2.Handball-Bundesliga – Großwallstadt steht mit dem Rücken zur Wand und Rimpar ist sehr gut drauf.

Großwallstadt/Rimpar/Coburg – Die Situation vor dem Doppelspieltag hätte für den HSC 2000 Coburg besser sein können. Letzte Woche die unerwartete Heimniederlage und ausgerechnet jetzt kaum Zeit sich auf die beiden Aufgaben am kommenden Wochenende vorzubereiten. Am heutigen Freitagabend gastieren die Coburger beim TV Großwallstadt (Anwurf 19.30 Uhr), am Sonntag erwarten sie um 17 Uhr die DJK Rimpar Wölfe in der heimischen Arena.

„Solch ein Doppelspieltag ist dem Kalender geschuldet um die Saison nicht noch länger zu machen. Mit der Mannschaftsreduzierung in der Liga ab kommendem Jahr versucht man das auch einzudämmen“, gewinnt Coburgs Trainer Jan Gorr diesem nichts positives ab, steht da in einer Reihe mit seinen Kollegen. „Das Hauptproblem ist die kurze Regenerationszeit und die Vorbereitung für das zweite Spiel, da bauen wir im Training jetzt unter der Woche schon Aspekte mit ein,“ schildert Gorr seine Herangehensweise. Die körperliche Beanspruchung wird besonders gegen diese Gegner in den Derbys hoch sein „und wir werden viel Energie aufwenden müssen. Großwallstadt kämpft ums Überleben und wird alles daran setzen, die Punkte zu behalten und unsere Spiele gegen Rimpar haben ja ihre eigene Geschichte.“

Gorr erinnert auch an die stets umkämpften Spiele gegen die „Wölfe“, die elf von zwölf Vergleichen nicht verloren haben. Dieser Gegner agiert stets sehr geschlossen und diszipliniert. „Es ist toll, was Rimpar über Jahre aus seinen Möglichkeiten macht, das braucht keiner kleinzureden.“ Besonders um deren Abwehrstärke mit Torwart Brustmann weiß das Team von Gorr. Brustmann hat erst zuletzt Dessau-Roßlau zum Verzweifeln gebracht. Dann gibt noch den eingespielten Rückraumblock mit Steffen Kaufmann auf der rechten, Benedikt Brielmeier auf der linken Seite und Patrick Schmidt auf zentraler Position. Überhaupt haben die „Wölfe“ einen Lauf, 9:1 Punkte stehen für sie aus den vergangenen fünf Partien zu Buche. Lagen sie vor dem Hinspiel noch auf Platz 16, einem Abstiegsplatz, finden sie sich jetzt im gesicherten Mittelfeld wieder, können befreit aufspielen. „Da müssen wir einiges besser machen als im letzten Heimspiel“, weiß Gorr. Denn nachdem im Hinspiel im zwölften Vergleich den Coburgern der erste Sieg überhaupt gelang, sollen nun natürlich auch erstmals in eigener Halle beide Punkte behalten werden. Hoffentlich bringt dem HSC das 13. Aufeinandertreffen Glück.

Doch nicht erst da, bereits heute gegen den TVG, braucht der HSC etwas Glück und muss vor allem seine Spielfreude aus dem Emsdetten-Spiel wiederfinden. Aber Altmeister braucht in seinem „Wohnzimmer“, der Untermainhalle in Elsenfeld, das Erfolgserlebnis genauso. Drei Punkte sind es im Augenblick bis zum rettenden Platz 15, den alle im Blick haben. Michael Spatz der Antreiber bei den Wallstädtern, „ein ständiger Unruheherd“, so Gorr, wird seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen. „Gegen das körperbetonte Spiel von Tom und Lars Spieß müssen auch wir unsere Körper dagegenstellen, Engels im linken und Winkler im rechten Rückraum unter Kontrolle bringen

Man kennt sich also … – auch unter diesem Motto kann aus HSC-Sicht das Handballwochenende stehen. Personell kann Gorr wohl erneut aus dem Vollen schöpfen, auch wenn Markus Hagelin erkältungstechnisch unter der Woche angeschlagen war.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin (?), Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Marcel Timm, Sebastian Weber, Anton Prakapenia, Florian Billek, Jakob Knauer, Pontus Zetterman, Tobias Varvne, Patrick Weber. Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Petr Linhart, Philipp Barsties, Christoph Neuhold.

TV Großwallstadt: Jan Steffen Redwitz, Arthur Kugis; Michael Spatz, Marcel Engels, Jan Blank, Christos Erifopoulos, Antonio Schnellbacher, Dino Corak, Mario Stark, Tom Spieß, Thomas Keck, Jan Winkler, Lars Spieß, Andre Göpfert. Trainer: Florian Bauer.

SR: Julian Fedtke / Niels Wienrich

DJK Rimpar Wölfe: Andreas Wiesner, Max Brustmann; Dominik Schömig, Lukas Böhm, Felix Karle, Patrick Gempp, Patrick Schmidt, Steffen Kaufmann, Lukas Siegler, Philipp Meyer, Max Bauer, Michael Schulz, Fin Backs, Benedikt Brielmeier, Benjamin Herth, Julian Sauer. Trainer: Matthias Obinger.

SR: Julian Köppl / Denis Regner

Die Lage in der Liga

Doppelspieltag – das „Unwort“ unter den Zweitligisten, wenn es am Freitag und dann gleich am folgenden Sonntag zu Werke geht. Unten wie oben wird es kräftig zu Werke gehen um sich Punkte gegen den Abstieg oder für den Aufstieg zu sichern. An der Spitze heißt es derzeit Zwei aus vier. Mit HBW Balingen-Weilstetten (48:12), dem HSC (45:15), der HSG Nordhorn-Lingen (44:16) liegen drei Teams sehr aussichtsreich im Rennen, der ASV Hamm-Westfalen (40:20) befindet sich in Lauerstellung. Um dort zu bleiben müssen sie die schwere Heimaufgabe gegen TuS Nettelstedt-Lübbecke lösen und auch beim abstiegsbedrohten Wilhelmshavener HV bestehen.

Nordhorn-Lingen empfängt den HSV Hamburg, die sich mit 26:34 Punkten auf Platz zwölf noch nicht sicher fühlen können und müssen zum Dessau-Roßlauer HV, deren Lage mit fünf Punkten weniger als der HSVH deutlich prekärer ist und für die ein Heimsieg über den Dritten fast schon Pflicht ist. Ein Heimsieg der Balinger gegen den TSV Bayer Dormagen (26:34 Punkte) sollte fast außer Frage stehen, es wäre der saisonübergreifend 24. in Folge. Doch beim TV Hüttenberg am Sonnatg wird es ungleich schwerer, beide Punkte zu behalten.

So sieht es der Gegner

Für Matthias Obinger, Trainer bei den Wölfen, wird es vorerst der letzte fränkische Vergleich sein. Es stand schon länger fest, dass sein Vertrag in Rimpar nicht verlängert wird. „Irgendwo ein neues Engagement muss zu meinem beruflichen Umfeld passen. Ich hatte ein paar Anfragen, doch für mich war das Richtige nicht dabei. Wenn ich jetzt ein kleines Resümee ziehen soll, haben wir mit den in Rimpar vorhanden Mitteln das Maximale herausgeholt.“ Der promovierte Sportwissenschaftler Obinger ist hauptberuflich Studiengangsleiter an der Deutschen Berufsakademie Sport und Gesundheit in Baunatal. 2017 hätte sein Team fast den Sprung in die erste Liga geschafft, unterlag am letzten Spieltag in Lübeck. Nach schwachem Start ist Obinger jetzt auch mit dieser Saison zufrieden: „Seit Anfang Dezember haben wir fast alles gewonnen, verfügen über die drittbeste Abwehr der Liga. Die Befürchtungen, dass es eng werden könnte, die noch vor dem Hinspiel herrschten, sind weg. Wir haben einfach Zeit gebracht um uns zu finden.“

Der Rimparer Trainer gibt auch zu: „Der Stachel der erstmaligen Niederlage gegen Coburg aus dem Hinspiel sitzt noch tief, Lübeck hat aber gezeigt, was in Coburg geht. Die vielen knappen Ergebnisse und die wechselvollen Spielausgänge zeigen, dass die Liga noch einmal deutlich zusammengerutscht ist und das wird sich auch 2019/2020 fortsetzen. Es wird extrem taktisch gearbeitet, fast noch mehr wie in der ersten Liga.“ Trotz der aktuellen Niederlage sieht Obinger „den HSC im kommenden Jahr in der ersten Liga. Der Kader und das Umfeld sind top, auch wenn Nordhorn jetzt in Schlagdistanz ist“ und fügt schmunzeln hinzu, „ aber die müssen nächste Woche ja auch noch zu uns.“ Seine Meinung zu den Doppelspieltagen hatte er bereits im Gespräch mit dem Tageblatt unmittelbar vor dem Hinspiel geäußert: „Ich bin mit der Ligareduzierung absolut einverstanden. Das musste einfach sein, wenn nicht gerade wir die fünfte Mannschaft sind, die dieses Jahr absteigen muss.“ Doch mit 34:26 Punkte steht Rimpar inzwischen völlig ohne Abstiegssorgen da. „29 bis 30 Punkte wirst du in diesem Jahr brauchen um die Klasse zu halten“, ist sich der scheidende „Wölfe“-Trainer sicher.

Notizen am Rande

Derbytrainer – Matthias Obinger hat auf der Trainerbank zahlreiche Derbys gegen den HSC 2000 Coburg erlebt. Von Dezember 2009 bis Juni 2014 coachte er den HSC Bad Neustadt. In Rimpar ersetzte er zur Saison 2015/2016 Jens Bürkle, der zum TSV Hannover-Burgdorf ging und inzwischen Trainer in Balingen ist. Frühzeitig gaben die Rimparer Verantwortlichen bekannt, dass Obingers Vertrag nicht über das Saisonende hinaus verlängert wird. Neuer Mann wird Ceven Klatt, der nach sechs Spieltagen von den Rhein Vikings beurlaubt wurde. Im Gegensatz zu Obinger wird Klatt hauptamtlicher Trainer werden.

Rahmenplan – Seit wenigen Tagen liegt der Rahmenspielplan für die kommende Saison vor. Der erste Spieltag ist ligaabhängig vom 22.08.19 bis 25.08.19 angesetzt. Am Wochenende zuvor findet die erste Runde im DHB-Pokal statt. Die Hinrunde für die zweite Liga endet am 21./22.12., in der ersten Liga eine Woche früher. In Liga Eins finden nach Weihnachten noch der 19. (26.12.) und 20. Spieltag (29.12.) statt, in der zweiten Liga wird am 26.12.19 der Rückrundenauftakt bestritten. Nach der EM-Pause (in Schweden, Österreich und Norwegen) starten beide Ligen am 01./02.02.2020 in den Rest der Saison. Die endet für die erste Liga bereits am 14. Mai 2020. Das sonst im Februar stattfindende All-Star-Game ist in der kommenden Saison erst am 16.05.2020, am darauffolgenden Wochenende der letzte Spieltag der zweiten Liga. Für alle Zweitligisten die beste Nachricht zum Schluss – es gibt durch die Reduzierung auf 18 Mannschaften keinen Doppelspieltag mehr.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)