„Wild – jung – hungrig“

2. Handball-Bundesliga – Der HSC 2000 Coburg will vor der Spielpause am nächsten Wochenende das Optimale und mit einem Sieg TUSEM Essen als Verfolger distanzieren.

Coburg – Der 10. Spieltag der Saison 2018/2019 hält für die Fans des HSC 2000 Coburg eine Premiere bereit. Noch nie gab es in der zweiten Liga für die Coburger ein derartiges Spitzenspiel in der HUK-Coburg arena, wenn am Samstagabend (Anwurf um 19.30 Uhr) TUSEM Essen zum absoluten Top-Spiel gastiert. Erster gegen Zweiter – mehr geht nicht. „Essen hat diszipliniert gespielt, wir haben es nicht gut gelöst dagegen zu spielen, waren nicht quirlig, beweglich, clever genug. An allen Ecken und Enden haben ein paar Prozent gefehlt. Sobald das passiert, gewinnst du das Spiel eben nicht mehr“, so beurteilte der damalige Spielführer des HSC, Till Riehn, das Remis beim letztjährigen Aufeinandertreffen in der Arena.

Das soll nicht wieder passieren. „Wir wissen, dass Essen sich hinsichtlich des Kollektives noch einmal gesteigert hat, und sowohl mit Geschwindigkeits-Handball als auch im Eins gegen Eins seine Gegner vor Probleme stellt“, beurteilt HSC-Coach Jan Gorr die Vorzüge des Gegners. Hinzu kommen dessen größere Breite und die gewonnenen Erfahrungswerte. Außerdem verfügt Essen über ein absolut schlagkräftiges Duo auf der linken Seite mit Noah Beyer und Tom Skroblien. Skoblien war vor zwei Wochen in Dormagen 13 Mal erfolgreich, ihm direkt auf den Fersen damals Luca Witzke als zentrale Figur im Rückraum. Der dreimalige deutsche Meister hat sich zudem mit Lucas Firnhaber verstärkt. „Sie haben noch deutlicher als letztes Jahr eine klare Spielstruktur und kommen durch ihre Erfolge mit großem Selbstvertrauen. Das wird ein anspruchsvolles Gesamtpaket für uns“, mutmaßt Gorr. Ob sein Kader zum Knacken des „Paketes“ wieder mit zuletzt verletzt fehlenden Spielern aufgefüllt wird, lässt er offen: „Sowohl Weber als auch Poltrum befinden sich in der handballerischen Wiedereingliederung. Wie es läuft muss ich mir bis zum Abschlusstraining angucken und dann werden wir entscheiden.“ Doch aufgrund der gezeigten Leistungen auch ohne die fehlenden Akteure braucht dem HSC nicht bange zu sein. Gerade Kulhanek befindet sich in Top-Verfassung was ihm den TW-Platz im Zweitliga-Team der Woche einbrachte und auch „Flo“ Billek wird dort bereits zum zweiten Mal in dieser Saison gelistet.

Gorr spürt auch in Coburg eine gewisse neue Spannung im Hinblick auf das Spitzenspiel. „Unser bisheriges Abschneiden hat jetzt doch wieder viele neugierig gemacht und alle sind positiv angetan vom bisher Erreichten.“ Er weiß auch um den wichtigen Faktor Fans gerade in solch einem Spiel: „Das hat Zusatzgewicht und mit den Zuschauern zusammen wollen wir auch diese Aufgabe lösen.“ Doch das will sein Gegenüber trotzdem auch, stehen sich doch die stärksten Angriffsreihen der Liga gegenüber. Der Essener Trainer Jaron Siewert ist im Handball mit gerade einmal 24 Jahren so etwas wie Julian Nagelsmann bei den Fußballern, jüngster Coach in der Bundesliga aller Zeiten. „Wild, jung, hungrig“, so hat HSC-Trainer Gorr bereits vor vier Wochen das Erfolgsrezept des Gegners kurz, aber auch treffend umschrieben. Deswegen kann mit Spannung erwartet werden, wer am Samstagabend wem Appetit verdirbt. „Ich glaube, dass die Begegnung halten wird, was die Tabellenkonstellation verspricht. Es wird ein schnelles, attraktives Handballspiel. Wer sich das entgehen lässt, ist selbst schuld. Jeder sollte seine Füße in die Hand nehmen und in die Halle kommen“, macht sogar Siewert Werbung für dieses Aufeinandertreffen. Es ist angerichtet…

Die Akteure

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Fabian Apfel; Marcel Timm, Pontus Zettermann, Anton Prakapenia, Max Jaeger, Christoph Neuhold, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig, Felix Sproß, Florian Billek, Jakob Knauer, Tobias Varvne. Trainer: Jan Gorr. – es fehlen: Sebastian Weber (?), Konstantin Poltrum (?), Petr Linhardt, Philipp Barsties.

TUSEM Essen: Sebastian Bliß, Moritz Mangold; Noah Beyer, Jonas Ellwanger, Luca Witzke, David Cyrill Akakpo, Dennis Szczesny, Carsten Ridder, Justin Müller, Lucas Firnhaber, Malte Seidel, Felix Klingler, Tom Skroblien, Niklas Ingenpass, Tim Zechel. Trainer: Jaron Siewert.

SR: Christoph Maier / Michael Kilp

Die Lage in der Liga

Selbst wenn der HSC das Spitzenspiel verlieren sollte, das Team geht nach dem 10. Spieltag als Spitzenreiter in die Nationalmannschaftspause. Denn auch die drei weiteren Verfolger, HBW Balingen-Weilstetten, TuS Ferndorf und ASV Hamm-Westfalen mit je 13:5 Punkten können die Coburger nicht verdrängen. Bereits gestern Abend gastierte aus diesem Trio Hamm-Westfalen beim EHV Aue (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Am heutigen Freitagabend ist Ferndorf zu Gast beim Vorletzten HC Rhein Vikings, deren Trainerwechsel bislang verpufft ist. Erstligaabsteiger TuS Nettelstedt-Lübbecke (12:6 Punkte) erwartet zum interessanten Vergleich Balingen und kann diese mit einem Erfolg in der Tabelle überholen.

Hinter dem nächsten Coburger Gegner, dem siebtplatzierten VfL Lübeck-Schwartau (ebenfalls 12:6 Zähler), die beim schwach gestarteten TV Hüttenberg ihre Visitenkarte abgeben, klafft in der Tabelle derzeit eine Lücke. Dahinter müssen alle Teams erst einmal eher nach hinten schauen. Dazu gehören die im Augenblick mit einem Spiel Rückstand auf dem ersten Abstiegsplatz liegenden DJK Rimpar Wölfe. Mit einem Erfolg gegen den direkten Tabellenhintermann Dessau-Roßlauer HV will das Team von Coach Matthias Obinger den Kontakt zum Mittelfeld aber halten. Späte Revanche kann der Wilhelmshavener HV nehmen. In der Spielzeit 2007/2008 unterlagen sie beim HSV Hamburg mit 17:44, die bis dato höchste Auswärtsniederlage in der ersten Liga. Jetzt treffen beide Teams erstmals in Liga Zwei aufeinander, allerdings mit Heimvorteil für den WHV.

Bericht von Ralph Bilek

Bild von Henning Rosenbusch (www.henning-rosenbusch.de)