Das ist neu: Eine Spielabsage und das Coronavirus ist unschuldig. Das Auswärtsspiel des Zweitligisten HSC 2000 Coburg in Bietigheim wird kurzfristig abgesagt. Nach Regenfällen dringt Wasser in die Halle und auf das Spielfeld.

Coburg — Die, die das Coburger Auswärtsspiel am Freitagabend bei der SG BBM Bietigheim über sportdeutschland.tv verfolgen wollten, dürften sich gewundert haben. Auch Minuten nach dem vermeintlichen Spielbeginn flimmerten keine bewegten Bilder über den heimischen Bildschirm. Stattdessen ploppte die Meldung „Wir empfangen derzeit kein Signal. Der Stream startet automatisch, sobald der Inhalt verfügbar ist“ auf.

Auch auf der offiziellen Seite der Handball-Bundesliga waren im Liveticker – außer den Aufstellungen beider Mannschaften – keine Informationen verfügbar. Großflächiger Internetausfall in Bietigheim? Nein. Die Regenfälle der vergangenen Tage haben der 4500 Zuschauer fassenden Bietigheimer Arena zugesetzt. „An vier, fünf Stellen hat es in die Halle geregnet. Das war sehr kurios, denn es gab ja in Bietigheim keinen Tsunami, sondern es hat einfach nur geregnet“, schildert HSC-Geschäftsführer Jan Gorr die Gegebenheiten vor Ort. Bereits beim Aufwärmen der Mannschaften habe es nasse Stellen auf dem Boden gegeben.

„Eine Viertelstunde vor Anwurf haben wir entschieden, das Spiel auf 19.15 Uhr zu verschieben“, sagt Gorr. Unterdessen hätten die Verantwortlichen der SG alles unternommen, dass die Begegnung doch noch ausgetragen werden kann. „Sie haben versucht, den Boden trocken zu bekommen und sogar versucht, das Dach abzudichten.“ Alle Bemühungen waren letztlich umsonst, denn um kurz nach 19.30 Uhr wurde die Partie abgesagt. „Beide Mannschaften und die Schiedsrichter waren sich einig, dass unter diesen Voraussetzungen ein Spiel nicht möglich ist. Die Verletzungsgefahr wäre viel zu groß gewesen“, sagt Gorr.

480 Kilometer umsonst

Für die Vestestädter, die unverrichteter Dinge am Abend wieder nach Oberfranken fuhren, ist die kurzfristige Absage in mehrerer Hinsicht ärgerlich. Zum einen sei eine Auswärtsfahrt – nach Bietigheim und zurück sind es rund 480 Kilometer – immer mit Kosten verbunden. Zum anderen werde der Terminkalender bis zum Saisonende am 11. Juni immer voller. „Ich weiß nicht, wann wir dieses Spiel nachholen sollen“, sagt Gorr. Entsprechende Gespräche habe es mit den Verantwortlichen der Bietigheimer am Abend nicht mehr gegeben: „Heute ging es nur darum, eine Entscheidung zur Durchführung dieses Spiels zu treffen. Wann die Begegnung nachgeholt werden soll, dafür ist die spielleitende Stelle verantwortlich.“

In der laufenden Saison wurden bereits fünf Coburger Spiele abgesagt. Fünfmal waren Corona-Fälle beim HSC der Grund. Diesmal fiel der Auftritt der Coburger, die sich um 12.30 Uhr nach Baden-Württemberg gemacht hatten, sprichwörtlich ins Wasser.

Vor drei Jahren hatte es in der 2. Bundesliga bereits einen ähnlichen Fall gegeben. Am 1. März 2019 wurde das Spiel zwischen dem HC Elbflorenz aus Dresden und dem ASV Hamm-Westfalen nach einer Viertelstunde abgebrochen, weil der Hallenboden an einigen Stellen zu glatt war und mehrere Spieler der Hammer ausgerutscht waren.

Sieg am grünen Tisch?

Weil gemäß den Durchführungsbestimmungen der Handball-Bundesliga die Heimmannschaft für eine ordnungsgemäße Durchführung der Heimspiele und eine taugliche Heimspielstätte sorgen muss, wurde diese Partie damals im Nachhinein für die Gäste aus Westfalen gewertet. Inwieweit dieser Fall mit der Spielabsage am Freitagabend in Bietigheim vergleichbar ist und ob die Begegnung möglicherweise auch für den HSC Coburg gewertet werden kann, ist derzeit noch unklar. Fakt ist: Im Abstiegskampf steht die Mannschaft von Trainer Brian Ankersen nicht nur sportlich, sondern auch terminlich unter Druck. Alleine nach Ostern haben die Coburger vier Partien in zehn Tagen zu bestreiten – und die abgesagte Begegnung gegen die HSG Nordhorn-Lingen ist noch nicht einmal neu angesetzt.

Bericht inFranken

Bild Iris Bilek