2. Handball-Bundesliga – HSC 2000 muss allerdings sechs Toren Rückstand hinterherlaufen. Nach 40 Minuten wendete sich das Blatt.

Dormagen/Coburg – Ein Spiel am  Faschingswochenende im Rheinland – für den HSC 2000 Coburg war die Partie am gestrigen Abend beim TSV Bayer Dormagen in dieser Hinsicht Neuland. Neuland in gewisser Weise war dann auch der Ausgang. Denn nach zwei Auswärtsniederlagen in Folge stand erstmals seit Mitte Dezember wieder ein 27:21-Erfolg in fremder Halle zu Buche. Danach hatte es in der ersten Viertelstunde jedoch überhaupt nicht ausgesehen. Denn mit sechs Toren lag Coburg, die Markus Hagelin und Anton Prakapenia aufbieten konnten, in Rückstand. Erst nach 40 Minuten kippte die Partie. „Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir die Partie dann auch verdient gewonnen, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Das müssen wir uns hinter die Ohren schreiben. Es kann nicht sein, dass wir jedes Mal eine Viertelstunde verschlafen. Wenn wir dort oben bleiben wollen, brauchen wir nicht 30 oder 40 Minuten gute Leistung in einem Spiel, dann brauchen wir die über 60 Minuten“, fand Florian Billek deutliche Worte.

Die Coburger erwischten tatsächlich einen grausigen Start, anders kann es nicht ausgedrückt werden. Im Zusammenspiel ging in den ersten zehn Minuten kaum etwas zusammen. Einzig der Spielzug auf Max Jaeger auf Linksaußen war bis dahin das Zählbare. Bereits nach gerade einmal sieben Minuten rief Gorr sein Team in einer Auszeit an die Seitenlinie. Wie schon gegen Aue bekamen sie in der Abwehr keinen rechten Zugriff auf den Gegner, haderten mit SR-Entscheidungen spielten aber auch viel zu riskant in ihren Angriffsaktionen. Immer wieder spielten die Gastgeber erfolgreich über die Außenpositionen und setzten sich Tor um Tor ab. Immer wieder düpierten sie die HSCler, die dem schnellen Spiel des Gegners wenig entgegenzusetzen hatten.

Auch die recht riskante Spielweise im Angriff behielten die Coburger bei, war vor allem über den Kreis erfolgreich. Nach einem Sechs-Tore-Rückstand fanden sie nach 20 Minuten dann doch etwas besser ins Spiel. Dormagen vergab mehrere Angriffe in Folge und jetzt war es der HSC, der schnell vor dem gegnerischen Gehäuse war und seine Konterchancen nutzte. Auf zwei Tore kamen sie heran, bis ein Strafwurf nach einem klaren Foul zuvor an Markus Hagelin, das nicht geahndet wurde, Dormagen wieder mit drei Toren nach vorne brachte. Überhaupt war die Partie kampfbetont und Jan Gorr weiter oft nicht mit den Entscheidungen der Unparteiischen einverstanden. Doch sein Team löste es jetzt besser, auch wenn sie noch zu oft zu nah an der Deckung agierten. Zudem hatten sie nun in einigen Szenen Glück, das riskante Pässe am Ende doch irgendwie beim Nebenmann ankamen.

Zwar gelang nach dem Wechsel schnell der direkte Anschluss, aber danach diktierten die Gastgeber das Geschehen. Coburg fand gegen die „gummiwandartige“ Deckung des TSV wieder kein Durchkommen, probierte es immer wieder über den Kreis, der in der Regel gut abgeschirmt war, zu oft auch mit unerlaubten Mitteln. Das machte es dem HSC mit diesen fixierten Spielzügen oft auch deswegen schwer. Doch nach 40 Minuten war es dann doch soweit – mit einem schnellen Vorstoß, den Jaeger erfolgreich abschloss gelang der Ausgleich und Flo Billek machte im nächsten Angriff die erste Führung perfekt. Die Gastgeber waren nun lange nicht mehr so ballsicher wie im bisherigen Verlauf und hatten immer mehr Probleme mit den sich klar steigernden Coburgern. Die nutzten jetzt auch die verstärkt auftretenden Lücken in der TSV-Abwehr. Doch die Gastgeber suchten jetzt den Erfolg in der schnellen Flucht nach vorne mit schneller Mitte und Gegenstößen. Da war der HSC, bei denen sich Varvne einige Passfehler leistete, aber dennoch wichtige Impulse setzte, nicht immer im Bilde. Aber jetzt trotzdem mit geduldigem Spiel ganz klar spielbeherrschend. Den Gastgebern gelang kaum noch etwas und fünf Minuten vor dem Abpfiff führte Coburg nun seinerseits mit sechs Toren, auch wenn bei ihnen nicht alles gelang. Doch sie waren gegen extrem stark nachlassende Dormagener zur Stelle und stellten mehr und mehr ihr spielerisches Potenzial in den Vordergrund.

Stimmen:

HSC-Trainer Jan Gorr: „Das war ein richtig schwieriges Spiel, vor allem nach dem 1:6-Einstieg. Wir haben überhaupt keinen Zugriff bekommen auf die Leute von Dormagen und im Positionsangriff zu wenig Durchschlagskraft bewiesen. Zurückzufinden ist extrem schwierig, aber wir haben das mit viel Kampf und Engagement geschafft, uns dann Stück für Stück herangearbeitet. Mir war dann auch klar, dass in der zweiten Halbzeit der Moment kommt, wo wir das zu unseren Gunsten kippen können. Das hat das Team richtig gut gemacht. Unterm Strich sind das ganz verdiente zwei Punkte über die wir uns sehr freuen.“

HSC-Rechtsaußen Florian Billek: „Man kann nicht in Worte fassen, was wir in der ersten Viertelstunde gespielt haben. Es ist eines Tabellenzweiten nicht würdig. Wir lassen in der Abwehr die Aggressivität vermissen, lassen unseren Torhüter alleine. Vorne spielen wir keine hochwertigen Chancen heraus. Wir brauchen zurzeit immer 15 Minuten bis wir aufwachen. Erst dann fangen wir an unseren Handball zu spielen, in der Abwehr jeder für den anderen zu kämpfen, im Angriff unsere Schützen in Position zu bringen. So muss es von Anfang an laufen und der zweite Durchgang war dann auch eines Tabellenzweiten würdig.

Statistik:

TSV Bayer Dormagen – HSC 2000 Coburg 21:27 (13:11).

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Konstantin Poltrum; Markus Hagelin, Maximilian Jaeger (5), Lukas Wucherpfennig, Felix Spross, Sebastian Weber (2), Anton Prakapenia (3), Florian Billek (8/4), Marcel Timm (1), Jakob Knauer (3), Pontus Zetterman, Tobias Varvne (4), Patrick Weber (1). Trainer: Jan Gorr.

TSV Bayer Dormagen: Sven Bartmann, Matthias Jan Broy; Joshua Reuland, Nico Pyszora, Daniel Eggert, Thomas Heider, Carl Löfström (2), Ian Hüter (1), Julian Köster, Nuno Rebelo (1), Benjamin Richter (1), Patrick Hüter (1), Lars Jagieniak, Eloy Morante Maldonado (4), Lukas Stutzke (3), Tim Roman Wieling (8/5). Trainer: Dusko Bilanovic.

SR: Fabian Friedel / Rick Herrmann

Spielfilm: 2:0 (4.), 4:1 (7.), 6:1 (10.), 6:2 (12.), 9:4 (16.), 11:5 (19.), 11:7 (22.), 12:10 (25.), 13:11  – 13:12 (31.), 15:12 (33.), 16:14 (37.), 17:16 (40.), 17:17 (41.), 17:18 (42.), 17:20 (44.), 18:22 (50.), 19:25 (54.), 20:25 (56.), 21:27.

Zuschauer: 1.208

Siebenmeter: 5/6 (Wieling scheitert an Poltrum) – 4/4

Strafminuten: 10 (Stutzke 6, Heider 4) – 2 (Hagelin)

Beste Spieler: Stutzke, Maldonado  – Billek, Jaeger.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Iris Bilek