Jan Gorr Coburg freut sich endlich einmal wieder auf ein Heimspiel zum Saisonauftakt. Die Zweitliga-Saison dauert fast 10 Monate.

Ab heute Abend zählt es, die Spielzeit 2018/2019 beginnt, die im Januar 2019 mit dem Höhepunkt, der Handball-Weltmeisterschaft im eigenen Land, gemeinsam mit Dänemark, aufwartet. Für den HSC 2000 Coburg beginnt die achte Zweitligasaison und die hat gleich einen unangenehmen Gegner parat. Auftaktgegner (Anwurf um 19.30 Uhr) in der HUK-Coburg arena ist der HC Elbflorenz aus Dresden. Denn neben dem Bergischen HC und den ja fast schon traditionellen Niederlagen gegen die DJK Rimpar Wölfe waren die Elbflorenzer in der vergangenen Saison eines der drei Teams, die beide Partien gegen die Coburger gewinnen konnten.

„Sie haben uns in der vergangenen Saison große, nicht lösbare Aufgaben gegeben, verfügen über eine hohe Spieldisziplin. Das ist ein Gegner mit viel Substanz.“ Wie das HSC-Trainer Jan Gorr sagt, wird der Respekt vor dem Gegner fast greifbar. Gerade unter dem Aspekt, dass die Coburger eine neuformierte Mannschaft haben, bei Elbflorenz aber das Team weitgehend erhalten blieb, wird ein Auftakterfolg nicht zum Selbstläufer für den HSC.

Auch wenn Gorr mit der Vorbereitung und den Auftritten im Pokal am vergangenen Wochenende zufrieden ist: „Vieles lief so wie prognostiziert. Wir mussten und müssen noch neu zusammenwachsen, aber von Mal zu Mal sehe ich einen Fortschritt und wir haben uns stetig verbessert.“ Neben dem Feld ist die Mannschaft ebenfalls bereits eine Einheit geworden, hat personell nun jedoch die ersten Rückschläge zu verkraften. Lukas Wucherpfennig kam mit einer Platzwunde an der Stirn aus dem Pokalwochenende, Tobias Varvne zog sich eine Adduktorenverletzung zu. Gorr rechnet mit dem Rechtsaußen, „bei Tobi müssen wir von Tag zu Tag sehen.“ Zudem wird Anton Prakapenia aufgrund der noch fehlenden Spielberechtigung (Tageblatt v. 21.08.18) nicht auflaufen dürfen.

Doch egal wie, „wir wollen es besser machen als in der vergangenen Saison“, fordert Gorr und hat Ansatzpunkte ausgemacht wo die Dresdner zu packen sind. „Aber die jetzt zu verraten wäre nicht zielführend“, schiebt er schmunzelnd hinterher. Was die Coburger erwartet, ist wohl wieder eher ein Spiel der eher rustikaleren Art, in dem sie nicht nur auf HC-Neuzugang Marc Pechstein, der in der Saison 2016/2017 mit 215 Treffern der sechstbeste Zweitligaschütze war, achten müssen. Der ehemalige Auer gehört neben Roman Becvar, (Gorr: „stark im Eins gegen Eins und ständiger Unruheherd“) Gabriel de Santis und Sebastian Greß zum bestens besetzten Dresdner Rückraum. „Aber welcher Zweitligist ist heute nicht gut besetzt? Die Liga ist von Jahr zu Jahr stärker, besser und attraktiver geworden. In dieser Saison wird der verschärfte Abstieg für zusätzliche Brisanz sorgen“, freut sich Gorr auf die bevorstehenden Aufgaben. „Wir müssen sehen, das unser Spiel funktioniert.“

Noch einmal wartet auf die letztmalig zwanzig Zweitligisten eine Mammutsaison. Erst am Pfingstsamstag des nächsten Jahres, am 8. Juni 2019 endet die heute beginnende Saison. Für den HSC 2000 Coburg ist es nach 2014, damals als Neuling, endlich wieder einmal ein Auftakt vor eigenem Publikum.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Fabian Apfel, Konstantin Poltrum; Marcel Timm, Pontus Zettermann, Anton Prakapenia (?), Max Jaeger, Christoph Neuhold, Markus Hagelin, Philipp Barsties, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Jakob Knauer, Tobias Varvne. Trainer: Jan Gorr. – es fehlt: Petr Linhardt.

HC Elbflorenz: Hendrik Halfmann, Mario Huhnstock; Gabor Pulay, Tim-Philip Jurgeleit, Oskar Emanuel, Julius Dierberg, Arseniy Buschmann, Gabriel de Santis, Nils Holger Kretschmer, Norman Flödl, Robin Hoffmann, Sebastian Greß, Adrian Kammlodt, Roman Becvar, Henning Quade, Marc Pechstein. Trainer: Christian Pöhler

SR: Maike Merz / Tanja Schilha (gehören zu den TOP-5 SR-Teams des DHB)

Die Lage in der Liga

Die wohl stärkste zweite Liga aller Zeiten mit den Neulingen und ehemaligen Europapokal- und Championsleague-Siegern TV Großwallstadt und Handball Sport Verein Hamburg startet gleich mit der Top-Begegnung beim VfL Lübeck-Schwartau, die HBW Balingen-Weilstetten zu Gast haben. Während Hamburg erst kommende Woche eingreift, kommt es beim TV Großwallstadt zum Neulingsduell gegen TuS Ferndorf. Die Ferndorfer gehören dabei zu dem Quartett, dass neben dem HC Elbflorenz, dem VfL Eintracht Hagen (gegen den Dessau-Roßlauer HV) und den DJK Rimpar Wölfen noch ohne „Erstligavergangenheit“ sind.

Rimpar scheint dabei nach dem Pokal-Achtelfinaleinzug vom vergangenen Wochenende für den Ligastart bei TUSEM Essen gut gerüstet. 16 Teams haben also schon einmal „ganz oben“ gespielt. Dort will TuS Nettelstedt-Lübbecke (zu Gast beim Aufsteiger TSV Bayer Dormagen) auch gleich wieder hin und peilt nach dem zweiten Direktabstieg den dritten Direktaufstieg an. Beim anderen Erstligaabsteiger TV Hüttenberg wird das Saisonziel mit „obere Tabellenhälfte“ angegeben. Ein Erfolg gegen den EHV Aue wäre der Einstieg hierfür.

Notizen am Rande

Reduzierung – Um die Liga auf 18 Mannschaften zu verringern, werden am Ende der Saison fünf Mannschaften in die dritte Liga absteigen müssen, es gibt nur drei Aufsteiger von dort. Ab der Spielzeit 2019/2020 gibt es in Liga Zwei nur noch zwei feste Absteiger, der Drittletzte muss in die Relegation mit den Meistern der dritten Ligen. An der Aufstiegsregelung in die erste Liga (nur zwei feste Aufsteiger) ändert sich nichts.

Coburg’s 21 – Neben den vielen Neuzugängen gibt es auch für einen der HSC-Etablierten eine neue Nummer. Anstatt der 20 trägt Florian Billek nun das Trikot mit der Nummer 21. „Als ich nach Coburg kam war die 21 schon an Till Riehn vergeben. Ich habe ihn zwar gefragt, ob ich sie haben könne. Nachdem er es nicht wollte, war auch die 20 für mich überhaupt kein Problem. Jetzt war sie aber frei und nachdem ich eigentlich schon immer die 21 hatte, ohne etwas Besonderes damit zu verbinden, laufe ich nun mit der 21 auf“, so der Goalgetter des HSC.

Vorfreude – In dieser Saison gibt es lediglich zwei der wenig geliebten Doppelspieltage, an denen am Freitagabend und am darauffolgenden Sonntagnachmittag gespielt wird. Doch aus Sicht der Coburger Fans ist die Vorfreude auf diese Spieltage groß. Denn der Spielplan will es, dass es dann gegen die fränkischen Konkurrenten TV Großwallstadt (9.11.18 und 26.4.19) DJK Rimpar Wölfe (11.11.18 und 28.4.19) geht.

Einschätzung

Saisonziel – Der letztlich erreichte Top-Vier-Platz sollte es 2018 sein. Nun ist für 2019 das ausgegebene Ziel „Vordere Plätze“ noch vager formuliert. Auf der einen Seite berechtigt, da in der stärksten, auf jeden Fall renommiertesten zweiten Liga seit Bestehen der Eingleisigkeit, vieles nicht planbar ist. Das gilt für die in den letzten beiden Spielzeiten von Verletzungssorgen gebeutelten Coburger umso mehr, da die Hälfte des Kaders ausgetauscht wurde. Ja, sie können locker wieder unter den Top-Sechs mitmischen, haben sogar das Personal um den Aufstieg klarzumachen. Doch unter dem Aspekt dieser so noch nie da gewesenen Situation mit den zahlreichen Neuzugängen kann es genauso schnell passieren, dass das Team sich eher nach unten als nach oben orientieren muss, weil die Rädchen nicht gleich greifen wie gewünscht. Diesem Risiko werden sich die Verantwortlichen bei der Kaderzusammenstellung bewusst gewesen sein und behalten für diesen „Worst Case“ dann hoffentlich die Ruhe, mit der beim HSC zuletzt sehr erfolgreich gearbeitet wurde.

Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)