HSC 2000 Coburg schließt mit der Nachholpartie gegen TSV GWD Minden die Hinrunde ab. Mráz will den „Derby-Gedanken“.

Der HSC 2000 Coburg könnte sich jetzt noch eine Woche auf dem hartumkämpften Derbysieg gegen Erlangen ausruhen. Doch als Nachholspiel des 8. Spieltages steht für die Coburger am heutigen Abend die quarantänebedingt ausgefallene Partie gegen GWD Minden als letzte Partie der Hinrunde auf dem Programm. Anwurf ist um 19 Uhr.

Dabei können die Coburger von Glück sagen, in Sachen Spielausfällen und Spielverlegungen einigermaßen ungeschoren davon gekommen zu sein und mit der Partie gegen die Minden die Hinrunde tatsächlich abschließen zu können. Andere Teams sind da mehr in Rückstand und stehen vor anstrengenden Wochen. Aber auch für die Mannschaft von Alois Mráz wird es anstrengend, denn gegen den Tabellen-15. sollte nachgelegt werden – dann wären Schröder, Billek und Co. mit nur noch zwei Punkten Abstand in Schlagdistanz zu den Nichtabstiegsplätzen. Eine ähnliche Situation gab es schon vor zwei Wochen vor der Partie in Balingen. Diesmal soll die Annäherung aber gelingen.

„Wir müssen mit dem Derby-Gedanken in diese Partie gehen, das gleiche Engagement zeigen und Coolness bewahren“, legt der HSC-Coach die Devise fest. Hört sich nach einem einfachen Rezept an, doch leicht machen wird es der erfahrene Gegner den Coburgern nicht. Da gilt es deren Rückraum mit Rambo, Pelivan und Knorr unter Kontrolle zu bringen. Auf der anderen Seite muss hinter der Abwehr ein waschechter Franke und 2007er Weltmeister überwunden werden. Denn das Tor hütet Carsten Lichtlein, der Rekordspieler der Bundesliga mit fast 650 Einsätzen.

Coburg wird mit der gleichen Besetzung in die Partie gehen wie in der Vorwoche, Ausfälle gibt es die ganze Zeit schon genug zu beklagen. „Kurch und Preller befinden sich im Aufbautraining, bei Knauer müssen wir im März sehen, aber die Entwicklung ist bei allen dreien gut.“ Mráz ist froh darüber, dass es dieses Nachholspiel jetzt gibt, eine Spielpause nach dem Derbysieg wäre ihm nicht recht gewesen. „Wir wollen spielen, nach zwei Erfolgen im Februar auch den nächsten Schritt gehen.“

Minden ist verletzungsbedingt auch arg gebeutelt. Mit Lucas Meister (Abriss Bizepssehne linker Ellenbogen)und Miljan Pusica (Kreuzbandriss rechtes Knie) verletzte sich im Dezember der Innenblock der Gäste. Dafür wechselte Maximilian Janke, der erst im Sommer kommen sollte, Anfang des Monats vom Ligakonkurrenten DHfK Leipzig in Ostwestfälische. Von den Füchsen Berlin kam Junioren-Nationalspieler Miro Schluroff.

Minden ist in den nächsten Tagen sogar im Doppeleinsatz. Nach der Partie in Coburg empfangen sie am Sonntag die Rhein-Neckar Löwen. Und schon in drei Wochen kommt es dann zum Rückspiel des HSC in Minden.

 

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum; Sproß, Kelm, Nenadic, Billek, Mustafic, Zettermann, Varvne, Schikora, Dettenthaler, Zeman, Grozdanic, Schröder, Neuhold. Trainer: Alois Mráz. (es fehlen: Kurch, Preller, Knauer, Nezhad)

TSV GWD Minden: Lichtlein, Semisch; Ritterbach, Richtzenhain, Zeitz, Rambo, Korte, Thiele, Janke, Schludroff, Padshyvalau, Strakeljahn, Knorr, Pehlivan, Starr, Gulliksen. Trainer: Frank Carstens.

Schiedsrichter: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff

 

Das Hinrunden Fazit von Jan Gorr

Sieben oder auch neun Punkte für den HSC 2000 in der ersten Halbserie. Eine Verdoppelung dieser Punktzahl bis zum Saisonende wird nicht für den Ligaverbleib reichen. Da muss die Mannschaft noch einige Zähler drauflegen, gegen die direkte Konkurrenz siegen und ein paar Überraschungserfolge landen. HSC-Geschäftsführer Jan Gorr analysiert die Halbserie so: „Formell korrekt müssten wir zwar noch die Partie gegen Minden abwarten, aber natürlich kann ich schon jetzt ein Fazit ziehen. Ich würde es unterteilen in die Zeit bis Weihnachten und jetzt im neuen Jahr. Bis zum Ende des letzten Jahres haben wir extrem viel Lehrgeld bezahlt. Da haben wir es meistens in den entscheidenden Phasen der Spiele nicht geschafft, richtig bei der Sache zu sein. Dementsprechend mager war unsere Punktausbeute. Wir sind in die Pause gegangen und haben uns gedacht, dass einfach mehr Zählbares rauskommen muss. Denn wir haben die Qualität gesehen.

Die Winterpause wurde gut genutzt. Ich will herausstellen, dass Mannschaft und Trainer trotz der erschwerten Bedingungen mit der Quarantäne unser Spiel weiterentwickelt haben. Das ist der Hauptgrund dafür, dass wir in den ersten Spielen mehr Zählbares einfahren konnten als in den drei Monaten von Oktober bis Dezember. Das ist jetzt zwar nur ein Fingerzeig, aber für uns hoffentlich wegweisend. Wirklich positiv können wir alles natürlich erst dann sehen, wenn unser Pluspunktekonto sukzessiv anwächst. Das ist unser Ziel.“

 

Die Lage in der Liga

Normalerweise wäre die Hinrunde in der Bundesliga abgeschlossen, eigentlich würde der Ball bis zum 4. März ruhen. Doch was ist in dieser Saison schon normal. So stehen etliche Nachholspiele an um die Tabelle nun einigermaßen rund zu bekommen. Vier Teams sind dabei sogar im Doppeleinsatz am heutigen Donnerstag und am kommenden Sonntag. Neben Minden müssen der HC Erlangen, MT Melsungen und der SC Magdeburg zwei Mal ran. Melsungen und Magdeburg treffen am Sonntag direkt aufeinander. Heute reisen die Hessen zum TSV Hannover-Burgdorf, die Magdeburger empfangen mit der Empfehlung des Punktgewinns beim THW Kiel, TUSEM Essen.

Die haben mit einem Sieg am vergangenen Sonntag bei den Eulen Ludwigshafen den HSC wieder ans Tabellenende gesetzt, doch die Teams auf den Abstiegsplätzen sind enger zusammen gerutscht. In diesen Gefährdungsbereich will Erlangen, derzeit auf Platz 14, auf keinen Fall abrutschen. Beim Gastspiel heute bei der HSG Wetzlar und am Sonntag auf eigenem Boden gegen die HSG Nordhorn-Lingen sind vier Punkte für ein ausgeglichenes Punktekonto zum Ende der Hinserie eingeplant. Gegen Nordhorn dürften sogar alle Coburger mal die Daumen drücken für einen Sieg der Mittelfranken. Im oberen Tabellenmittelfeld sind die Füchse Berlin nach einer langen Siegesserie nun mit drei Niederlagen in Serie zurückgefallen. Nach Flensburg und den Rhein-Neckar Löwen wartet beim THW Kiel der nächste Brocken.

 

Randnotizen

Alles dabei – Vier Duelle gab es bislang zwischen Coburg und Minden, zwei in der gemeinsamen Aufstiegssaison 2015/16 in Liga zwei und zwei in der ersten Liga ein Jahr später. Da siegte Coburg mit 29:26 in eigener Halle, verlor in Minden mit 20:23. In der zweiten Liga war es umgekehrt. Minden gelang ein 31:29-Auswärtserfolg in Coburg. Doch der HSC revanchierte sich im Rückspiel mit einem 29:28-Sieg in Minden. Matthias Gerlich verwandelte nach dem Schlusspfiff eiskalt einen Strafwurf. Für GWD waren es damals die ersten Saison-Punktverluste in eigener Halle.

Nicht dabei – Ein 2007er Weltmeister in Diensten von Minden wird das Gastspiel in Coburg verpassen. Kurz vor dem Seitenwechsel gab es für Christian Zeitz in der Partie gegen die HSG Nordhorn-Lingen die dritte Zeitstrafe, somit die rote Karte. Da er mit der Entscheidung nicht einverstanden war, gab es wegen Meckerns die Blaue Karte obendrauf.

Lange dabei– Seit 2012 ist TSV GWD Minden mit nur einem Jahr Pause (2015/16) in der ersten Liga beheimatet, gehörte davor ununterbrochen von 1995 bis 2010 zur Beletage des deutschen Handballs. Die großen Erfolge liegen noch länger zurück. Vor der Umbenennung Anfang der 1980er Jahre wurde in den 1970er Jahren Grün-Weiß Dankersen zwei Mal deutscher Meister und drei Mal Pokalsieger. Trainer Frank Carstens sitzt seit 2015 auf der Bank.

 

Bericht von Ralph Bilek (Cobuger Tageblatt)
Bild von Svenja Stache