Torwart Jan Kulhanek und Spielmacher Tobias Varvne überragen gegen den TV Großwallstadt. Zum Derbysieg reicht das aber nicht. Der HSC 2000 Coburg verpasst wichtige Zähler.

Coburg — Zwei Spieler, die sich im Herbst ihrer Karrieren befinden und die den HSC 2000 Coburg nach der Saison verlassen werden, prägten das Spiel der Vestestädter im Frankenderby beim TV Großwallstadt: Torwart Jan Kulhanek (40) war mit 14 Paraden ein starker Rückhalt und Spielmacher Tobias Varvne (35) mit neun Treffern Dreh- und Angelpunkt des Coburger Angriffs. Zum Derbysieg reichte es für den Handball-Zweitligisten trotzdem nicht, der HSC unterlag dem unterfränkischen Traditionsverein nach dramatischen 60 Minuten mit 29:30 (15:16). 

2. Bundesliga TV Großwallstadt – HSC Coburg 30:29 (16:15) 

39 Sekunden vor dem Ende zückte HSC-Trainer Brian Ankersen zum dritten und letzten Mal die grüne Karte. Mit einer Auszeit wollte der Däne seine Mannschaft auf die letzten Sekunden dieses spannenden und dramatischen Derbys einstimmen. Die Vorgabe war klar: Zeit von der Uhr nehmen und so spät wie möglich abschließen – und das möglichst erfolgreich. Denn: Nachdem der überragende Tom Jansen im rechten Rückraum des TVG die Gastgeber mit einem Doppelschlag wieder in Führung gebracht hatte (30:29, 60.), wollten die Coburger zumindest mit einem Zähler zurück nach Oberfranken reisen. Der Plan ging nicht auf.

Zwar kam der HSC tatsächlich zu zwei späten Abschlüssen, beide Male war aber TVG-Torwart Jan Steffen Minerva Endstation. Erst parierte Minerva einen Wurf des HSC-Kapitäns Andreas Schröder, dann den zweiten Versuch von Milos Grozdanic. Der Linksaußen des HSC saß lange auf der Bank, zeigte nach seiner Einwechslung aber eine starke Leistung und brachte die Gäste beim 28:27 (56.) erstmals seit dem 18:17 (33.) wieder in Führung. So konsequent der serbische Nationalspieler, der Coburg nach dieser Saison verlassen wird, zuvor auch abgeschlossen hatte, kurz vor dem Ende wählte Grozdanic das falsche Mittel. Mit einem Heber wollte Grozdanic Minerva überwinden – und scheiterte.

Eine allerletzte Chance für den HSC

Noch war das Frankenderby aber nicht vorbei, denn der HSC bekam eine allerletzte Chance auf einen Punktgewinn. Der HSC bekam einen Freiwurf zugesprochen, doch die Distanz war für Schröder zu groß – Schluss, aus, vorbei. Der TVG feierte nicht nur den Derbysieg und wichtige Punkte gegen den Abstieg, sondern auch Torwart Minerva.

Der Schlussmann mit den vor dem Spiel meisten Paraden aller Zweitliga-Torhüter entschärfte im gesamten Spiel nur vier Bälle – in den entscheidenden Momenten war Minerva aber zur Stelle. Zuvor dominierte ein anderer Torwart das Spiel: Coburgs Jan Kulhanek. Der 40-jährige Tscheche hatte bereits in der Anfangsphase seinen Anteil, dass sich Großwallstadt nicht weiter vom HSC absetzen konnte. Weil beide Mannschaften ihr Hauptaugenmerk zunächst auf den Angriff legten, bekamen die 430 Zuschauer in der Elsenfelder Untermainhalle nach sieben Minuten bereits zehn Tore zu sehen (6:4).

Kurz danach griff Ankersen zum ersten Mal in das Spiel ein und nahm frühzeitig seine erste Auszeit (10.). Zwar hielt der HSC-Trainer an der 6:0-Deckung fest, aber er wechselte Justin Kurch für Schröder ein, und Neuzugang Tumi Steinn Runarsson, der gegen Emsdetten ein starkes Debüt feierte, kam nun auch in der Defensive zum Einsatz. Die Idee dahinter: Runarsson könnte sich nun auch um das Umschaltspiel kümmern. Das klappte nur bedingt, denn der 21-jährige Isländer blieb diesmal blass.

Trotzdem griff Ankersens Maßnahme: Coburg steigerte sich defensiv und kam besser in Fahrt. Nach rund 20 Minuten schien das Frankenderby in Richtung des HSC zu kippen. Erst erzielte Kurch die erste Führung des Spiels (11:10, 19.), dann beendete Florian Billek den zwischenzeitlichen 3:0-Lauf des HSC (12:10,20.). Absetzen konnten sich die Gäste aber nicht – im Gegenteil. Großwallstadt war dank einer aggressiven Abwehrarbeit schnell wieder auf Augenhöhe (13:13, 24.) und ging durch Pierre Busch bis zur Halbzeit wieder in Führung (16:15).

Nach der Pause schlug der zweite „Oldie“ des HSC zu: Tobias Varvne. Mit einem Doppelschlag binnen 20 Sekunden drehte der 35-jährige Schwede das Spiel (17:16, 31.). Der Beginn einer Coburger Welle wie im zweiten Abschnitt gegen Emsdetten war das aber nicht. Die von Ralf Bader trainierten Hausherren deckten leidenschaftlich und stark und stellten die HSC-Angriff vor so manches Problem.

Coburger Rückstand wächst

Als sich dann die technischen Fehler bei den Gästen häuften, zog der TVG auf 23:19 (43.) davon. Kurz zuvor entschied sich Ankersen für eine Taktikänderung: Hatte Coburg bis dahin fast durchgehend mit den beiden Spielmachern Varvne und Runarsson im Rückraum agiert, um die massive TVG-Abwehr mit Tempo zu knacken, brachte der HSC-Trainer erst mit Karl Toom und dann mit Schröder mehr Wurfgewalt ins Spiel. Diese Maßnahme hatte Erfolg, denn durch viele Kreuzungen riss der HSC immer wieder Lücken für Schröder. Dass Coburg den Vier-Tore-Rückstand verkürzte (23:24, 48.), lag aber vor allem am weiterhin bestens aufgelegten Kulhanek.

Das Frankenderby hatte sich längst zum offenen Schlagabtausch entwickelt und bog auf eine dramatische Schlussphase ein. Nachdem Mario Stark Grozdanic’ Führungstreffer egalisiert hatte, brachte Merlin Fuß den HSC wieder in Führung (29:28, 57.). Es sollte das letzte Coburger Tor des Abends bleiben. Stattdessen war es Großwallstadts Jansen, der mit zwei Toren das Derby zum 30:29-Endstand drehte.

Jansen, der zu keiner Zeit von der Coburger Deckung unter Kontrolle zu bringen war, sprang mit seinen elf Treffern auch für den diesmal schwachen Top-Torjäger Savvas Savvas (zwei Tore bei acht Versuchen) in die Bresche. Während der TVG zwei wichtige Zähler im Abstiegskampf holte, verpasste es der HSC, nachzulegen.

 

Bericht inFranken

Bild Iris Bilek