2. Handball-Bundesliga – Das Derby des HSC 2000 Coburg im Erzgebirge beim EHV Aue steht diesmal unter besonderen Vorzeichen.

Aue/Coburg – Vor gerade einmal gut vier Monaten trafen sich der EHV Aue und der HSC 2000 Coburg letztmalig in der Erzgebirgshalle und nach zehn erfolglosen Jahren entführten die Coburger endlich wieder einmal die Punkte. Genau das will Aue für die kommende Dekade dann doch wieder verhindern und ist dazu durchaus in der Lage. „Aue ist ja toll in die Saison gestartet, noch ungeschlagen, haben in Hüttenberg und Wilhelmshaven unentschieden gespielt, hätten beide Partien sogar gewinnen können. Da kommt einiges auf uns zu“, schätzt Coburgs Spielführer Sebastian Weber den kommenden Gegner richtig ein. Der stapelte vor der Saison allerdings recht tief, gab den Klassenerhalt als Ziel an und sieht sich für den Überlebenskampf in der Liga gut gerüstet.

Obwohl bei sieben Abgängen nur vier Neuverpflichtungen getätigt wurden, sieht sich der Auer Trainer Stephan Swat gut gerüstet: „Wir wollen fünf Mannschaften hinter uns lassen.“ Derzeit sind die Erzgebirgler absolut im Soll und auch leistungsmäßig weit von einer Niederlagenserie wie in der vergangenen Saison mit neun Partien in Folge weit entfernt. Und hätte es Benas Petreikis vergangenen Samstag in Wilhelmshaven in den Schlusssekunden Eric Meinhardt nachgemacht, der in ähnlicher Situation am ersten Spieltag in Hüttenberg seinen Strafwurf verwandelt hatte, wäre sein trotzdem noch ungeschlagenes Team mit dem HSC sogar punktgleich.

„Im Vergleich mit dem Team im Mai ist Aue jetzt in der Breite viel besser aufgestellt und der gute Saisonstart hat sich noch einmal positiv auf die Mannschaft ausgewirkt. Und wir wissen, in Aue ist es immer eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, wenn man dort bestehen will“, so Jan Gorr, der den Gegner stärker einschätzt, als noch vor vier Monaten. Zwar mussten sie einige wichtige Spiele abgeben, haben sich aber insgesamt doch verstärkt und schaffen es, aufgrund des stärker besetzten Kaders, „jetzt auch über 60 Minuten auf einem ordentlichen Level zu agieren“, was Gorr festgestellt hat. Dies zeigen bisherigen Ergebnisse. Neben dem EHV Urgestein Eric Meinhardt ist der Rückkehrer im rechten Rückraum, Ladislav Brykner, der bereits von 2012 bis 2016 beim EHV spielte und zuletzt zwei Jahre beim HSC Bad Blankenburg aktiv war, ein weiterer stabilisierender Faktor.

Zudem haben sie mit Torwart Radek Musil, der im November seinen 45. Geburtstag feiert und somit der Vater einiger Spieler im Kader sein könnte, einen extrem routinierten und ruhigen Mann zwischen den Pfosten, der immer ein stabilisierender Faktor im Abwehrverbund ist. „Um die Abwehr mit dem Torwart zu knacken, wird wieder viel Disziplin und Geduld nötig sein, denn Aue ist eine Mannschaft, die nicht hoch- und runterrennt.“ So rechnet der HSC-Trainer mit einem Spiel, bei dem der Ausgang völlig offen ist.

 

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Fabian Apfel, Konstantin Poltrum; Marcel Timm, Pontus Zettermann, Anton Prakapenia, Max Jaeger, Christoph Neuhold, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Sebastian Weber, Florian Billek, Jakob Knauer, Tobias Varvne (?). Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Petr Linhardt, Philipp Barsties.

EHV Aue: Radek Musil, Vilius Rasimas, Erik Töpfer; Eric Meinhardt, Kevin Roch, Pascal Ebert, Bengt Bornhorn, Benas Petreikis, Mindaugas Dumcius, Ladislav Brykner, Jan Faith, Jort Neuteboom, Franz Schauer, Kevin Lux, Sebastian Paraschiv, Austris Tuminskis. Trainer: Stephan Swat.

SR: Julian Fedke / Nils Wienrich

 

Die Lage in der Liga

Die Liga lebt, anders kann das, was an den ersten drei Spieltagen mit unglaublich vielen unerwarteten Spielausgängen geboten wurde, nicht bezeichnet werden. Nach dem dritten Spieltag gibt es mit dem ASV Hamm-Westfalen nur noch ein Team das ganz ohne Verlustpunkt ist. Und lediglich Aufsteiger Handballsportverein Hamburg ist ohne Plus-Zähler – beide Teams jedoch mit einem Spiel in Rückstand. Die Hamburger werden bereits heute Abend versuchen, bei den HC Rhein Vikings den ersten Zweitligaerfolg zu landen.

Interessant dürfte es beim Neuling und überraschenden Spitzenreiter TuS Ferndorf werden, die eben Hamm Westfalen erwarten. Ein weiteres Spitzenspiel – nämlich der Tabellen-Fünfte gegen den Tabellen-Dritten – steigt beim letztlichen HSC-Gegner HSG Nordhorn-Lingen, die den auch noch überraschend ungeschlagenen VfL Eintracht Hagen zu Gast haben. Erstliga-Absteiger TV Hüttenberg, der nach drei Spielen noch auf den ersten Sieg in der zweiten Liga wartet und in zwei Wochen Gastgeber für die Coburger ist, will gegen den ebenfalls nicht optimal gestarteten TV Emsdetten die Kehrtwende schaffen.

Notizen am Rande

Verbundenheit – Beim ThSV Eisenach kam eine Aktion des jetzt im Trainerstab des HSC arbeitenden Girts Lilienfelds sehr gut an. Der Ex-Eisenacher weilte neben vielen anderen ehemaligen Wartburgstädtern, darunter auch der jetzt für den HC Erlangen tätige Trainer Adalsteinn Eyjolfsson, bei der Trauerfeier des langjährigen Mannschafsleiters des ThSV, Knut Schauer, der vergangene Woche 49-jährig verstarb. Pressesprecher Thomas Levknecht: „Das fanden wir alle grandios. Alte Liebe rostet eben nicht.“

Spitzenreiter – Vergangenen Samstag nach der Partie rätselten die HSC-Verantwortlichen, ob und wann Coburg in der zweiten Liga schon einmal Spitzenreiter war. Dabei ist die Antwort einfach – noch nie. In der Saison 2008/2009 gab es drei Auftakterfolge (gegen den 1. SV Concordia Delitzsch, bei der TSG Münster und gegen die SG Wallau. Doch da lag die HSG Düsseldorf nach Toren immer vor dem HSC. Noch besser lief es ein Jahr zuvor in ihrer Aufstiegssaison 2007/2008. Sie starteten als Neuling sogar mit fünf Siegen (in Ludwigshafen-Friesenheim, gegen Willstädt/Ortenau, in Gensungen/Felsberg, gegen die TSG Münster und beim Bergischen HC), doch die Tordifferenz reichte nicht für Platz Eins gegen punktgleiche Gegner aus. Und jetzt schließt sich der Kreis zu den kommenden beiden Spielen. Den Sprung auf Platz Eins verhinderte ein nach Toren stets besserer TSV Bayer Dormagen. Die Dormagener gewannen zu Saisonbeginn sechs Spiele am Stück und waren am Ende der Saison souveräner Aufsteiger mit zwölf Punkten Vorsprung, Coburg wurde Vierter. Aber wer bremste den HSC 2000 aus? Es war am sechsten Spieltag am 06.10.2007 der EHV Aue der den Coburgern damals mit einem 32:27-Erfolg in der Sporthalle am Anger die erste Saison- und damit erste Zweitliganiederlage überhaupt beibrachte. Und das mit dem Spitzenreiter hatte sich am Sonntag durch den Sieg des TuS Ferndorf über den HSV Hamburg (zunächst) sowieso erledigt.

Ferner Osten – Der EHV Aue hatte eine doch ungewöhnliche Saisonvorbereitung. Der ehemalige Auer Spieler Shinnosuke Uematsu hatte für seinen ehemaligen Verein ein Trainingslager in Japan organisiert. Ende Juli waren die Erzgebirgler für elf Tage zu Gast im Fernen Osten und wurden dort begrüßt wie die Stars vom FC Bayern München. Während des nicht alltäglichen Trainingslagers standen auch drei Vorbereitungsspiele an, eines davon gegen die japanische Juniorenauswahlmannschaft.

 

Bericht von Ralph Bilek

Photo Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)