2.Handball-Bundesliga – Gegen couragierten EHV Aue reicht es für den HSC 2000 Coburg gerade so zu einem 26:25-Erfolg. Die Mannschaft von Jan Gorr führte in der Partie nur vier Mal. Felix Sproß nahm sein Herz in die Hand.

Coburg – Der HSC 2000 Coburg hat mit einem glücklichen 26:25-Erfolg über den EHV Aue seinen zweiten Tabellenplatz behauptet. Die spielerische Leichtigkeit ist derzeit verflogen. Gerade einmal vier Mal lag der Tabellenzweite in Führung, behielt mit Glück beide Zähler. Zu verdanken ist das Felix Sproß, der drei der letzten vier Treffer markierte. Bis der Zittersieg feststand hatte Coburg große Probleme mit den couragierten Gästen. Die hatten am Kreis klare Vorteile, fanden immer wieder die Schnittstellen in der HSC-Abwehr und agierten über weite Strecken äußerst effektiv. Zu Recht stellte EHV-Coach Swat fest: „Wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt und auch sein Gegenüber Gorr erkannte an: „Aue hat eine wahnsinnig starke Teamleistung gezeigt.“ Seine Mannschaft zeigte jedoch hohe Mentalität, allen Widerständen zu trotzen und nie aufzugeben, obwohl sie über weite Strecken der Partie in Rückstand lagen.

Einmal mehr hatte HSC-Coach Jan Gorr eine schlechte Nachricht vor dem Anwurf parat: „Anton ist krank“. Die Coburger also ohne Prakapenia, dafür mit Markus Hagelin, aber da schränkte der HSC-Coach ein: „Er hat einige Zeit gefehlt, da müssen wir erst einmal sehen.“ Coburgs Innenblock somit einmal mehr nicht komplett, aber das Problem mit den Ausfällen begleitet den HSC ja schon über die gesamte Spielzeit, doch diesmal hatten sie gegen den gegnersichen Kreisläufer Bornhorn einen extrem schweren Stand.

Und gleich einen mäßigen Start in die Partie. Sie probierten es zu oft mit den schon in Nordhorn wirkungslosen Halbchancen. Das lag daran, dass es nicht so recht gelingen wollte, die gegnerische Abwehr auseinanderzuspielen. Der finale Pass kam nicht. Die Folge: Coburg ließ gegen eine agile Auer Mannschaft einem Rückstand hinterher. Bei denen zeigte Benas Petreikis im Rückraum des EHV gleich, dass er sich derzeit in einer blendenden Verfassung befindet.

Es dauerte fast eine Viertelstunde bis der HSC nach zwei verwandelten Strafwürfen erstmals in Führung ging. Doch die war schnell wieder dahin, weil die HSC-Abwehr Bornhorn am Kreis nicht unter Kontrolle brachte und vorne bereits zum dritten Mal ein Pass nicht ankam und Aue zum Kontern eingeladen wurde. Fast überfallartig marschierten beide Teams nach vorne, wenn sich die Gelegenheit bot. Auch wenn die Coburger weiterhin gegen die von Petr Slechta gut organisierte EHV-Abwehr nicht so richtig in Spielfluss kamen, blieben sie dran, hatten aber eben viele Unebenheiten im Spiel. Die Gäste blieben vorne, profitierten von einer erneuten Zwei-Tore-Führung, dass auf der einen Seite ein technischer Fehler geahndet wurde, wo keiner war und es auf der anderen Seite genau umgekehrt war. Überhaupt trafen die beiden Unparteiischen immer wieder unverständliche Entscheidungen, wie ein vermeintliches Stürmerfoul von Varvne kurz vor dem Pausenpfiff, das den Konter zur Pausenführung für die Gäste ermöglichte. Auf dem Weg in die Kabine war Gorr ob dieser mehr als strittigen Entscheidung kaum zu beruhigen.

Doch Coburg schaffte es zu keiner Zeit, sich frei zuspielen, hatte nach dem Wechsel gleich Pech mit einem Pfostentreffer und zudem musste Hagelin eine Zeitstrafe absitzen. Es blieb eine zähe Angelegenheit, weil Aue über die Achse Meinhard-Petreikis-Bornhorn den Gästen immer wieder gute und erfolgreiche Aktionen gelangen, während dem HSC der Schwung und der Druck in vielen Aktionen fehlten. Dadurch gelang es dem EHV, Lücken zu schließen und Würfe zu blocken. Die Situation für den Tabellendritten wurde immer prekärer, da Aue nach 40 Minuten auch mit einer hohen Effektivität von 75 Prozent seine Würfe im HSC-Tor versenkt hatte. Um der Abwehr Stabilität zu verliehen, setzte Gorr Sebastian Weber im Angriff als Linksaußen ein, da ein Wechsel Abwehr-Angriff nicht machbar war um die schnellen Vorstöße des Gegners nicht zuzulassen.

Dann griffen die SR nach längerer Besprechung zu einer harten roten Karte gegen Brykner, der Varvne am Hals zu Boden gerissen hatte. Ausgehend von dieser Szene schloss Coburg trotz liegen gelassener Chancen nach 47 Minuten auf. Timm und Bornhorn fanden in dieser Hektik sogar Zeit für Plaudereien am Kreis, doch zu bremsen war der Auer Kreisläufer kaum. Der HSC schaffte es anschließend aber nicht, zur Führung nachzusetzen. Aue legte stets vor, hatte immer noch den Blick für die Spielsituation in diesem Abnützungskampf. Bis zum 24:23 als sich Jakob Knauer, der kurz zuvor einen Fehlpass fabriziert hatte, ein Herz fasste. Als Poltrum den folgenden Wurf nach schneller Mitte parierte, war die Option zur ersten Zwei-Tore-Führung da, wurde allerdings nicht genutzt. Und wieder griffen die SR entscheidend ein. Die 25:23-Führung erkannten sie wegen einer falschen Sperre von Marcel Timm am Kreis nicht an und gaben dann Wucherpfennig eine Zeitstrafe. Der war ob dieser Entscheidung auf der Bank aufgesprungen und hatte versehentlich eine Wasserflasche aufs Spielfeld befördert. Zu allem Übel traf Varvne danach den Pfosten und Aue nutzte die Überzahl um in Führung zu gehen. Was folgte war eine spannende Schlussphase, die den Franken-Tatort am gestrigen Abend an Nervenkitzel noch übertraf. Coburg unter ungeheurem Zeitdruck, blieben doch nur dreieinhalb Minuten um die negative Überraschung abzuwenden. Was dank Felix Sproß und einer Glanztat von Konstantin Poltrum im Tor doch noch gelang. Das obwohl eineinhalb Minuten vor dem Abpfiff ein Stürmerfoul gegen Jakob Knauer gepfiffen wurde, obwohl gleich zwei Abwehrspieler des Gegners die vorhandene Lücke schlossen, indem sie durch den Kreis liefen.

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Stimmen:

HSC-Trainer Jan Gorr: „Wir haben derzeit eine gewisse Wackeligkeit im Spiel, besonders in der Abwehr. Aue hat uns extrem geprüft und lange hat sehr viel für eine Heimniederlage gesprochen. Ich muss die Verantwortung hervorheben, die die jungen Burschen übernommen haben und unsere Mentalität, den Kopf zu keinem Zeitpunkt hängen zu lassen.“

EHV-Trainer Stephan Swat: „Wir sind enttäuscht, haben einen großen Kampf geliefert uns aber nicht belohnt. Die Spieler sitzen frustriert in der Kabine. Wir haben vieles richtig gemacht und die Zuschauer sind auf jeden Fall auf ihre Kosten gekommen. Wir müssen diese für uns ganz bittere Niederlage erst einmal verarbeiten.“

HSC-Spielführer Sebastian Weber: „Lange sah es nicht danach aus, dass wir beide Punkte behalten. Aue hat es wahnsinnig stark gemacht. So einen Erfolg müssen wir wertschätzen, er war wichtig für unsere Mentalität und Moral. Das Spiel konnten wir auch nur über den Kampf noch für uns entscheiden.“

Statistik:

HSC 2000 Coburg – EHV Aue 26:25 (14:15).

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (15 Gegentore, 2 Paraden), Konstantin Poltrum (10 Gegentore, 7 Paraden); Markus Hagelin, Maximilian Jaeger (3), Lukas Wucherpfennig, Felix Spross (4), Sebastian Weber, Florian Billek (7/3), Marcel Timm (1), Jakob Knauer (2), Pontus Zettermann (2), Tobias Varvne (7), Patrick Weber. Trainer: Jan Gorr.

EHV Aue: Radek Musil (8 Gegentore, 0 Paraden), Vilius Rasimas (18 Gegentore, 5 Paraden) ; Eric Meinhardt (3/1), Sebastian Naumann (1), Kevin Roch (6), Pascal Ebert, Bengt Bornhorn (5), Benas Petreikis (5), Mindaugas Dumcius (3), Ladislav Brykner (1), Jan Faith, Jort Neuteboom, Petr Slachta (1), Franz Schauer. Trainer: Stephan Swat.

SR: Frederic Linker / Sascha Schmidt

Spielfilm: 1:3 (4.), 2:4 (8.), 4:6 (11.), 6:6 (13.), 7:6 (14.), 7:8 (16.), 8:8 (19.), 9:11 (22.), 11:11 (25.), 13:13 (27.), 13:14 (29.), 14:15 – 14:16 (32.), 15:16 (34.), 16:18 (37.), 16:19 (38.), 19:20 (43.), 20:20 (47.), 23:23 (51.), 24:23 (53.), 24:25 (57.), 25:25 (58.), 26:25.

Zuschauer: 2.217

Siebenmeter: 3/3 – 1/1

Strafminuten: 6 (Timm, Hagelin, Wucherpfennig) – 2 (Faith) – rote Karte Brykner (41:20)

Beste Spieler: Varvne, Billek, Sproß  – Petreikis, Bornhorn, Slachta.

 

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)