Erstligaabsteiger Bietigheim stoppt Siegesserie des HSC

„Wenn du schlechte Abwehr und schlechten Angriff spielst, dann gewinnst du kein Auswärtsspiel.“ Coburger reisen enttäuscht zurück.

Die Siegesserie des HSC 2000 Coburg fand bei der SG BBM Bietigheim ihr Ende. Über weite Strecken agierten die Coburger beim Erstligaabsteiger zu einfallslos, trafen auf einen Gegner, dem nach kurzer Anlaufzeit nahezu alles glückte. Zudem bekamen die Coburger Torhüter nach der 15. Minute kaum noch einen Ball zu fassen, was auch an der löchrigen Abwehr davor lag, so dass der 27:23-Sieg völlig in Ordnung ging. Das sah auch Coburgs Trainer Jan Gorr so: „Wir haben es die gesamte Spielzeit nicht geschafft zu unserem Spiel zu finden. Das hat zwei Gründe – einen Eigenanteil, weil es uns in der Deckung in den entscheidenden Situationen zu selten gelungen ist, kompakt und eng gestaffelt zu stehen. Oft haben uns Jonas Link im Eins gegen Eins oder Mimi Kraus mit einem Schlagwurf überwunden. Der zweite Aspekt ist eine Gegnerkomponente. Bietigheim hat extrem heiß verteidigt, hat die Räume sehr eng gemacht.“

Mit einer schnellen Mitte kamen die Coburger zum ersten Torerfolg, überraschten da den Gegner doch etwas, der seinen ersten Torerfolg etwas zu lange feierte. Auch vor dem nächsten ging es für den HSC schnell nach vorne. In der Abwehr zeigten Marcel Timm und Maximilian Jager keinen Respekt vor Michael „Mimi“ Kraus, stoppten gleich mehrmals seine Spielzüge. Waren die Bietigheimer mal durch, stand ihnen in der Anfangsphase gleich mehrmals Jan Kulhanek im Wege. Überhaupt fiel der Gastgeber zunächst durch viele Unkonzentriertheiten auf, denn mehrmals landete der Ball nicht beim Nebenmann.

Zwischendurch beschwerte sich SG-Kreisläufer Rentschler über die Abwehrarbeit von Zetterman und Timm, die jedoch fair mehrmals die Lücke dicht gemacht hatten. Am meisten Probleme hatte die HSC-Abwehr mit Tim Dahlhaus, der seine Würfe lange verzögerte, zudem im letzten Augenblick auch noch herumzog. Trotzdem setze sich Coburg mit drei Toren ab, hatte dann Pech, dass erst ein Lattenkracher von Schröder den direkten Gegenzug ermöglichte und anschließend ein diskussionswürdiges Stürmerfoul gepfiffen wurde. Den Ausgleich verhinderte Kulhanek. Wie ein Rohrspatz schimpfte dann Gorr als Timm für ein Stürmerfoul zwei Minuten bekam, ein Schieben in der Luft gegen Schröder zuvor jedoch nicht geahndet wurde. Da gab es an der Seitenlinie Redebedarf zwischen Co-Trainer Baucke und den SR.

In der Überzahl kamen die Gastgeber zum Ausgleich. Mit einem Kempa über Billek versuchten es die Coburger im nächsten Angriff, wieder war die Latte einem Torerfolg im Wege. Dies nutzte Bietigheim zur eigenen Führung. Immer wieder versuchten Kraus oder der Ex-Erlangener Jonas Link, den Coburg im Verlauf der Partie immer weniger im Griff hatte, den Ball an den Kreis zu Rentschler durchzustecken, was aus Sicht des HSC zu oft gelang. Da war auch Kulhanek meist machtlos. Nachdem Billek mit einem Siebenmeterheber scheiterte war der Weg frei für Link zur ersten Zwei-Tore-Führung der Bietigheimer. Die HSCler fanden kein rechtes Mittel mehr, die Abwehr des Gegners auseinander zu dividieren, denen im Angriff jetzt nahezu alles gelang. Ganz im Gegensatz die Coburger, die einiges liegen ließen, wie Jaeger von außen oder Billek per Konter. Über den Kreis gingen kaum Aktionen, was für die kompakte SG-Abwehr sprach, die auch ein respektables Rückzugverhalten zeigte, was den ein oder anderen Konter des HSC verhinderte. Nach Varvnes dritten Stürmerfoul, der jedoch neben Schröder der Aktivposten im HSC-Team war, hatte die SG noch die Option zur Halbzeitführung, traf auch ins Tor, doch Rentschler hatte am Kreis regelwidrig die Lücke frei gemacht, es blieb beim Remis.

Lücken am Kreis gab es bei den Coburgern auch nach der Pause und endlich auf der anderen Seite. Dort wurde Timm oft ungestraft hart genommen und gehalten. So wurde die Waffe, die der HSC sonst über den Kreis hat, stumpf. Coburg tat sich schwer, auch weil der bislang so sichere Strafwurfverwandler Billek ein zweites Mal patzte, Abpraller meist eine Beute des Gegner wurden. Bietigheim agierte weiterhin sehr sicher, spielte Unterzahlsituationen lange aus. 90 Sekunden bis zum Abschluss verstrichen zwei Mal. Geschickt verzögerte Kraus ein ums andere Mal den Ballfluss, geschickt auch weiter das Provozieren von Stürmerfoul-Situationen durch die Gastgeber. Darauf hatte sich Coburg noch nicht eingestellt, sollte nicht so den Körperkontakt suchen. Doch erstmals lagen sie mit drei Treffern in Rückstand. Im Angriff waren sie zu einfach auszurechnen, Gorr probierte es nun mit Sproß auf der Mittelposition, dessen erster Wurf jedoch gleich geblockt wurde. Aggressiv gingen die Gastgeber in der Abwehr weiterhin zu Werke, der HSC fand kein Mittel, es fehlten die spielerischen Elemente, während Bietigheim alles gelang. Symptomatisch der Gegenzug nach dem ersten Vier-Tore-Rückstand. Völlig frei scheiterte Wucherpfennig von der Außenposition.

Dem HSC lief mehr und mehr die Zeit davon, doch eine Maßnahme fruchtete. Mit einer 5:1-Deckung versuchte Gorr dem Spiel noch eine Wende zu geben, was zunächst dazu führte, dass der Rückstand von fünf auf zwei Treffer reduziert wurde. Das war jedoch nur ein kurzes Strohfeuer. Was fehlte um dem Spiel noch eine Wende zu geben, waren Bälle in der Abwehr oder von den Torleuten. Es war einfach nicht der Tag des HSC.

Für Christoph Neuhold reichte es nach seiner Wadenverletzung noch nicht für einen Einsatz in Bietigheim, er hätte in diesem Spiel gut getan, gerade was die Verschnaufpausen für Schröder betraf. Zudem war Zetterman nahezu abgemeldet, Tempogegenstöße aufgrund der Treffsicherheit des Gegners Mangelware und der „Zwei-Mann-Sturm“ mit Varvne und Schröder zu wenig. Maximilian Jager brachte es kurz nach der Partie auf den Punkt: „Wenn du schlechte Deckung spielst, wenn du schlechten Angriff spielst, dann gewinnst du kein Auswärtsspiel.“

 

Stimmen

HSC-Trainer Jan Gorr: In den wichtigen Phasen hat es Bietigheim geschafft das Heft des Handelns in der Hand zu haben. So war es Anfang der zweiten Halbzeit als sie davon gezogen sind. So war es dann auch, als wir uns wieder auf zwei Treffer herangekämpft haben. Dann habe es deren Routiniers in die Hand genommen und auf den Punkt die entscheidenden Bälle gemacht. Wir hingegen haben im Angriff viel investiert, aber nicht immer die richtige Entscheidung getroffen, unvorbereitet abgeschlossen. Die Niederlage geht aber in Ordnung, es war ein verdienter erster Heimerfolg für Bietigheim.“

HSC-Linksaußen Max Jaeger: „Wir haben vor der Pause in der Abwehr noch recht gut gestanden. Im Angriff haben wir uns oft festgelaufen, waren nicht torgefährlich genug. Trotzdem können wir bis dahin zufrieden sein. Fünf, sechs Minuten nach der Pause fängt Michael Kraus an. Da waren wir nicht aggressiv genug, sind nicht genügend drauf gegangen, haben ihn seine Schlagwürfe machen lassen, die viel zu oft eingeschlagen sind. Im Angriff haben wir nicht besser agiert als vor der Pause.“

 

Bericht: Ralph Bilek

Foto: Iris Bilek