Lange souveräner und dominanter HSC verschenkt durch unnötige Zeitstrafen in der Schlussphase den Sieg beim VfL Gummersbach.

Der HSC 2000 Coburg war beim VfL Gummersbach über weite Strecken die klar bessere Mannschaft. Doch mit unnötigen Zeitstrafen schwächten sich die Coburger in der Schlussphase selbst und mussten am Ende sogar noch froh sein, nach einer Vier-Tore-Führung beim 24:24 wenigstens einen Zähler mitgenommen zu haben. Die Tabellenspitze der 2. Handball-Bundesliga hat sich dadurch noch enger zusammengeschoben. „Nach einem tadellosen Auftritt was Deckung, Torwart und das überlegte Spiel im Positionsangriff anbelangt, hat uns eine Zeitstrafenflut erwischt. Die haben wir uns größtenteils selbst zuzuschreiben“, zog Coburgs Trainer Jan Gorr sein Fazit.

Unter den Augen der 1978er-Weltmeister Joachim Deckarm und Heiner Brand eröffnete Max Jaeger den Torreigen für die Coburger mit zwei sehenswerten Treffern von der Außenposition. Trotzdem lief sein Team erst einmal einem Rückstand hinter. Zudem bekam Zeman am Kreis gleich die Härte von Kontrec zu spüren. Die erste Überzahl nutzte der HSC mit durchdachten Spielzügen um das Blatt zu wenden und nun selbst vorzulegen. Als sie mit einem freien Ball und einem Strafwurf scheiterten, ging es wieder in die andere Richtung. Coburg tat sich gegen die immer wieder offensiv vortretende Abwehr des VfL schwer und fand kaum ein Durchkommen. Zudem hatte Ivic im Tor des VfL nach einer knappen Viertelstunde bereits genauso viele Paraden gezeigt als während des gesamten Hinspiels. Doch danach lag es eher an der Zielungenauigkeit der Coburger und am guten Block der Gummersbacher, dass nicht mehr viele Treffer fielen.

Beide Teams zeigten eine sehr variable Spielanlage, die es dem Gegner schwer machte, sich darauf einzustellen. Nach dem 7:8 übertrafen sie sich mit dem Auslassen einiger Chancen. Beim VfL vergab Bozovic aus dem Rückraum, Billek für Coburg scheiterte mit seinem zweiten Strafwurf, zuvor frei vom Kreis. Über vier Minuten dauerte die torlose Phase, ehe die Gastgeber zum Ausgleich kamen.

Doch der HSC konterte, ging erstmals mit zwei Toren in Führung obwohl Wucherpfennig frei von außen erst einmal an den Pfosten setzte, beim zweiten Versuch dann doch traf und Varve erhöhte. Irgendwie überraschend setzte sich Coburg dann trotz der Nachlässigkeiten zuvor sogar auf drei Treffer ab. Das lag auch daran, dass Gummersbach bis zum Seitenwechsel viel Pech mit insgesamt vier Aluminiumtreffern hatte, Hauptleidtragender beim VfL war dabei Weck im linken Rückraum. Doch auch Varvne traf nur jedes zweite Mal ins Ziel, dafür war er wie Bozovic auf der anderen Seite der Dreh- und Angelpunkt im Angriffsspiel. Letztendlich war schon zur Pause ersichtlich, dass wohl das Team als Sieger die Schwalbe-Arena verlassen würde, das weniger Fehler macht.

Erneut Jaeger netzte nach dem Wechsel als erster HSCler ein und sorgte so mit dafür, dass sein Team die Führung behielt. Sehenswert ging es auch weiter, wie etwas später eine Aktion von Zeman am Kreis, der stark bedrängt am Kreis den Ball mit einer Hand fing und einnetzte, gleich danach der nächste Treffer der zur, der zur erneuten Drei Tore-Führung folgte. Auch in der Abwehr erwies er sich als Bollwerk und dahinter steigerte sich Kulhanek im HSC-Gehäuse, der immer mehr „zum Faktor“ wurde. Mehr vergaben Jaeger und Wucherpfennig von den Außenpositionen. Das rief Greve auf den Plan, er rief sein Team zur Auszeit. Denn das Auftreten der Coburger war sehr souverän, auch wenn sie immer mal wieder zur „Unzeit“ den ein oder anderen leichten Fehler „einstreuten“. Deswegen verkürzen die Gastgeber nach einer Vier-Tore-Führung des HSC Mitte der zweiten Halbzeit wieder.

Mit einer doppelten Zeitstrafe ging Coburg in die „Crunchtime“. Nach einer Zeitstrafe gegen Jaeger kassierte Zeman eine unnötige hinterher, weil er den Anwurfkreis nach einem eigenen Treffer durchquerte. Diese Zeitstrafe war noch lange nicht abgelaufen, als Schröder einen Wechselfehler fabrizierte. Die Folgen waren über fünf Minuten Unterzahlspiel der Coburger, über weite Strecken sogar nur Vier gegen Sechs. Das gab einen Bruch im bis dahin abgeklärten Spiel des HSC. Diese Nachlässigkeiten nutzen die Gastgeber, die nun frenetisch angefeuert wurden, um Treffer auf Treffer heranzukommen. Kulhanek und ein verwandelter Strafwurf von Wucherpfennig brachten zunächst etwas Befreiung.

Hatte Gummersbach vor der Pause mit Alu-Treffern Pech, hatten sie nun Glück, weil die Abpraller bei ihnen landeten. Das nutzen Sie, machten den Rückstand komplett wett und bestraften die Coburger tatsächlich fast noch gänzlich. Das Remis muss aufgrund der Dominanz des HSC über mehr als 50 Minuten als klarer Punktverlust gewertet werden, auch wenn es für den VfL erst der zweite Zähler war, den sie in eigener Halle abgegeben haben.

 

STATISTIK

VfL Gummersbach – HSC 2000 Coburg 24:24 (10:12).

HSC 2000 Coburg: Kulhanek, Poltrum; Jaeger (4), Wucherpfennig (4/2), Spross, Kelm, Weber, Billek (1), Knauer, Zetterman (2), Varvne (5), Zeman (4), Schröder, Neuhold (4). Trainer: Gorr.

VfL Gummersbach: Ivic, Puhle; Schröter (1), Fanger, Dayan (1), Blohme (6/2), Kontrec, Sommer, Weck (2), Herzig (1), Meinhardt (2), Villgrattner (1), Stüber, Becker (6), Bozovic (4), Busch. Trainer: Greve.

Schiedsrichter: Immel / Klein

STIMMEN

HSC-Geschäftsführer Häfner: „Bis zur 54. Minute haben wir eine überragende Leistung gezeigt, uns durch die Zeitstrafen aus dem Konzept bringen lassen. Am Ende können wir froh sein, dass es noch Unentschieden ausgegangen ist. Wir können aber erhobenen Hauptes nach Hause fahren.“

HSC-Trainer Gorr: „Es wird wohl um die Frage gehen, ob es ein verlorener oder gewonnener Punkt ist. Das muss man von zwei Seiten betrachten. Wenn man aus Gummersbach mit einem Punkt nach Hause fährt, muss man eigentlich mit einem Zähler zufrieden sein. Betrachtet man das Spiel vorher, wie toll wir das kontrolliert haben, ist es extrem schade, dass es „nur“ ein Punkt ist. Da haben wir uns am Ende nicht klug verhalten.“

Spielfilm: 1:0 (2.), 2:3 (6.), 3:4 (7.), 4:4 (8.), 4:5 (9.), 6:5 (12.), 6:6 (14.), 7:8 (19.), 8:8 (23.), 8:10 (24.), 9:12 (29.), 10:12 – 11:12 (33.), 12:14 (35.), 13:14 (36.), 13:16 (38.), 14:17 (40.), 15:18 (42.), 15:19 (45.), 18:20 (49.), 18:22 (50.), 19:23 (52.), 22:23 (55.), 22:24 (58.), 24:24.

Zuschauer: 3.378

Siebenmeter: 2/3 (Sommer an die Latte) – 2/4 (Billek scheitert 2x an Ivic)

Strafminuten: 6 (Becker, Blohme, Kontrec) – 8 (Zeman 4, Jaeger, Schröder)

Beste Spieler: Bozovic, Becker, Blohme – Jaeger, Varvne, Zeman.

 

Bild Iris Bilek