In nur acht Minuten nach der Pause verspielt der HSC 2000 Coburg beim HBW Balingen-Weilstetten seine gute Ausgangslage – und geht schließlich unter.

Er wollte den Rückstand auf das rettende Ufer verkürzen und kassierte einen herben Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. Der Handball-Bundesligist HSC 2000 Coburg kam beim direkten Konkurrenten HBW Balingen-Weilstetten mächtig unter die Räder – obwohl es in den ersten 30 Minuten gut aussah.

Bundesliga

HBW Balingen-Weilstetten – HSC 2000 Coburg 34:26 (14:13)

Sichtlich niedergeschlagen trat Tobias Varvne nach dem Spiel vor das “Sky”-Mikrofon und sollte erklären, was sich denn in der zweiten Hälfte abgespielt habe. Binnen acht Minuten riss sich der HSC alles ein, was er sich in der ersten Hälfte aufgebaut hat. “Wir fahren nach der Pause drei gute Angriffe, treffen aber nicht das Tor und bekommen einfache Treffer. Danach haben wir die Geduld verloren”, versuchte sich der beste HSC-Spieler an diesem Abend an einer Erklärung.

Mit einem 7:2-Lauf binnen acht Minuten kamen die Hausherren mit mächtig Dampf aus der Kabine und setzten den Grundstein für den klaren Heimsieg – dem ersten seit Dezember 2019. Dabei sah es für die Gäste zunächst gut aus. Der HSC knüpfte an die Leistung aus dem Stuttgart-Spiel (29:23) an und war im ersten Durchgang über weite Strecken die bessere Mannschaft – obwohl sich weder der HBW noch der HSC zunächst absetzen konnte.

Während bei den Hausherren im ersten Abschnitt viel über den Rückraum-Kanonier Vladan Lipovina und dem pfeilschnelle Linksaußen Tim Nothdurft ging, überzeugte der HSC vor allem mit Spielmacher Varvne und Kreisläufer Zeman. Nach 25 Minuten war Coburgs schwedischer Regisseur bei fünf Versuchen fünf Mal erfolgreich und maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Mannschaft von Trainer Alois Mraz den besseren Eindruck hinterließ.

HSC mit zwei Toren vorne

Beim 10:8 durch Florian Billek, treffsicherster HSC-Werfer, führten die Gäste erstmals mit zwei Treffern (18.) und zwei Minuten später traf Coburgs Torjäger mit einem Wurf ins leere Tor zum 11:9 (20.) – Auszeit HBW. “Wir müssen das Zentrum besser verteidigen”, forderte Balingens Trainer Jens Bürkle, der zu viele Tore über den Kreis und aus dem Rückraum monierte. Seine Mannschaft hatte offensichtlich gut zugehört.

Denn: Langsam kamen die “Gallier” besser ins Spiel. Jona Schoch stellte beim 13:13 den Ausgleich her (28.), und Kristian Beciri brachte den HBW kurz vor dem Seitenwechsel erstmals nach dem 3:2 (6.) wieder mit 14:13 in Führung (30.). Eine nach dem Spielverlauf überraschende Halbzeitführung. Doch aus Sicht der Gastgeber sollte es noch besser kommen. In der Kabine hatte Bürkle wohl erneut die richtigen Worte gefunden. Der HBW kam wie verwandelt aus der Kabine, überrollte den HSC förmlich und nutzte die achtminütige Tiefschlafphase der Coburger aus. “Wir wollten zeigen, dass wir noch mehr können”, erklärte Balingens Lukas Saueressig die Leistungsexplosion der Hausherren. Ob per Gegenstoß – weil Schlussmann Mike Jensen nun deutlich mehr Bälle entschärfte -, mit Tempo aus der zweiten Welle oder mit Gewalt aus dem Rückraum – beim HBW lief nun alles wie am Schnürchen.

13 Gegentore in 17 Minuten

Beim 15:21 wollte HSC-Trainer Aloirs Mraz den Balinger Sturmlauf mit einer Auszeit unterbinden – ohne Erfolg. Die “Gallier” fegten weiterhin über den HSC hinweg, feuerten in 17 Minuten den Ball 13 Mal ins Coburger Tor und schraubten das Ergebnis in die Höhe. 23:17, 27:19, 29:20 – für den Aufsteiger deutete sich eine wahre Klatsche an. Und das in einem “Vier-Punkte-Spiel” um den Klassenerhalt. Schließlich hätten die Vestestädter mit einem Sieg bis auf zwei Zähler an die Gastgeber heranrücken können. “Die Abwehr und der Gegenstoß werden entscheidend sein”, hatte HBW-Trainer Bürkle vor dem Spiel gesagt. Er sollte Recht behalten, auch wenn seine Mannschaft erst in den zweiten 30 Minuten seine Vorstellungen umsetzte.

Mit dem 34:26 und dem fünften Saisonsieg holte der HBW wichtige Zähler im Abstiegskampf. Und der HSC? Wie schon gegen die HSG Nordhorn-Lingen, TuSEM Essen und Den Eulen Ludwigshafen gelingt dem Aufsteiger kein Sieg gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Da helfen Siege wie bei der MT Melsungen und beim TVB Stuttgart wenig.

 

Bericht von inFranken 

Bild von Iris Bilek