Der HSC 2000 Coburg kann heute Abend mit dem VfL Gummersbach einen Verfolger distanzieren. Nach dem Gipfeltreffen in der Schwalbe-Arena wird trotzdem keine Vorentscheidung um die Aufstiegsplätze gefallen sein.

So richtig rund läuft es für den HSC 2000 Coburg im Jahr 2020 noch nicht. Der schwer gefallene Sieg gegen Aue, die Niederlage bei Nettelstedt-Lübbecke – wie schon im vergangenen Jahr tut sich Coburg schwer nach der Pause im Januar. Das Gastspiel am heutigen Dienstagabend (19 Uhr) beim Absteiger VfL Gummersbach wird ein weiterer Test, wie titelreif die Mannschaft von Coburgs Trainer Jan Gorr ist.

„Punkte in Gummersbach mitzunehmen wäre natürlich sehr wertvoll, aber es wird ein großes Ding diese Aufgabe zu lösen. Da brauchen wir schon eine sehr gute Tagesform.“ Gorr weiß natürlich, obwohl er die Tabelle nicht so gerne zu Rate zieht, dass auf sein Team eine ganz hohe Hürde wartet. Denn der VfL ist neben dem HSC 2000 die einzige Mannschaft, die in eigener Halle noch ohne Niederlage ist. Lediglich einen Punkt mussten sie in der Schwalbe-Arena abgeben, gleich am ersten Spieltag mit einem 25:25-Remis gegen TuSEM Essen. Danach verließen alle anderen Teams als Verlierer die Halle. Das wollen die Coburger ändern. Aber Gummersbach hat sich nach schwachem Start mit zwischenzeitlich nur 9:7 Punkten in der zweiten Liga akklimatisiert. Zudem hat Coburg in fremden Hallen durchaus noch Luft nach oben, mit 10:10 Punkten ist die Bilanz dort lediglich ausgeglichen. „In Gummersbach können wir Punkte mitnehmen, müssen aber nicht. Sie haben noch kein Heimspiel verloren, sind nach der Winterpause gut aus den Startlöchern gekommen. Bei uns war das noch etwas holprig. Es wird sicher ein toller Fight, aber wir dürfen den Start in die Partie nicht verschlafen. Das ist immer mal wieder unser Problem“, erwartet HSC-Vorstandssprecher Stefan Apfel eine Partie in voller Halle mit offenem Ausgang. Auch für ihn ist es kein „normales“ Spiel.

Aufgrund des Wochenspieltages hat Gorr seine Trainingseinheiten vor diesem Gipfeltreffen umgestellt, wird nur auf den nach der Saison zum TBV Lemgo wechselnden, langzeitverletzten Marcel Timm verzichten müssen, dem dadurch eine Partie an seiner ehemaligen Wirkungsstätte entgeht. „Auch Andreas Schröder ist noch nicht wieder bei 100 Prozent, Florian Billek nicht ganz fit“, weiß Gorr um Knackpunkte die diese Partie entscheiden können. Im Hinspiel lagen diese zwischen den Pfosten. VfL-Trainer Torge Greve damals: „Coburg war konsequent im Abschluss, wir haben das nur am Anfang geschafft. Dann waren wir zu undiszipliniert und Kulhanek ist zum Faktor für Coburg geworden, während meine Torhüter nur drei Bälle pariert haben.“
Gorr weiß, dass seine Abwehr zudem gegen einen ganz aufmerksam agieren muss: „Janko Bozovic kann der Unterschiedsspieler sein. Schnell im Eins gegen Eins, mit viel Wurfkraft aus dem Rückraum und einem geschulten Auge für den Mitspieler. Den darf man nicht ins Laufen kommen lassen.“ Ist wie im vergangenen Jahr die Leichtigkeit der Hinrunde verflogen, als die Coburger als „Herbstmeister“ in der Rückrunde den Aufstieg noch aus der Hand gaben? Das wird zwar nicht unbedingt das Spiel am heutigen Abend zeigen, doch mit einem Erfolg kann das Team von Trainer Gorr beweisen, dass es 2020 anders laufen kann als 2019. Gewinnt Gummersbach ist der HSC zwar immer noch Tabellenführer doch dann wird es wohl so kommen, wie es viele schon vor der Saison erwartet haben. Ein Kampf eines halben Dutzend Mannschaften um die beiden Aufstiegsplätze.

 

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Max Preller, Maximilian Jaeger, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Dominic Kelm, Sebastian Weber, Florian Billek, Marcel Timm (verletzt), Jakob Knauer, Dino Mustafic, Pontus Zetterman, Tobias Varvne, Stepan Zeman, Andreas Schröder, Christoph Neuhold. Trainer: Jan Gorr.

VfL Gummersbach: Filip Ivic, Matthias Puhle; Tobias Schröter, Julius Fanger, Yonatan Dayan, Lukas Blohme, Tin Kontrec, Marvin Sommer, Alexander Weck, Fynn Herzig, Malte Meinhardt, Luis Villgrattner, Jonas Stüber, Alexander Becker, Janko Bozovic, Pierre Busch. Trainer: Torge Greve.

SR: Christoph Immel / Ronald Klein

 

Notizen am Rande

Ausfälle – Mit dem österreichischen Nationalspieler Alexander Herrmann fehlt dem VfL ein wichtiger Akteur. Im Abschlusstraining vor der EM im eigenen Land hat sich der Torjäger einen Bruch des Mittelfußknochens zugezogen und verpasste dadurch zum dritten Mal in Folge ein großes Turnier. Mit Robin Haller (Knie-OP) fehlt den Gummersbachern ein weiterer Akteur im linken Rückraum.

Unterschiedsspieler – Als den bezeichnet Jan Gorr Janko Bozovic. Der österreichische Nationalspieler ist Dreh- und Angelpunkt im Gummersbacher Spiel. Bei der Europameisterschaft war er nicht nur bester Assist-Geber in der Vorrunde (15), sondern landete mit 34 Toren in sieben Spielen auf Platz Zwölf der Torschützenliste. Bei den Feldtorschützen belegte der gebürtige Montenegriner, dessen Mutter ebenfalls österreichische Nationalspielerin war, Platz sechs. Mit Sporting Lissabon war er 2017 und 2018 portugiesischer Meister.

Showdown – Möglicherweisen erlebt die Liga einen finalen Countdown am letzten Spieltag. Dann sind die vier Teams, die vor dem diesem 21. Spieltag die Plätze Eins bis Vier belegten – Coburg, Hamm, Essen und Gummersbach – unter sich. „Das ist natürlich eine sehr verlockende Situation, die zum spannenden Saisonverlauf passen würde“, blickt Gorr ausnahmsweise weit nach vorne, relativiert aber: „Bis dahin werden aber auch noch andere Teams mitsprechen wollen.“

 

Bericht: Ralph Bilek

Bild: Henning Rosenbusch