Auch im zehnten Anlauf gelingt dem HSC 2000 Coburg trotz zweier roter Karten gegen Rimpar kein Sieg. Jan Kulhanek gibt sein Comeback.

Als „Lieblingsgegner“ wurde der HSC 2000 Coburg im Hallenheft bezeichnet. Dies wurde mit der „kaum besseren Stimmung in den Hallen beim Aufeinandertreffen der ewigen Rivalen“ begründet. Ein bisschen könnte es aber auch daran liegen, dass die Coburger in den jetzt zehn Vergleichen gegen die DJK Rimpar Wölfe die Halle noch nie als Sieger verlassen haben, diesmal gab es einen 31:29-Sieg der „Wölfe“, auch wenn zumindest ein Punkt und somit das dritte Remis in Folge zum Greifen nah war. Den Hallensprecher veranlasste das in seiner Euphorie zu der Feststellung, „wieder einmal einen schier übermächtigen Gegner beherrscht und bezwungen zu haben.“ Doch bei den immer noch eklatanten Ausfällen beim HSC eine mehr als übertriebene Darstellung, zumal Rimpar inzwischen auch eine gestandene Zweitligamannschaft stellt. Aber in zwei Dingen waren am Samstag deutlich Vorteile bemerkbar, die das enge Spiel zugunsten der Gastgeber entschieden. Das Umschalt- und Konterspiel funktionierte bei den „Wölfen“ effektiv und sehr genau, während es bei den Coburgern fast gar nicht stattfand oder der Ball auch mal beim Gegner landete. „Im Gegensatz zu Rimpar mussten wir für jedes Tor sehr viel Aufwand betreiben“, erkannte Jan Gorr nach dem Spiel. Hinzu kam, dass die Gastgeber den eigentlichen Nachteil der zahlenmäßigen Unterlegenheit bei einer Zeitstrafe bis auf eine Ausnahme sehr gut durch einen zusätzlichen Feldspieler ausgleichen konnten. „Wir haben unser Überzahlspiel nicht konsequent zu Ende gespielt, es hinten wie vorne nicht gut gelöst“, stellte auch Spielführer Till Riehn nach der Partie fest. Der zusätzliche Feldspieler – eine inzwischen weit verbreitete Taktik, von der die Coburger ganz selten, am Samstag überhaupt nicht Gebrauch machten. „Trotzdem haben nur Kleinigkeiten gefehlt, am Ende ist es sehr unglücklich, weil der Pass zum möglichen Unentschieden nicht ankommt“, bilanzierten Riehn und Kreisläufer Dominic Kelm unisono.

Etwa 250 Coburger Fans hatten sich, ausgerüstet mit eigenen Fan-Klatschen und Trommeln mit auf den für Zweitligaverhältnisse kurzen Weg nach Würzburg gemacht. Traditionell hatte der HSC auch in Absprache mit dem Heimverein eigene Security mitgebracht. „Hier regiert der HSC“, skandierten der eine der beiden HSC-Fan-Blocks trotz der bislang doch eher dürftigen Bilanz gegen die „Wölfe“ bereits vor dem Spiel. Von dort flogen dann auch massenhaft Papierschnipsel aufs Spielfeld, was gleich in der Anfangsphase zu einer Spielunterbrechung führte. Schnell ging es in den ersten Minuten rauf und runter. Immer wieder spielte Rimpar die schnelle Mitte, womit aus Coburger Sicht zu rechnen war. Das ist sowieso das Spiel der Unterfranken und gegen die ersatzgeschwächten Coburger umso mehr. Das machten sie meist auch sehr punktgenau und deswegen mit Erfolg. Dieser Zug und die Übersicht im schnellen Spiel nach vorne fehlten beim HSC oft. Aber die hatten trotzdem die richtigen Antworten parat. Besonders über die Achse Kirveliavicius – Varvne klappte viel, aber kein Team konnte sich mit mehr als einem Treffer absetzen. Immer wieder versuchten die Rimparer mit ihrem Geschwindigkeitshandball die HSC-Abwehr auseinanderzuziehen, überraschten auch schon mal mit Hüftwürfen.

Beim Stand von 9:9 und 10:9 brachten die Coburger zwei Siebenmeter nicht im gegnerischen Tor unter, in der Schlussphase folgte später ein dritter vergebener Strafwurf. Danach lagen sie erstmals mit zwei Toren im Hintertreffen. Zwar gelang durch ein „Empty-Net-Goal“, als die Gastgeber in Unterzahl den Torhüter vom Feld genommen hatten, durch Kirveliavicius noch einmal eine eigene, es war die letzte, Führung, aber trotzdem musste Coburg mit einem Rückstand in die Pause. Das vor allem deswegen, weil es Rimpar immer wieder durch schnelle Ballstafetten schaffte, Lücken in die Deckung zu reißen und so zum Kreis durchkam. Dafür konnte sich der HSC auf Varvne und Kirveliavicius verlassen, die oft zentimetergenau knapp neben Pfosten oder Latte einnetzten.

Nach der Pause ging es Schlag auf Schlag und eigentlich hätten die Vorteile bei Coburg ließen müssen. Denn oft, und das völlig zurecht, waren die Gastgeber weil sie oft über der Grenze des Erlaubten in der Abwehr abräumten, in Unterzahl. In der 36. Minute kassierte Abwehrchef Stefan Schmitt nach seiner dritten Zeitstrafe die rote Karte, gerade einmal 100 Sekunden später „erwischte“ es Sebastian Krauß mit „glatt rot“ nach einer missglückten Abwehraktion. Die Rimparer schienen dadurch geschwächt, doch das pushte sie eher, als dass sie die Köpfe hängen ließen. „Die roten Karten waren für Rimpar nur ein vermeintlicher Nachteil, sie haben vielleicht gerade deswegen noch einmal eine Schippe draufgepackt“, so Jan Gorr nach der Partie. Hinzu kamen Ballverluste seiner Mansnchaft und anstatt näher heranzukommen, ging es für sie nach hinten los. In der fast vierminütigen Überzahl musste der HSC den Gegner auf drei Tore davonziehen lassen. Auch eine fast im Anschluss gegebene weitere Zeitstrafe gegen Rimpar verpuffte aus HSC-Sicht. Zwischenzeitlich stand mit zwei tollen Paraden der nach sechswöchiger Verletzungspause zurückgekehrte TW Jan Kulhanek im Blickpunkt, der dafür sorgte, dass sein Team trotz Unterzahl beim 23:23 doch wieder zum Ausgleich kam. Gerade einmal drei Minuten später hatte Rimpar den Drei-Tore-Abstand allerdings wiederhergestellt. Doch Coburg gab sich nicht geschlagen und hatte zumindest das Remis in der Hand. Ein finaler Pass an den Kreis zehn Sekunden vor dem Abpfiff kam bei Sebastian Weber allerdings nicht an und mit dem Gegenzug machte Rimpar alles klar.

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Im Vergleich zu den letzten Spielen haben wir es diesmal in der Abwehr nicht geschafft, die Lücken immer zu schließen. Dafür haben wir eine bessere Angriffsleistung gezeigt. Natürlich bin ich enttäuscht, dass wir uns nicht mit einem Punkt belohnt haben.“

DJK-Trainer Matthias Obinger: „Wir hatten in den 60 Minuten einige Widrigkeiten zu überstehen, haben diese mit Leidenschaft und Begeisterung umschifft. Meine Mannschaft hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.“

Statistik

DJK Rimpar Wölfe – HSC 2000 Coburg 31:29 (15:14)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (10 Gegentore, 5 Paraden), Patryk Foluszny (n.e.), Oliver Krechel (21 Gegentore, 4 Paraden); Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (1), Felix Sproß, Dominic Kelm (1), Sebastian Weber (2), Stefan Lex (6), Benedikt Kellner, Florian Billek (3), Till Riehn (3/3), Tobias Varvne (7), Romas Kirveliavicius (6). Trainer: Jan Gorr.

DJK Rimpar Wölfe: Max Brustmann (29 Gegentore, 11 Paraden), Andreas Wieser (0 Gegentore, 0 Paraden); Sebastian Kraus (2), Stefan Schmitt, Dominik Schömig (1), Lukas Böhm (1), Patrick Gempp, Jan Schäffer (4), Patrick Schmidt (8/4), Steffen Kaufmann (6), Lukas Siegler (1), Philipp Meyer, Benedikt Brielmeier (5), Benjamin Herth (2), Julian Sauer (1). Trainer: Matthias Obinger.

SR: Tolga Karamuk / Nikos Seliger

Spielfilm: 2:1 (3.), 2:3 (5.), 3:3 (7.), 4:5 (9.), 5:5 (10.), 7:6 (12.), 8:8 (15.), 9:9 (16.), 11:9 (22.), 11:11 (24.), 13:13 (28.), 13:14 (29.), 15:14 – 15:15 (32.), 16:16 (33.), 19:16 (37.), 20:18 (40.), 22:19 (42.), 23:20 (44.), 23:23 (47.), 26:23 (50.), 26:25 (52.), 27:26 (55.), 28:27 (57.), 30:29 (59.), 31:29.

Zuschauer: 2.631 in der s.Oliver Arena

Strafminuten: 14 (Schmitt 6 – rote Karte nach 35:37 Minuten, Böhm, Schäffer 4, Brustmann); rote Karte Sebastian Kraus (37:24) – 8 (Kirvelivicius, Hagelin, Sproß)

Siebenmeter: 4/4 (Kaufmann scheitert an Krechel) – 3/6 (Riehn scheitert an Brustmann, Billek scheitert 2 Mal an Brustmann)

Beste Spieler: Kaufmann, Brielmeier, Schäffer – Varvne, Lex, Kirveliavicius

Bericht von Ralph Bilek
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)