Das Drama von Hamm ist verarbeitet: Brian Ankersen, Trainer des Zweitligisten HSC 2000 Coburg, richtet den Blick nach vorne. Gegen die Eulen Ludwigshafen sollen Leistung und Ergebnis stimmen.

Coburg — Konsterniert standen die Zweitliga-Handballer des HSC 2000 Coburg auf dem Spielfeld. Ratlose Blicke hier, gesenkte Köpfe dort. Kurz zuvor hatte der ASV Hamm-Westfalen den Vestestädtern mit dem 30:29-Siegtreffer ein sicher geglaubtes Erfolgserlebnis aus den Händen gerissen – mit einem Kempa-Trick in buchstäblich letzter Sekunde. Bitterer kann ein Spiel nicht enden. Zumal die Mannschaft von Trainer Brian Ankersen ihre beste Saisonleistung gezeigt hatte, mehrfach aussichtsreich geführt hatte – und trotzdem mit leeren Händen zurück nach Oberfranken fahren musste. Viel Zeit zum Hadern haben die Coburger aber nicht, bereits am Mittwochabend (19.30 Uhr, bei sportdeutschland.tv) steht mit dem Heimspiel gegen Mitabsteiger Eulen Ludwigshafen das nächste Spiel auf dem Plan.

2. Bundesliga HSC 2000 Coburg – Eulen Ludwigshafen 

„Es bringt ja nichts, eine andere Option haben wir nicht“, sagt Trainer Ankersen auf die Frage, ob der HSC das Drama vom Freitagabend ver- und aufgearbeitet habe. Der 33-jährige Däne ist bemüht, den Blick nach vorne zu richten und das Positive des Hamm-Spiels mitzunehmen. „Das war unsere beste Saisonleistung. Wenn man sich das Hinspiel, in dem ich mein Debüt gegeben habe, und das Rückspiel anschaut, muss man feststellen, dass das zwei verschiedene Mannschaften waren.“ Beim ersten Aufeinandertreffen im Oktober des vergangenen Jahres waren die Coburger beim 26:32 klar unterlegen, die Westfalen dominierten die Partie. Ein paar Monate später waren es die Coburger, die das Spiel bestimmten und den Tabellendritten mehr als an den Rand einer Niederlage brachten. „Wir hatten mehrmals die Chance, das Spiel zuzumachen“, hadert Ankersen. Seine Mannschaft führte teilweise mit fünf Toren (21:16, 24:19) und in der Schlussphase regelmäßig mit drei Treffern (26:23, 28:25). Und dann? Nervenflattern? „Natürlich spielt der Kopf eine Rolle, der Druck war ja auch groß“, sagt Ankersen.

Die Hauptgründe für das bittere Ende sieht Coburgs Trainer aber woanders: „Wir haben uns technische Fehler geleistet und zu viele Möglichkeiten vergeben.“ Und: „Hamm ist eine Mannschaft, die 60 Minuten lang perfekte Angriffe spielen kann.“ Das musste der HSC auf schmerzhafte Art und Weise erfahren, als Hamms bester Spieler, Dani Baijens, quasi mit der Schlusssirene den Siegtreffer warf.

Dass das ohnehin angeknackste Coburger Selbstvertrauen weiter leidet, glaubt Ankersen nicht: „Natürlich willst du dich nach so einem Spiel erst einmal unter dem Bus verstecken und wenn man verliert, ist es immer ein Nackenschlag. Aber wir müssen das Positive aus dem Spiel mitnehmen.“ Und gute Ansätze habe Ankersen zur Genüge gesehen: „Wir waren emotional, hatten die richtige Mentalität und haben in Abwehr und Angriff stark gespielt.“ Auffällig war, dass der HSC in der ersten Hälfte äußerst flexibel in der Offensive agierte. Erst war der HSC vor allem über das Zentrum erfolgreich, dann über die Außen und in Eins-gegen-eins-Situationen.

„Das ist meine Art von Handball, das will ich sehen und das haben die Jungs gut gemacht“, sagt Ankersen. Aber: Nach 17 Treffern im ersten Durchgang ebbte das Coburger Angriffsspiel in der zweiten Hälfte ab. „Wir haben nicht mehr mit genug Tempo und viel zu viel quer gespielt“, moniert Ankersen. Nur zwölf weitere Tore ließ der HSC folgen, dafür deckte die Verteidigung auf konstant gutem Niveau – und will das auch gegen Ludwigshafen, das traditionell stark verteidigt, machen.

Die Eulen überlaufen

Eine „aggressive und kompakte Abwehr“ will Ankersen gegen die Eulen sehen. Vor allem um die beiden besten Torschützen Hendrik Wagner und Stefan Salger nicht ins Rollen kommen zu lassen. Im Hinspiel (26:33) klappte das nicht, denn der Nationalspieler und künftige Wetzlarer Wagner traf starke zwölf Mal.

Ob Wagner aber in Oberfranken dabei ist und mit welchem Kader Ludwigshafen nach mehreren Corona-Fällen anreist, ist noch unklar. Unabhängig vom gegnerischen Personal hat Coburg einen klaren Plan: Aus einer starken Deckung die Eulen überlaufen. „Wir wollen sie ins Rennen bringen und müde laufen“, sagt Ankersen. Der Gedanke dahinter: Ludwigshafen musste das Spiel gegen die HSG Nordhorn-Lingen coronabedingt verlegen und ist aus HSC-Sicht hoffentlich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Für den HSC gilt das nicht, denn Ankersen kann auf den kompletten Kader bauen. Einzige Ausnahme: Paul Schikora. „Er konnte sich am Dienstag freitesten und macht verschiedene Untersuchungen. Ob er im Aufgebot steht, ist aber noch nicht sicher“, sagt Ankersen.

Sicher aber ist: Coburg will im Duell der Erstliga-Absteiger an die Leistung in Hamm anknüpfen – und diesmal das bessere Ende für sich haben.

 

Bericht inFranken

Bild Svenja Stache