2. HANDBALL-BUNDESLIGA – Coburg hat die erste Pflichtaufgabe gegen VfL Eintracht Hagen im Schongang gelöst. Beim Verzicht auf Marko Neloski war die Partie schon zur Pause entschieden. Wie schwer ist die Verletzung von Jan Kulhanek?

Coburg – Der HSC 2000 Coburg hatte mit dem Tabellenschlusslicht VfL Eintracht Hagen keine Probleme und gewann sicher mit 27:18. Allerdings war die Partie bereits kurz nach der Pause entschieden, als der HSC den Abstand auf zehn Tore erhöht hatte, plätscherte etwas dahin. In der Folgezeit hielten sich die Gäste, die im gesamten zweiten Durchgang mit dem siebten Feldspieler agierten, wacker, verbesserten das Resultat sogar noch etwas ohne den Coburgern wirklich gefährlich zu werden. „Wir müssen in solchen Spielen auch verrückte Sachen machen, wie die offene Deckung oder den siebten Feldspieler um überhaupt konkurrenzfähig zu sein“, begründete VfL-Trainer Nils Pfannenschmidt die taktischen Maßnahmen. „Den siebten Feldspieler hat noch keiner so lange gegen uns gespielt, das war schon kniffelig zu lösen“, zeigte sich HSC-Coach Jan Gorr vom Durchhaltevermögen dieses Schachzuges überrascht. Eigentlich hatten die Fans nach dem Pausenstand ein Schützenfest erwartet, das zumindest war der Tenor in vielen Pausengesprächen, wo es nur um die Höhe des Erfolges ging. Doch galt es aus Coburger Sicht auch die Kräfte für die kommenden, terminlich engen Aufgaben, einzuteilen. „Das wichtige sind die zwei Punkte. Ich finde nicht, dass die Partie in den letzten 20 Minuten dahingeplätschert ist. Jan hat viel probiert um Substanz für die Woche zu sparen. Da ist es normal wenn nicht alles passt“, resümierte Spielführer Till Riehn. Dominic Kelm hätte sich hingegen mehr gewünscht: „Ich bin nur teilweise zufrieden, die Abwehr war sehr gut, aber am Ende schlagen wir daraus zu wenig Kapital und der Sieg fällt ein bisschen zu niedrig aus. Das müssen wir besser ausspielen und etwas für unser Torverhältnis tun.“ Grundlage für den ungefährdeten Erfolg war die resolute Abwehrarbeit, die von Philipp Barsties bestens organisiert wurde, wobei der HSC über die gesamte Spielzeit ohne Zeitstrafe auskam. Jan Gorr verzichtete auf Marko Neloski, der sich am Rücken gezerrt hatte und bei dem schnelle Bewegungen nicht möglich waren. „In Anbetracht des engen Programmkalenders in den nächsten Tagen wollen wir kein Risiko eingehen und deswegen wird er pausieren“, erklärte der Coburger Trainer vor der Partie.

Der schönste Treffer fiel gleich zu Beginn, es war der erste für Hagen. Sören Kress vernaschte erst die Coburger Deckung und nach einer Pirouette versenkte er den Ball per Rückhandtreffer im Tor von Jan Kulhanek. Doch ansonsten ließ der HSC wenig anbrennen und nach fünfeinhalb Minuten rief Hagens Trainer Nils Pfannenschmidt seine Jungs in einer Auszeit zusammen. Die empfingen die HSC-Angreifer sehr offensiv sobald bei denen der Spielzug lief. Teilweise bis auf 15 Meter schoben sie aus der Deckung auf den ballführenden Spieler nach vorne, was naturgemäß Räume am eigenen Kreis öffnete, die der HSC nutzte. Fair die Geste von von Boenigk nach zehn Minuten, der einen Wurf von Varvne berührte. Die SR hatten zwar auf Tor ab entschieden, doch der rechte Rückraumspieler der Hagener korrigierte diese Entscheidung, es gab Einwurf für den HSC.
Wenig später mussten die Coburger wieder einmal eine Schrecksekunde hinnehmen. Nach einem verwandelten Strafwurf des Gegners blieb Jan Kulhanek mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden sitzen und langte sich an den rechten Oberschenkel. Scheinbar hatte sich der überragende Mann der letzten beiden Partien eine Zerrung zugezogen („eine scheinbar muskuläre Sache, wir müssen bis Dienstag schauen wie es sich entwickelt“, erklärte Gorr in der Pressekonferenz nach dem Spiel) und saß ab diesem Zeitpunkt mit dick bandagiertem Oberschenkel an der Seitenlinie. Doch dort konnte er sich aufgrund der Paraden von Oliver Krechel wirklich in Ruhe zurücklehnen. Auch Gorr war zufrieden: „Oli kam kalt ins Tor, war ein sicherer Rückhalt und hat das richtig stark gemacht. Nicht selbstverständlich nachdem er aufgrund der guten Leistungen von Jan zuletzt kaum Einsatzzeit hatte“, lobte Gorr seinen Torwart.

Gegen die offensive Deckung bewies Varvne mehrmals ein gutes Auge für die Lücke und nach einem schönen Dreher von Lex, der aber vor der Torlinie liegen blieb, hätte sich dessen Gegenspieler über zwei Minuten und Strafwurf nicht beschweren dürfen, weil er den HSC-Linkshänder in der Luft geschoben hatte und der den Dreher mehr oder weniger als Notwurf ansetzte. Doch der Pfiff blieb aus. Aber die Coburger kontrollierten die Partie und profitierten davon, dass Hagen zwar schöne Spielzüge ansetzte, diese jedoch nicht, teilweise frei vor dem Tor, mit einem Erfolg abschloss.
Aber auch Coburg war vor dem gegnerischen Tor trotz des klaren Vorsprungs zur Pause ab und an sehr großzügig beim Verwerten von Chancen. Nach der Pause spielte Hagen ständig mit dem siebten Feldspieler, nahm den Torwart vom Feld, was Florian Billek sein zweites „Empty-Net-Goal“ ermöglichte. Nach 36 Minuten war er es auch, der mit seinem vierten verwandelten Strafwurf und seinem zehnten Treffer insgesamt den Abstand zweistellig machte. Aber Hagen zeigte immer wieder, dass sie das Spiel mit dem siebten Mann beherrschen, ließen die Coburger auch dadurch nicht weiter davonziehen. Was auch daran lag, dass im Angriff beim Heimteam die Durchschlagskraft nun vollends fehlte. Ball nach Ball verfehlte das Tor oder landete in den Armen von Tobias Mahncke bis Sebastian Weber mit einem schönen Seitfallwurf das Team aus dieser kleinen Lethargie erlöste.
Jan Gorr hatte Mitte des zweiten Durchgangs auch bereits komplett durchgewechselt um die Spieler für die weiteren Aufgaben im Laufe der kommenden Woche zu schonen. Hagen behielt sein Konzept mit dem zusätzlichen Feldspieler bei, scheiterte aber immer wieder an Krechel. Von ihrer Spielanlage her hätten sie durchaus nochmals näher an die Gastgeber heranrücken konnten. Die verwalteten den Vorsprung nun mehr oder weniger, ab und an fehlte auch der letzte Tick Konzentration um erfolgreich zu sein.

STIMMEN
HSC-Trainer Jan Gorr: „Wichtig war unsere Entschlossenheit und unsere letzte Konsequenz von Beginn an, da war uns der Auftritt von Hagen in Lübeck Warnung genug. Schlüssel zum Erfolg war unsere Deckung, vorne hat gerade nach der Pause nicht immer alles funktioniert, bedingt auch durch die sehr offensive Hagener Ausrichtung.“
VfL-Trainer Nils Pfannenschmidt: „Unser blödes Auftaktprogramm mit den besten sieben Teams der Liga ist jetzt endlich zu Ende. Wir haben in der Abwehr nach dem Wechsel gut agiert, aber trotzdem hat Coburg heute einen klaren Leistungsunterschied aufgezeigt. Aber das kann auch nicht unser Gradmesser sein.“
HSC-TW Oliver Krechel: „In der zwölften Minute kommt man nicht kalt ins Spiel, da ist man noch warm vom Aufwärmen, also halb so schlimm. Ich hoffe allerdings, dass die Verletzung von Jan nicht zu schlimm ist.“
HSC-Spielführer Till Riehn: „Gerade in der Abwehr haben wir über die volle Spielzeit richtig Gas gegeben, mussten ja lange gegen immer sieben Angreifer spielen. Da würde ich nicht von Dahinplätschern sprechen.“
HSC-Kreisläufer Dominic Kelm: „Auf den siebten Feldspieler sind wir natürlich grundsätzlich vorbereitet, haben vor dieser Partie aber nicht explizit darüber gesprochen. Wir haben das ganz gut gelöst und hatten keine großen Probleme damit.“

STATISTIK
HSC 2000 Coburg – VfL Eintracht Hagen 27:18 (15:8).
HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek (4 Gegentore, 3 Paraden), Oliver Krechel (14 Gegentore, 15 Paraden); Philipp Barsties, Markus Hagelin (1), Lukas Wucherpfennig (2/1), Felix Sproß (n.e.), Dominic Kelm (2), Petr Linhart (1), Sebastian Weber (2), Stefan Lex (1), Benedikt Kellner (2), Florian Billek (10/4), Till Riehn (1), Tobias Varvne (4), Romas Kirveliavicius (1). Trainer: Jan Gorr.
VfL Eintracht Hagen: Tobias Mahncke (23 Gegentore, 12 Paraden), Dragan Jerkovic (4 Gegentore, 3 Paraden); Tim Lindner (1), Sören Kress (5/1), Dragan Tubic (3/2), Tilman Pröhl (1), Sebastian Schneider (2), Julian Renninger (2), Bartosz Konitz, Jan König, Paul Saborowski, Dominik Waldhof, Daniel Mestrum (2), Jan van Boenigk (2). Trainer: Nils Pfannenschmidt.
SR: Christian Moles / Lutz Pittner
Spielfilm: 2:0 (2.), 3:1 (5.), 4:2 (7.), 5:3 (10.), 7:4 (13.), 9:5 (15.), 9:7 (17.), 11:7 (19.), 12:7 (22.), 14:7 (27.), 15:8 – 16:8 (32.), 18:9 (34.), 19:9 (36.), 21:11 (44.), 23:13 (48.), 24:14 (50.), 24:16 (52.), 26:17 (56.), 26:18 (57.), 27:18.
Zuschauer: 2.021 in der HUK-COBURG arena
Strafminuten: 0 () – 8 (Waldhof 4, Schneider, von Boenigk)
Siebenmeter: 5/7 (Billek scheitert jeweils an Mahncke) – 3/4 (Tubic trifft den Pfosten)
Beste Spieler: Krechel, Billek, Barsties – van Boenigk, Kress.

Bericht von Ralph Bilek
Fotos von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)

 

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