2. Handball-Bundesliga – Der HSC 2000 Coburg kann in den abschließenden zwei Heimspielen zum Mit-Entscheider über den Aufstieg werden. Der Dessau-Roßlauer HV steht im Fernduell mit Coburg’s Abschlussgegner ThSV Eisenach. HSC-Fans sind gefordert.

Coburg – Wunschdenken vieler Eisenacher und Coburger Fans war vor Saisonbeginn, dass beide Mannschaften nach dem abschließenden Spieltag in zehn Tagen vor der HUK Coburg arena gemeinschaftlich den Aufstieg in die erste Liga feiern können. Für die Thüringer liegt der tatsächlich noch im Bereich des Möglichen und der HSC 2000 Coburg (Platz 9, 35:33 Punkte) kann in der Partie am Samstagabend (Anwurf um 19:30 Uhr) seinen Teil dazu beitragen, wenn der Dessau-Roßlauer HV erwartet wird.

Denn Eisenach und Dessau liegen nach Zählern gleichauf (je 46:20), so dass die Coburger das Zünglein an der Waage zum Aufstieg sein können. „Eine tolle, besondere Entwicklung, die der Spielplan für uns hergibt. In den letzten beiden Heimspielen die Nummer zwei und drei der Liga zu Gast zu haben, wird eine heiße Situation ergeben“, freut sich HSC-Interimstrainer Jan Gorr auf die Auseinandersetzungen. Nimmt man das letzte Heimspiel gegen Balingen-Weilstetten dazu, hat der HSC sogar eins, zwei und drei zu Gast gehabt. Der Fokus von Gorr gilt zunächst ganz der Partie gegen Dessau-Roßlau. Er setzt dabei unbedingt auch auf de Fans. „In den beiden abschließenden Heimspielen werden viele Gästefans aufgrund der besonderen Konstellation mit anreisen, da müssen unsere Anhänger ein Gegengewicht bilden.“

Mit den Bibern kommt das angriffsstärkste Team der Liga (1.027 Tore plus 62 gegen Zaporizhzhia) nach Coburg. Anfang des Monats gab es im Duell gegen Bietigheim ein 71-Tore-Festival und das sogar trotz insgesamt 29 Torwartparaden. Nach diesen nackten Zahlen erwartet die Zuschauer ein offener Schlagabtausch. „Sie spielen den schnellsten Ball in der Liga, setzen ganz extrem auf die Karte Tempohandball. Davor müssen wir 60 Minuten auf der Hut sein“ weiß Gorr um die Gefährlichkeit des Gegners. Den hatte der HSC im Hinspiel lange Zeit im Griff, sich nach einer Fünf-Tore-Führung in einer Partie mit 13 Zeitstrafen aber dennoch mit einem Remis begnügen müssen. Auch vergangene Woche hat der Coburger Gegner gegen Potsdam einen 16:19-Rückstand noch in einen klaren 39:34-Sieg verwandelt, also auch hier fielen wieder über 70 Treffer.

Somit deutet sich an, dass Coburg in dieser Partie ebenfalls die Marke von 1.000 Toren inklusive der 23 gegen die Ukrainer, die nächste Woche in Düsseldorf Gastgeber für den HSC beim letzten Saisonauswärtsspiel sind, knacken werden. Im Augenblick steht die Mannschaft bei 976 Torerfolgen. Doch sie muss ihr eigenes Spiel machen, denn der Gegner spielt, egal wie es läuft „seinen Stiefel über die komplette Spielzeit herunter“, so Gorr.

Den Aufstieg hatte Dessau nicht auf dem Plan. Noch im Februar, kurz nach dem Beginn der Rückrunde, ließen sie verlautbaren, dass der Aufstieg kein Thema sei. Doch inzwischen hat sich das geändert. Geschäftsführer Glock gegenüber der Handballwoche: „Wir nehmen das Jahr mit, falls wir aufsteigen sollten, bleiben aber auf dem Teppich. Es ist eine Belohnung für die Mannschaft.“ Auch deren Coach Uwe Jungandreas konnte sich nicht vorstellen noch einmal in solch eine Situation zu kommen, hatte er vor fast zwanzig Jahren, auch völlig überraschend, Concordia Delitzsch in die Bundesliga geführt. Das Prunkstück in seinem Team ist die Rückraumachse mit Vincent Sohmann auf Rückraum Mitte, Max Emanuel auf der rechten und Timo Löser auf der linken Seite. Löser führt die Feld-Torschützenliste mit 210 Treffern mit großem Vorsprung an, Sohmann kommt auf 170 Torerfolge mit Siebenmetern. Zusammen habe beide 230 Assists. Da zeigt sich wo die HSC-Abwehr den Hebel ansetzen muss, wobei Gorr dies differenzierter betrachtet.: „Der Erfolg bei Dessau fußt auf vielen Faktoren. Das beginnt in der Abwehr zusammen mit Torhüter Philip Ambrosius, was Grundlage für den Tempohandball ist. Ansonsten ist es viel Team-Spirit und ja, mit Sohmann als Denker und Lenker.“

Er will die gleiche Aufstellung wie in Würzburg beibehalten, aber ein paar Spieler haben von dort Blessuren mitgenommen, so dass Coburgs Coach endgültig erst am Spieltag darüber entscheiden wird. Zufrieden ist er mit seiner Bilanz von 14:4 Punkten seit Amtsübernahme: „Es wäre schwer zu begründen, wenn ich es bei dieser Ausbeute nicht wäre, das ist eine absolut positive Entwicklung.“ Gerne will er die in den verbleiben drei Spielen noch ausbauen.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: van der Merwe, Jochens, Apfel; Runarsson, M. Jaeger, Dettenthaler, Bis, Fuß, Ossowski, Billek, Herzig, Krone, Knauer, Schäffer, F. Jaeger, Schröder. Trainer: Gorr.

Dessau-Roßlauer HV: Patzwald, Ambrosius; Löser, Hrstka, Haake, Gempp, Sohmann, Baumgart, Misovych, Schmidt, Haeske, Danneberg, Bones, Emanuel, Pust. Trainer: Jungandreas.

Schiedsrichter: Christopher Hillebrand / Stefan Umbescheidt

Bericht von Ralph Billek

Bild von Svenja Stache