Mit Eintracht Hildesheim trifft die Mannschaft von Jan Gorr auf den dritten Abstiegskandidaten innerhalb von neun Tagen und will sich für das 20:22 im Hinspiel revanchieren. Für Jan Kulhanek ist die Saison beendet.

Nach dem durchwachsenen Doppelspieltag, mit dem trotz der Niederlage sehenswerten Derby gegen den ThSV Eisenach, will der HSC 2000 Coburg gegen Eintracht Hildesheim da weitermachen, wo sie in Konstanz aufgehört haben. „Ein rasantes Duell mit dem Schönheitsfleck, dass wir beide Punkte abgegeben haben“, so HSC-Coach Jan Gorr im Rückblick auf den letzten Heimauftritt, dem vom Ergebnis ein besserer folgen soll. Der Gegner steht auf Platz 19 mit dem Rücken zur Wand. „Das ist wohl deren letzte Chance, sie brauchen diese Bonuspunkte gegen uns um weiter Hoffnungen auf den Klassenerhalt zu haben“, weiß Gorr um die Gefährlichkeit des Gegners und denkt dabei auch an das Hinspiel, das völlig unerwartet 20:22 verloren ging. Weniger Tore haben Billek, Riehn und Co. in dieser Saison noch nie erzielt. „Da hatten wir im Angriff zu viele Auszeiten, kamen einfach nicht an TW Jakub Lefan vorbei“, erinnert sich Gorr. Genau das soll seine Mannschaft, die auf die Revanche brennt, diesmal anders und besser machen.

Wie das gehen kann, hat sie in Konstanz gezeigt, als die Rückraumachse prima und vor allem ausgeglichen funktionierte, Till Riehn mit einer tollen Spielsteuerung aufwartete. Allerdings sind Gegner wie Hildesheim, für die es fast schon um alles geht, „schwer berechenbar. Aber das macht auch den Reiz in dieser Liga aus, das man Spielergebnisse nicht an den Tabellenplätzen vorhersagen kann“, rechnet Gorr unabhängig vom Tabellenstand des Gegner mit einer großen Herausforderung. Während im Angriff viel darauf ankommen wird, wie ausgeglichen der HSC-Rückraum die Aufgabe löst, muss auch die Abwehr wieder besser zumachen. Denn über 30 Gegentore hatte Coburg im Laufe der Saison nur in Rimpar kassiert, zuletzt aber eben zwei Mal hintereinander.

Denn die Gäste verfügen über einen wurfstarken Rückraum, der zuletzt 17 der 24 Treffer markiert hat. Auf der Mittelposition agiert der im Eins-gegen-Eins durchsetzungsstarke Robin John, der dadurch auch immer wieder Lücken für seine Nebenleute reißt. Das ist im rechten Rückraum Radek Dolezel, der erst im Laufe der Saison vom tschechischen Club HC Zlín auf Empfehlung von TW Jakub Lefan zur Mannschaft gestoßen ist. Auf der linken Seite gilt es die Kreise des griechischen Torjägers Savvas Savvas einzudämmen, der mit 243 Treffern die Torschützenliste der zweiten Liga anführt. Allerdings wird er den Verein nach dieser Saison verlassen und zum Erstligisten nach Minden wechseln. Ein Manko des Rückraumes der Eintracht – sie brauchen oft zu viele Versuche für einen Torerfolg.

Fast schon ungewöhnlich aus Coburger Sicht war in den letzten Wochen, dass keine verletzten Spieler zu vermelden waren. Das änderte sich beim Aufwärmen vor dem Konstanz-Spiel als sich TW Jan Kulhanek verletzte. Er laboriert an einer Sehnenverletzung im Ellenbogen und wird in der kommenden Woche operiert. Ein Ausfall bis zum Saisonende ist somit unumgänglich.

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Oliver Krechel; Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Sebastian Weber, Stefan Lex, Benedikt Kellner, Florian Billek, Till Riehn, Jakob Knauer, Tobias Varvne, Romas Kirveliavicius. Trainer: Jan Gorr.

Eintracht Hildesheim: Paul Twarz, Jakub Lefan; Jost Brucker, Bela Pieles, Lukas Schieb, Julius Heil, Robin John, Maurice Lungela, Dimitri Ignatow, Nikolaos Tzoufras, Fynn Derk Wiebe, Radek Dolezel, Fin backs, Savvas Savvas, Norman Kordas, Matteo Ehlers. Trainer: Gerald Oberbeck.

SR: Jan Lier / Manuel Lier

Die Lage in der Liga

Der Bergische HC (bei der HSG Konstanz) hat den Wiederaufstieg bereits klar gemacht, die SG BBM Bietigheim (gegen den Wilhelmshavener HV) muss sich nach der 24:25-Niederlage am vergangenen Dienstag bei den DJK Rimpar Wölfen noch gedulden. Dahinter streiten sich noch fünf Teams um Platz Drei. Den nimmt weiterhin der VfL Lübeck-Schwartau ein, die mit einem Erfolg gegen den TV Emsdetten verteidigen wollen. Aus dem Quinttett könnte das launische, weil äußerst wechselhafte Team der HBW Balingen-Weilstetten herausfallen, wenn gegen den direkten Hintermann HSG Nordhorn-Lingen verloren wird.

Ebenfalls ein Quintett hat deutlich mehr Sorgen. Die fünf abstiegsbedrohten Teams duellieren sich an den verbleibenden sechs Spieltagen noch mehrmals untereinander, gehen sich am Wochenende aber noch einmal komplett aus dem Weg. Den großen Wurf am Doppelspieltag hatte dabei der nächste HSC-Gegner EHV Aue (gastiert im einzigen Freitagsspiel heute Abend bei TUSEM Essen) mit vier Punkten gelandet und dadurch drei Zähler Abstand auf die Abstiegsränge. Die werden vom ThSV Eisenach „angeführt“, die vom VfL Eintracht Hagen unbedingt Zählbares mit unter die Wartburg bringen müssen.

Notizen am Rande

(Miss-)Erfolge – Eintracht Hildesheim hat einiges an Auf und Abs hinter sich. Der derzeitige Neuling war bereits 1998 in die zweite Liga aufgestiegen, schaffte nur zwei Jahre später den Erstligaaufstieg. Den wiederholte die Eintracht 2006 und 2011, fiel dann aber 2015 in die dritte Liga zurück. Mit vier Direktabstiegen nach nur einem Erstligajahr hält Hildesheim einen zweifelhaften Rekord.

Inventar – Bei Hildesheim, dem mit über 8.000 Mitgliedern zweitgrößten Verein Niedersachsens, gibt es einen, der gehört fast schon zum Inventar der Handballabteilung. Gerald Oberbeck ist seit 1981 Manager und/oder Trainer beim kommenden Gegner des HSC. Somit erlebte der 61jährige die ganz großen Erfolge, aber auch die Rückschläge hautnah mit. 1980 und 1981 führte Oberbeck die A-Jugend des Vereins zu zwei deutschen Meisterschaften.

Gelbe Wand – Der HSC 2000 Coburg hat die Aktion „Gelbe Wand“ gestartet. Mit Unterstützerpaketen soll dem „Coburger Weg – Talent und Erfahrung gehen Hand in Hand!“ eine Basis gegeben und Identifikation geschaffen werden. Mit dieser Kampagne geht der HSC auch in die Spielzeit 2018/2019.

Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)