… und trotzdem „ein Spiel mit dem Feuer“. HSC 2000 Coburg hatte gegen das Schlusslicht HG Saarlouis so seine Probleme, biss sich aber durch. Niederlagen der Konkurrenz bringt Coburg auf Platz Vier.

40 Tore zum 40. Geburtstag, den der Trainer des HSC 2000 Coburg, Jan Gorr, am Vortag der Partie feiern konnte – das hätte so richtig ins Bild gepasst. Doch gegen das Ligaschlusslicht HG Saarlouis fabrizierten die Coburger zu viele einfache Fehler. „Das war schon ein Spiel mit dem Feuer, hätten wir nur ein, zwei Fehler mehr gemacht, wäre es zur Nervenschlacht geworden“, resümierte Gorr nach der Partie. Ein Handball-Leckerbissen war es sicherlich nicht, den beide Teams beim insgesamt doch ungefährdeten 32:29-Heimerfolg der Coburger präsentierten. Doch das reichte für den HSC um erstmalig in dieser Saison auf Platz Vier vorzudringen, da Hamm und Rimpar ihre Spiele verloren.

„Das ist keine Laufkundschaft, Balingen geschlagen, gegen den BHC lange geführt“, Gorr warnte kurz vor Spielbeginn nochmals davor den Gegner nicht zu unterschätzen und die stellten die HSC-Fans dann tatsächlich auf eine lange Geduldsprobe, die wegen vieler Unkonzentriertheiten jedoch auch hausgemacht war. Schon die erste Aktion sollte irgendwie symptomatisch sein. Mit einem Fehlpass und dem sich daraus ergebenden Saarländer Konter begann für die Coburg die Partie alles andere als optimal. Doch schon kurz darauf „revanchierte“ sich Florian Billek für sein Team, als er einen „Steal“ zum 2:1 verwandelte. Überhaupt bestimmten zahlreiche Ballverluste auf beiden Seite die Anfangsphase dieser Partie. Coburg schaffte es nicht, sich abzusetzen, weil in der Abwehr irgendwie die letzte Konzentration fehlte, der finale entscheidende Pass des HG-Angriffs oft nicht unterbunden werden konnte und im Angriff nicht konsequent genug abgeschlossen wurde. Das Coburger Publikum wurde zu diesem Zeitpunkt schon ungeduldig: „Haben die zuviel Osterbrezn gefuttert?“

Doch die Gäste präsentierten genau den Handball, mit dem Gorr gerechnet und vor dem er gewarnt hatte. Ging es nicht schnell nach vorne, spielte die HG ihre Angriff lange und dies auch noch überaus erfolgreich aus. Als sie nach 16 Minuten einen Strafwurf vergaben, nutzte Coburg dies zur ersten Zwei-Tore-Führung. Doch zufrieden war Gorr nicht, weil sein Team weiterhin zu viele Fehler fabrizierte und Glück hatte, dass Saarlouis nicht postwendend wieder zum Ausgleich kam, dem stand der Pfosten im Wege. Das zeigte auch seine Gestik in einer Auszeit, die der Gegner genommen hatte. Wirklich besser wurde es trotzdem nicht. Zwar setzte sich sein Team kurz darauf auf vier Tore ab, doch Saarlouis zeigte immer wieder gelungene, vor allem schnelle Aktionen, nachdem es zuvor zunächst den Anschein hatte, mit ihrem behäbigen Spielaufbau wollen sie die Coburger einschläfern. Da fehlte der HSC-Abwehr die nötige Aggressivität. Sehenswert das Herausspielen zum 14:10, dass Hagelin abschloss, nachdem er mit einem genialen Bodenpass durch den Wurfkreis hindurch um zwei gegnerische Abwehrspieler herum von Till Riehn bedient wurde.

Auch nach der Pause verschleppte Saarlouis weiter das Spiel und profitierte zudem von Fehlern des HSC im Spiel nach vorne. Erst fand ein Pass von Billek, dann ein Pass von Lex nicht sein Ziel. Beide Male nutzten die Gäste das zu eigenen Toren. „So gings auch gegen Dresden los“, merkte ein Fan in der obersten Reihe an. Ganz unrecht hatte er nicht. Sein Team machte es Saarlouis nun richtig einfach, die in der Abwehr noch ein Schippe drauflegten und mit Lindskog Andersson einen Mann mit Auge für die Spielsituation hatten. Die hatte auch TW Oliver Krechel als er nach 44 Minuten erstmals nicht bei einem Strafwurf auf Spielfeld kam. Coburg war noch in Unterzahl, hatte den TW vom Feld genommen, schloss erfolgreich ab. Saarlouis versuchte mit einem schnellen Anwurf ins noch leere Tor zu treffen. Mit einer sehenswerten Flugeinlage im Stile eines Fußballtorwarts an der Neun-Meter-Linie verhinderte Krechel den Treffer. Diese Aktion zündete bei den Coburgern kurz den Turbo, denn ausgehend aus dieser Parade gelang es ihnen wieder, fünf Tore Abstand zwischen sich und den Gegner zu bringen. Doch zu oft mussten bei Coburg Einzelaktionen herhalten und am Ende musste sogar noch ein bisschen gezittert werden, auch weil das Halten und Ziehen der HGS-Abwehr von hinten zu spät konsequent geahndet wurde. Den HSC-Schlusspunkt setzte TW Oliver Krechel in seinem 185. HSC-Spiel mit seinem Tor zum 32:28, das ihn mit den ehemaligen HSC-Torleuten Stefan Apfel (196 Spiele) und Havard Martinsen (354) mit je drei Toren gleich ziehen ließ. Nach der Partie feierte Gorr, der nach der Pressekonferenz von der HSC-Vorstandsriege ein Geburtstagsständchen gesungen bekam, dann seinen nachträglichen Festtag mit geladenen Gästen und hinein in den 29. Geburtstag seines Kreisläufers Markus Hagelin …

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: „Das die Papierform nicht funktioniert, haben wir heute wieder festgestellt. Deswegen war es wichtig, dass wir in einem insgesamt holprigen Spielruhig geblieben sind. Saarlouis hat sehr diszipliniert agiert, wir in der Abwehr auch oft Türen aufgemacht. 29 Gegentore sind zuviel.“

HGS-Trainer Philipp Kessler: „Leider ist es uns nicht gelungen, den Turnaround zu schaffen. Dafür haben wir es geschafft, den Druck aus dem Coburger Rückraum etwas herauszunehmen. Aber am Ende hat uns die Kraft gefehlt, wir haben nicht mehr ganz so konsequent gespielt wie über weite Strecken der Partie.“

Statistik

HSC 2000 Coburg – HG Saarlouis 32:29 (16:12)

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (19 Gegentore, 8 Paraden), Oliver Krechel (10 Gegentore, 2 Paraden, 1 Tor); Philipp Barsties, Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß (2), Dominic Kelm (1), Sebastian Weber (2), Stefan Lex (5), Benedikt Kellner (2), Florian Billek (4/1), Till Riehn (2), Jakob Knauer (3), Tobias Varvne (5), Romas Kirveliavicius (4). Trainer: Jan Gorr.

HG Saarlouis: Patrick Schulz (24 Gegentore, 6 Paraden), Darius Jonczyk (8 Gegentore, 1 Parade); Maximilian Hartz, Philipp Leist, Falk Kolodziej (2), Martin Murawski, Lars Weissgerber (4), Moritz Barkow (3), Arthur Muller (1), Jerome Müller (2), Julius Lindskog Andersson (5/2), Michael Schulz (5), Tom Paetow, Yann Polydore, Marcel Engels (3), Pascal Noll (4). Trainer: Philipp Kessler.

SR: Jannik Otto / Raphael Piper

Spielfilm: 0:1 (2.), 2:2 (5.), 4:4 (8.), 6:5 (12.), 6:6 (13.), 9:7 (17.), 12:8 (23.), 12:10 (25.), 14:10 (28.), 16:11 (30.), 16:12 – 17:12 (32.), 19:14 (35.), 19:16 (38.), 20:16 (39.), 20:18 (41.), 21:19 (42.), 25:20 (46.), 25:22 (50.), 26:23 (52.), 28:24 (53.), 28:26 (55.), 29:26 (56.), 29:27 (57.), 30:27 (58.), 32:28 (60.), 32:29.

Zuschauer: 2.081 in der HUK Coburg arena

Siebenmeter: 1/2 (Billek scheitert an Jonczyk) – 2/3 (Weissgerber wirft am Tor vorbei)

Strafminuten: 6 (Kirveliavicius, Knauer, Wucherpfennig) – 6 (Müller 6), damit rote Karte (58.)

Beste Spieler: Lex, Varvne – Andersson, M. Schulz


Bericht von Ralph Bilek (Coburger Tageblatt)
Bilder von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)