSG nunmehr über einen zweiten Keeper von überdurchschnittlichem Format. Erst vor wenigen Tagen hat der niederländische Nationalspieler seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert.

Wenig Sorgen muss sich die HSG auch über mangelnde Durchschlagskraft aus dem Rückraum machen. Zwar musste man bislang weitestgehend auf die Langzeit – Verletzten Jens Wiese und Spielmacher Alexander Terwolbeck verzichten. Doch es gelang den Niedersachsen bisher hervorragend, diese Ausfälle zu verkraften. Vor allem Neuzugang Georg Pöhle, aktuell der erfolgreichste Torjäger im Team, und der niederländische Allrounder Patrick Miedema, eigentlich gelernter Linksaußen, konnten sich hierbei besonders hervortun. Auch Lutz Heiny ist nach längerer Pause nunmehr wieder in das Team zurückgekehrt. Zudem bilden der vom ASV Hamm – Westfalen gekommene Julian Possehl und Philipp Vorlicek ein extrem starkes Gespann im rechten Rückraum. Exquisit besetzt ist auch der linke Flügel der HSG. Dort teilen sich der 2016 vom TUSEM Essen gekommene Lasse Seidel und der tschechische Nationalspieler Pavel Mickal die Einsatzzeiten. Auf Rechtsaußen wird zwar der auch im Rückraum einsetzbare niederländische Nationalspieler Nicky Verjans, der sich unlängst einer Fuß – OP unterziehen musste, nach wie vor schmerzlich vermisst. Doch mit dessen erst 19jährigen Landsmann Alec Smit hat man dort ebenfalls einen starken Vertreter.  Und last but not least verfügt die HSG mit Luca de Boer und Toon Leenders, beide 2,00 m groß und über 110 kg schwer, über eines der besten Kreisläufer – Gespanne der Liga.

„Wir wollen den nächsten Schritt machen“

„Wir sind einen Tick breiter aufgestellt. Wir wollen in allen Bereichen besser sein als letzte Saison. Wir wollen den nächsten Schritt machen“, formulierte Trainer Heiner Bültmann zunächst vorsichtig die Zielstellung für die neue Saison. Mit dem in dieser Höhe nicht erwarteten 33:20 – Auswärtserfolg in Emsdetten und dem Heimsieg gegen Erstliga – Absteiger TV Hüttenberg gelang dann auch gleich erst einmal ein Einstieg nach Maß. Dem folgte zwar eine kleinere Schwächephase mit 5:9 Punkten aus den nächsten sieben Spielen. Doch seit dem 10. Spieltag zeigt die Kurve der HSG nur noch nach oben. Lediglich bei der Niederlage in Lübbecke und dem Heimremis gegen Dessau musste man Punkte abgeben. Und dies, obwohl phasenweise bis zu sechs Stammspieler gleichzeitig ausgefallen waren.  Aktuell befindet sich die HSG Nordhorn – Lingen als Tabellendritter in Lauerstellung für den Angriff auf einen Aufstiegsplatz, wie der Trainer gerne bestätigt: „Wir sind da in einer Position, die uns gefällt und die wir verdient haben. Und die Lust auf mehr macht.“

Bericht von Gerd Nußpickel