Ein kompletter Spieler, der weiß, was er will

Pontus Zetterman spielt seit 2016 in Deutschland und kam im Sommer vom TuS N – Lübbecke zum HSC 2000 Coburg. Hier ist der sympathische Schwede sehr schnell zu einem eminent wichtigen Leistungsträger sowohl im Angriff als auch in der Defensive geworden.

Handball war schon immer ein wichtiges Thema im Hause Zetterman. „Deswegen war es ganz klar, dass ich auch ein bisschen Handball spielen sollte. Ich glaube, ich war so vier oder fünf Jahre alt.“ Sein erster Verein war Bjurslätts IF, beheimatet auf der nur einen Katzensprung von seiner Geburtsstadt Göteborg entfernten Insel Hisingen, immerhin die fünftgrößte der insgesamt über 221.000 schwedischen Inseln. Dort waren bereits sein Vater als Trainer und sein Bruder als Spieler aktiv. Der sportbegeisterte Pontus hatte sich in seiner Jugend zunächst aber auch noch in anderen Sportarten ausprobiert. „Bis ich 14 oder 15 Jahre alt war, habe ich auch Fußball im Verein gespielt und war zudem noch Ringer – ebenfalls im Verein.” Als er sich schließlich aus Zeitgründen für einen Sport entscheiden musste, siegte dann doch die Leidenschaft für den Handball. Und dort sollten sich schließlich auch recht schnell die ersten Erfolge einstellen. Als 15jähriger wechselte der Linkshänder zum Traditionsverein Redbergslids IK, wo er dann bald auch in der 1. Schwedischen Liga debütierte. Schnell geriet Pontus Zetterman auch in den Fokus der Auswahltrainer. Mit der schwedischen U18 – Auswahl wurde der Rückraumspieler 2012 Vize – Europameister und durfte sich zudem über die Wahl zum „Wertvollsten Spieler des Turniers“ freuen. Zwei Jahre später erreichte er mit der U20 – Nationalmannschaft Schwedens erneut das EM – Finale, unterlag dort aber ein weiteres Mal dem Team aus Deutschland.

Die 1. Bundesliga war immer das Ziel

In der heimischen Liga lief es für Pontus Zetterman zu jener Zeit allerdings weniger gut. Bei Redbergslids IK bekam er damals nur wenig Spielanteile und suchte deshalb 2014 beim HK Drott Halmstad eine neue sportliche Herausforderung. Und in der Heimatstadt der schwedischen Erfolgsband Roxette blühte Pontus Zetterman in der Tat recht schnell wieder auf. „Ich mag Drott wirklich. Es war die richtige Entscheidung, den Verein zu wechseln. Jetzt kann ich 60 Minuten spielen. Der Club glaubt sehr an mich. Dann wächst das Selbstbewusstsein und viel zu spielen hilft mir offensichtlich sehr in meiner Entwicklung.“ Gleich in seiner ersten Saison beim südschwedischen Spitzenklub holte er sich die Torjägerkrone der Elitserien, noch vor dem inzwischen für den THW Kiel aktiven Lukas Nilsson. Zudem wurde er als bester Spieler auf seiner Position in das All – Star – Team der Liga gewählt. Schon bald zeigten auch ausländische Klubs Interesse an dem spielstarken Rückraumspieler. Dabei hatte der bekennende Fan des FC Barcelona allerdings klare Vorstellungen: „Ich wollte unbedingt nach Deutschland, in die stärkste Liga der Welt.” Die Chance hierfür bot sich ihm bereits im Januar 2016, als der abstiegsbedrohte TuS N – Lübbecke für den Kampf um den Klassenerhalt seinen Kader nochmals mächtig aufrüstete und sich dabei auch die Dienste des Schweden sicherte. „Ich wollte natürlich 1. Bundesliga spielen. Dass war immer ein Ziel für mich. Als ich nun die Möglichkeit hatte und auch meine Freundin Sofie mitkommen wollte, war die Entscheidung klar für mich.“ Am Ende der Saison stand dennoch der Abstieg des TuS und ein Neuanfang in Liga 2. Dass dieser dann tatsächlich mit dem sofortigen Wiederaufstieg gelang, war nicht zuletzt auch ein Verdienst von Pontus Zetterman, der schließlich von den Trainern und Managern der 2. Bundesliga sogar zum „Spieler der Saison“ gewählt wurde. Zwar konnte er in der folgenden Erstliga – Saison nicht mehr ganz an diese Leistungen anknüpfen. Dennoch stand am Ende seiner zweieinhalb – jährigen Dienstzeit beim TuS die eindrucksvolle Bilanz von 81 Spielen und 304 Toren zu Buche.

In der Stadt und im Team längst angekommen

Seit Sommer trägt der 24jährige nun das Trikot des HSC 2000 Coburg. „Ich habe einen guten Eindruck von Coburg bekommen. Ich hatte natürlich auch ein bisschen mit den Schweden hier im Verein gesprochen und Jan getroffen. Die Stadt ist schön. Wir haben auch viel Hilfe bekommen bei der Wohnungssuche und dem Umzug. Alle diese Sachen waren wichtige Gründe für den Wechsel.“ Auch Jan Gorr lobt seinen Neuzugang in hohen Tönen: „Pontus hat ein enormes Spielverständnis und verbindet Torgefährlichkeit mit mannschaftsdienlichem Spiel. Zusätzlich deckt er auf der Halb-Abwehrposition und ist somit insgesamt ein äußerst kompletter Spieler.” Inzwischen ist der stets bescheiden auftretende Akteur längst bestens in seiner neuen Wahlheimat angekommen und macht auch kein Hehl daraus, dass ihm die Stadt sehr gut gefällt. Insbesondere das Wahrzeichen Coburgs hat es ihm angetan: „Beeindruckend. So eine große Burg habe ich live vorher noch nicht gesehen.” Nicht unerheblich für den hohen Wohlfühl – Faktor ist ohne Zweifel aber ebenso die Tatsache, dass ihn Freundin Sofie auch mit nach Coburg begleitet hat. Sie ist ebenfalls leidenschaftliche Handballerin und würde ebenfalls gerne wieder spielen. Aber in Coburg hat sie bislang noch nichts Passendes gefunden, „und die anderen Vereine sind schon recht weit weg“. In seinem neuen Team fühlt sich Pontus Zetterman ausgesprochen wohl und sieht, wie eigentlich alle seine Mannschaftskollegen, im Teamgeist einen der wichtigsten Gründe für den bisherigen gelungenen Saisonverlauf. „Wir sind im Moment auf dem 1. Platz, somit haben wir natürlich einiges richtig gemacht. Ich finde, wir haben einen guten Plan, wie wir spielen wollen und wir wissen, was wir machen sollen. Aber wir sind natürlich auch eine gute Truppe, wir haben Spaß zusammen. Wir trainieren viel und hart zusammen. In dieser Liga darfst du nicht so viele schlechte Spiele machen. Deswegen müssen wir immer nach vorne schauen.“ Zuletzt galt die volle Aufmerksamkeit der Partie gegen den TuS N – Lübbecke, seinem alten Verein. Ein besonderes Spiel für ihn? „Für mich ist das Spiel natürlich ganz wichtig. Aber nicht, weil ich da gespielt habe, sondern weil Lübbecke einer der größten Konkurrenten für uns ist. Ich habe noch Kontakt mit ein paar Spielern, die auch gerne gut spielen dürfen, solange wir das Spiel gewinnen.“ Ein typischer Satz für den sympathischen Sportler – so typisch wie das in seiner Heimat obligatorische Weihnachtsbüffet. Darauf wollen die drei Schweden im Team des HSC trotz der beiden noch anstehenden Auswärtsspiele am 23. und am 26. Dezember natürlich trotzdem nicht verzichten und so werden sich Pontus, Markus und Tobias mitsamt ihren Familien am Heiligabend zum traditionellen schwedischen Julbord versammeln.

Bericht von Gerd Nußpickel

Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)